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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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rausgeholt, was hier rauszuholen war. Warum also sollte er zurückkommen? Nach Kassims Aussagen sind die unterirdischen Gewölbe der Karawanserei mit den Wasserquellen noch intakt. Dort sind wir vor der nächtlichen Wüstenkälte geschützt. Außerdem übernachten die Palastkrieger auch hier, dann ist es nicht so gruselig.“
    Nicht so gruselig? Kiana konnte sich das kaum vorstellen.
    Mit energischem Schritt stapfte Amir herbei. „Wir übernachten hier“, ordnete er an, „unter dem Schutz der Soldaten. Der Befehlshaber und ich haben das beschlossen.“
    „ Okay“, erwiderte Nesrin und setzte sich in Bewegung.
    Verwirrt schaute Amir ihr nach. „Ist sie jetzt doch zur Vernunft gekommen und hat begri ffen, dass es für sie besser ist, ihrem Beschützer zu gehorchen?“
    Ohne auf Kianas Antwort zu warten , folgte er Nesrin. So sagte Kiana leise zu sich selbst: „Damit würde ich nicht rechnen, mein Freund.“
     
    So übernachteten sie in den Gewölben der Karawanserei. Obwohl zwei Frauen in Kassims Erkundungstrupp waren, die von ihren männlichen Mitkämpfern durchwegs mit Respekt behandelt wurden, bestand Amir darauf, dass Nesrin und Kiana fern von den Palastkriegern in einer entlegenen Nische schliefen. Diesen Ruheplatz schirmte er vor den anderen ab, indem er sich wie ein Wachhund davor legte.
    „Du und deine Trübe-Welt-Schrullen, Alter!“, quittierte Nesrin Amirs Bemühungen, doch sie war wie Kiana zu müde, um sich eine eigene Lösung zu überlegen, die ihren Schlaf genauso gut vor dem Schnarchen und Stiefelscharren der Palastkrieger schützte.
    Das gemeinsame Frühstück am nächsten Morgen brachten alle rasch hinter sich. In der bedr ückenden Stimmung der Ruinen kam bei niemandem so etwas wie Appetit auf. Nesrin war begierig, noch im Morgengrauen aufzubrechen. Ob sie so schnell wie möglich diesen Ort hinter sich lassen wollte, oder ob Baski nun doch eine Spur gewittert hatte, war nicht zu ergründen.
    Noch während sich die Krieger für ihre Rückkehr zum Palast bereitmachten, saßen Amir und Kiana auf ihren Teppichen und jagten Nesrin hinterher. Wenn sich Kiana nicht ganz täuschte, ging die Reise in die Richtung, in der die Klingende Oase lag. Also setzte Nesrin offensichtlich das voraus, was sie gestern Zabibie gegenüber geäußert hatte, nämlich dass die Oase Damons nächstes Ziel sein konnte.
    Nachdem die Ruinen der Karawanserei außer Sicht waren, verlor Kiana sehr schnell die Orientierung. Ewig umtriebig zeichnete der Wind stetig neue Linien in den Sand, trug alte Dünenkämme ab und häufte sie woanders auf. Die Wüste erfand sich immer wieder neu.
    Aber dann, nach ein paar Stunden, kam Kiana etwas bekannt vor. An diesem Felsmassiv da vorne waren sie und Nesrin letztes Mal in großer Entfernung links vorbei geflogen. Jetzt aber steuerten sie genau darauf zu.
    „Pinkelpause!“, erklärte Nesrin, als sie am Felsmassiv anhielt, das nun wie eine langgezogene, hochhaushohe Wand vor ihnen aus dem Sand ragte.
    „Schon wieder?“, schnaubte Amir.
    Nesrin stieg von ihrem Teppich. „Bleib locker, Mann! Ich hab eben viel von dem guten Quellwasser der Karawanserei getrunken. Ich geh nur mal kurz um die Ecke.“ In Begleitung von Baski verschwand sie in einer mannsbreiten Öffnung im Fels. Da es dahinter nur dunkel, nicht aber stockduster war, schien es mehr ein Durchlass zu sein als eine Felsnische.
    Kiana ging ihrer Freundin nach. Wo sie schon mal hier waren.
    Schnurgerade führte e in breiter, langer Gang in den Fels hinein und mündete schließlich in eine Grotte mit einer torartigen Öffnung zur anderen Seite der Felswand. Ob die Grotte von der Natur oder von Menschenhand geschaffen worden war, konnte Kiana nicht sagen.
    „Das bietet sich an für eine vorverlegte Mittagspa use“, fand Nesrin. „Wer weiß, wann wir das nächste Mal so einen schattigen Rastplatz finden, wo der Boden nicht so heiß ist, dass er unsere Schuhsohlen grillt. Also pinkeln wir besser nicht hier drinnen, sondern da draußen. Dann sehen wir auch gleich, was hinter diesem Berg liegt.“ Sie ging weiter und trat durch die torartige Öffnung hinaus auf die andere Seite der Felswand.
    Und stockte.
    „ Was ist?“ fragte Kiana beunruhigt.
    „ Probleme“, presste Nesrin hervor. „Geh zurück!“
    Aber Kiana war bereits neben ihr.
    Das Gelände unter ihnen fiel steil ab in eine riesige Ebene, die von Sanddünen begrenzt wurde. Und die ganze Ebene wimmelte von Skorpionkriegern. Es mussten Hunderte sein. Unmittelbar über

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