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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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schnüffelt in unserer Nachbarschaft herum.« Walter Munder lief im Salon seines Schwiegervaters auf und ab, ein Weinglas in der Rechten. »Charlotte ist schon angesprochen worden.«
    Wieland Trasse erhob sich und schaltete das Radio aus. Zarah Leander verstummte. »Soll ich dir auch nachschenken?«, fragte er ruhig.
    »Ja. Ein Glas trinke ich noch. Aber dann muss ich los. Charlotte ist allein zu Haus und sie …«
    »Spiel mir nicht den treu sorgenden Ehemann vor. Damit kannst du noch nicht einmal mehr Charlotte beeindrucken.« Wieland Trasse stellte die Weinflasche wieder weg. »Also, was wollte dieser Polizist?«
    »Er hat sich nach der Polin erkundigt. Wann die Nachbarn sie zuletzt gesehen, wie wir sie behandelt haben, ob sie sich einen Grund vorstellen könnten, warum sie weggelaufen ist, solche Fragen hat er gestellt.«
    »Und das wundert dich? Genau das ist der Auftrag, den der Beamte erhalten hat. Er befolgt seine Befehle, mehr nicht.«
    »Ja, aber er war auch bei der von Burwitz.«
    »Ist das die Offizierswitwe, mit der ihr in herzlicher Feindschaft verbunden seid?«
    »Genau die. Die trauert immer noch ihren Judenfreunden nach und meint, wir wären für ihr Verschwinden verantwortlich.«
    Trasse lachte spöttisch auf. »Seid ihr das denn nicht?«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an. Diese von Burwitz lässt kein gutes Haar an uns. Wer weiß, was für einen Mist sie über uns erzählt hat.«
    »Ich werde mich bei Saborski erkundigen. Aber zu etwas anderem. Hast du mit deinen Freunden vom Generalgouvernement gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Sie sind einverstanden.«
    »Gut. Wobei mich interessiert: Warum eigentlich sind die beiden auf dich zugegangen, als sie Partner suchten?«
    Munder grinste. »Misstrauisch?«
    »Ja. Denn die könnten das Geschäft auch allein durchziehen, oder? Wozu brauchen sie uns?«
    »Nein, können sie nicht«, widersprach Munder. »Ihnen fehlen zuverlässige Kontaktleute im Reich, die Waren in Empfang nehmen und aufbewahren können.«
    »Was ist mit ihren Angehörigen? Oder Freunden?«
    Munder trank einen tiefen Schluck. »Einer der Freunde bin ich. Und deren Familien? Wo sollen sie die Waren lagern? Sie könnten ausgebombt werden und im schlimmsten Fall fliegt das ganze Geschäft dann sogar auf.«
    »Das kann uns auch passieren.«
    »Richtig. Nicht aber, wenn du den Großteil der Waren zu deinen Partnern in die Schweiz schaffst. Du hast doch noch diese Verbindungen?«
    Trasse dachte nach. »Ja. Du willst also von meinen Verbindungen profitieren?«
    »Das werden wir alle.«
    »Ein Großteil der Waren? Warum sollen nicht die vollständigen Lieferungen in die Schweiz weitergeleitet werden?«
    »Weil ich nicht so lange auf die Erlöse verzichten will. Ich könnte einige zusätzliche Einnahmen schon jetzt gut gebrauchen.«
    »Das ist riskant.«
    »Nicht wenn ich vorsichtig bin. Und auch nicht riskanter als der Transport selbst.«
    »Das sehe ich anders. Du solltest dich gedulden und mich die Waren vollständig in die Schweiz schaffen lassen.«
    »Ich brauche Geld. Oder zahlst du mir etwa einen Vorschuss?«
    »Nein.«
    »Dann geht ein Teil der Lieferung sofort an mich. Oder ich spreche mit meinen Freunden und du bist aus dem Geschäft raus. Das ist nicht verhandelbar. Also, bist du dabei?«
    Trasse überlegte einen Moment. »Ich bin einverstanden. Wie wird der Transport organisiert?«
    »Einer meiner Freunde, Knut Lahmer, sitzt im Distrikt Galizien im Stab vom Regierungsrat Ludwig Losacker. Er ist dort verantwortlich für die neue Ostbahn-Bezirksdirektion. Er wird uns die Transportgenehmigungen ausstellen. Der andere, er heißt Wolfgang Müller, untersteht dem dortigen Polizeichef SS-Gruppenführer Katzmann. Über seinen Schreibtisch laufen die Listen der bei den Juden und Polen beschlagnahmten Wertsachen. Und er hat unbeschränkten Zugang zu den Warenlagern des Bezirks. Seine Aufgabe ist es, die Belege zu prüfen, abzuzeichnen und schließlich die Wertgegenstände zum Abtransport ins Reich freizugeben.«
    »Er allein? Es gibt kein Vieraugenprinzip?« Trasse war erstaunt.
    »Nein. Schließlich bedient sich auch unsere oberste Reichsführung. Die hat es allerdings mehr auf Kunstgegenstände abgesehen. Wie auch immer. Zu viele Mitwisser wären auch ihnen auf jeden Fall eher unangenehm. Daher nur ein Verantwortlicher. Der muss dann aber besonders vertrauenswürdig sein.« Munder grinste. »Und das ist Müller ja. Die Lieferungen werden an dein Herner Kaufhaus adressiert und sind als

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