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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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„Das Wort, das du suchst, ist: falsch.“
    Amir fegte die Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite. „Gar nichts ist falsch! Wenn ein Mädchen tatsächlich was zustande bringt, erkenne ich das auch an. Kiana zum Beispiel kann schneller rohe Schaffelle einsalzen als jeder andere, den ich kenne.“
    „ Na, wenn das kein Maß für eine erfolgreiche Powerfrau ist!“ Ächzend massierte sich Nesrin ihren Nacken. „Da kann ich nicht mithalten. Kein Wunder, dass du mich für völlig unfähig hältst.“
    „ Das tue ich nicht.“ Mit widerwilligem Respekt schaute er Nesrin an. „Das vorhin mit diesem Wasserzauber war einfach …“, er suchte nach einem passenden Wort und fand keines. „Dieses viele Wasser plötzlich! Ich dachte schon, ich hätte einen Sonnenstich. Wie hast du das geschafft?“
    „Mit Weiberkram“ , antwortete Nesrin bissig. Sie hob die flache Hand und hielt sie Kiana hin. „Wir Mädels sind toll. Gib mir fünf, Baby!“
    Als Kiana nicht schnell genug reagierte, rollte Nesrin die Augen, packte Kianas Unterarm, hob ihn hoch und klatschte ihre Handfläche gegen Kianas. „Das war echt der Hammer, wie wir Damons Krabbelviecher mit ein bisschen …“, sie nickte Amir zu, „… Weiberkram ganz schön nass gemacht haben! Ich wünschte nur, es hätte mehr von den Menschenfressern erwischt. Darum ließ ich euch so nah am Boden fliegen, damit die Grauärsche das auch tun und dann vom Wasser überrascht werden. Das war der Plan. Aber leider haben noch genug von denen ihre Teppiche rechtzeitig hochgekriegt.“ Ihr Kinn hob sich. „Aber was soll’s! Es war trotzdem so was von cool, oder nicht?“
    Kiana jedoch war viel zu erschöpft für Nesrins Freude. „Wir haben Menschen getötet.“
    „Besser die als wir!“, erwiderte Amir g epresst.
    Auf einmal war Nesrin mit ihm einer Meinung: „G enau! Wir hatten keine Wahl. Außerdem ist an den Typen nur die äußere Erscheinung noch menschlich. Und die auch nur teilweise. Was glaubst du, was die mit uns gemacht hätten, wenn die uns in die Grapschfinger gekriegt hätten? Dann hättest du sie garantiert nicht mehr mit Menschen verwechselt. Warum, glaubst du, war ich wohl verzweifelt genug, den Spiegel zu schmeißen, obwohl ich mir nicht mal sicher war, wie er genau wirkt. Oder ob er überhaupt was taugt. Aber eine andere Chance sah ich nicht, so auf die Schnelle.“
    Obwohl Nesrin mit entschlossener Stimme sprach und Amir grimmig die Schultern straffte, war dennoch ersichtlich, dass der Kampf den beiden weitaus mehr zugesetzt hatte, als sie zugeben wollten. Kiana erkannte das an Amirs blasser Gesichtsfarbe, die seine Wangen leicht gelblich aussehen ließ, und an seinen verkniffenen Mundwinkeln, die immer bedeuteten, dass er sich zusammenriss. Und sie erkannte es an der Art, wie Nesrins Hände beim Reden wild in der Luft herumfuchtelten, nur damit sie sich nicht dauernd ineinander verkrampften.
    „Dieser kleine Spiegel hat das also tatsächlich bewirkt?“ Amir strich sich über die Stirn.
    „ War das nur ein Trugbild, oder ist das, was aus dem Spiegel kam, echtes Wasser gewesen?“ Kiana trank einen Schluck aus dem Wasserschlauch und gab ihn an Amir weiter. Seine Tasche war irgendwann bei dem Kampf verloren gegangen. Wie auch ihr Dolch. Der Proviantkorb sowieso. Nur ihre und Nesrins Tasche hatte Kiana retten können.
    „ Als ich fast ertrunken bin, hat sich das Wasser sehr echt angefühlt.“ Amir blickte von Kiana zu Nesrin. „Es war richtiges Salzwasser, so viel steht fest. Wenn du eine so mächtige Waffe wie diesen Spiegel hattest, warum hast du ihn nicht eingesetzt gegen Damon und seine Armee, als du sie in der Karawanserei direkt vor deiner Nase hattest?“
    Aufgebracht wirbelten Nesrins Hände durch die Luft. „Keine Ahnung von Tuten und Blasen, aber voll den Besserwisser rauskehren, was? Die Mauern der Karawanserei waren kaputt, und das Gelände dort ist flach wie ein Hungermodel. Anders als vorhin in dem Talkessel hätte sich das Wasser nirgendwo halten können, wäre sofort abgelaufen, und Damon wäre auf uns aufmerksam geworden für nichts und wieder nichts.“ Ihre Hände sackten zu beiden Seiten ihrer Oberschenkel in den Sand. „Und außerdem war ich mir, wie gesagt, echt nicht sicher, ob der Spiegel überhaupt funktioniert. Nichts gegen meinen Ziehvater, aber wenn einer allen Ernstes behauptet: Wenn du diesen Spiegel wirfst, schaffst du einen Ozean! - dann sagst du nicht gleich: Cool, hey, spuckt das Ding dazu auch noch ein Surfbrett aus?

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