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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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füttern. Dann mache ich auf, gebe Ihnen etwas zu trinken und zu essen. Sie können dann auch die Toilette aufsuchen. Wenn Sie tagsüber müssen, bleibt Ihnen nur der Eimer, der oben steht. Ich habe Ihnen schon eine Decke und Kissen auf den Boden geschafft und aus Heu eine Schlafstatt gebaut. Ach ja, eigentlich betritt außer mir kaum jemand den Stall. Meiner Tochter stinkt es im Stall zu sehr. Mein Schwiegersohn kommt ebenfalls selten hier rein. Falls doch, müssen Sie sich absolut still verhalten, haben Sie verstanden?«
    Rosen nickte.
    »Tragen Sie Streichhölzer oder ein Feuerzeug mit sich?«
    »Nein.«
    »Gut. Denn das Heu brennt wie Zunder. Ich möchte nicht, dass Sie sich und das Haus abfackeln. Noch eins: Wenn ich den Stall betrete und wir uns unterhalten können, begrüße ich die Karnickel mit den Worten: ›Habt ihr gut geschlafen?‹ Wenn Sie diesen Satz nicht hören, bin ich entweder nicht allein oder jemand anderes ist im Stall. Dann rühren Sie sich nicht. Unter keinen Umständen. Ist das klar?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wenn Sie gleich oben sind, schieben Sie das Heu über den Einstieg. Für den Fall, dass doch jemand den Zwischenboden kontrollieren sollte, sieht er so zunächst nur Heu. So, und jetzt wird es Zeit, dass Sie verschwinden. Halten Sie mal.« Er drückte Heinz Rosen die Kerze in die Hand.
    Hermann nahm eine Leiter von der Wand und stellte sie auf. Er kletterte hoch und kurz darauf klappte eine Holzplatte nach unten.
    Als er wieder auf dem Boden stand, meinte er: »Oben links stehen Wasser, Brot und etwas Wurst. Das muss zunächst reichen. Es ist dort stockdunkel. Passen Sie auf, dass nichts umfällt. Wenn Sie noch einmal die Toilette benutzen wollen, sollten Sie das jetzt tun.«
    Rosen schüttelte den Kopf.
    »In Ordnung. Dann rauf.«
    Rosen stieg die Leiter empor und kroch auf den Zwischenboden. Im schwachen Schein der Kerze, die unten den Raum beleuchtete, erkannte er die Verpflegung, den Eimer, die Decke und ein Kissen.
    »Kommen Sie zurecht?«, erkundigte sich Hermann und steckte seinen Kopf durch die Öffnung.
    »Ja. Danke.«
    »Prima. Ich schließe den Zugang jetzt.«
    »Einen Moment noch.«
    »Ja?«
    »Es ging eben alles so schnell. Ich konnte mich nicht von Theo verabschieden. Würden Sie ihm in meinem Namen danken? Ich werde ihm das nie vergessen.«
    »Natürlich. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Der Eingang klappte hoch und es wurde stockdunkel auf dem Zwischenboden. Heinz Rosen hörte, wie sein Gastgeber die Leiter hinabkletterte, sie wieder an ihren Platz hängte und dann ohne ein weiteres Wort den Stall verließ.
    Rosen platzierte das Heu über dem Eingang und kroch so weit wie möglich davon weg. Er ertastete die Decke und das Kissen. Als er sich ausstreckte, behinderte ihn keine Mauer. Er konnte schlafen, ohne taube Glieder befürchten zu müssen. Tatsächlich Luxus, wie Theo versprochen hatte.
    Heinz Rosen griff zur Decke und rollte sich hinein. Die Sirenen gaben Entwarnung. Vermutlich strebten die Menschen nun zurück in ihre Häuser, froh, den Bombenangriffen lebend entgangen zu sein. Vielleicht lagen sie sich in den Armen, küssten sich. Und er verbarg sich hier in diesem Stall, auf der Flucht vor seinen Häschern. Er fühlte sich plötzlich unendlich einsam.
    7
    Mittwoch, 31. März 1943
    E r ging die kurze Strecke zu Fuß. Schließlich war es nicht weit von seiner Dienststelle am Adolf-Hitler-Platz bis zur Schäferstraße, wo Walter Munder mit seiner Familie lebte.
    Nicht viele Häuser, die der Hauptkommissar passierte, waren noch durch Zäune geschützt. Metalle waren kriegswichtige Güter. Wie Mahnmale ragten die nun funktionslosen Stützen aus dem Boden.
    Es war klar an diesem Morgen und der Himmel tiefblau. In Friedenszeiten hätte sich Peter Golsten über so einen schönen Frühlingstag gefreut. Aber es war Krieg. Und klarer Himmel bedeutete ideales Wetter für die britischen und amerikanischen Bomberpiloten, die täglich ihre tödliche Fracht über den deutschen Städten abwarfen. So wie auch gestern.
    Der Luftalarm hatte Lisbeth und ihn überrascht, als sie bei einer befreundeten Familie in Sodingen die überraschende Rückkehr des Sohnes gefeiert hatten. Der junge Gefreite hatte als vermisst gegolten, nachdem er an der Ostfront durch einen Kopfschuss verwundet und das provisorische Feldlazarett, in dem er lag, bei einem Artilleriebeschuss der Roten Armee getroffen worden war. Wie sich später herausstellte, hatte er durch einen glücklichen Zufall den

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