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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Die Kleine hatte ein geschwollenes Gesicht und Arme und Beine waren blau geschlagen. Benimmt sich so die Herrenrasse, Herr Hauptkommissar?«
    Ohne ein weiteres Wort schloss sie die Tür hinter Golsten.
    18
    Montag, 5. April 1943
    A m frühen Nachmittag hämmerte jemand an die Haustür. Erwin, der in der Küche einen Teller Rübensuppe löffelte, stand auf und öffnete.
    Sein Freund Karl stand vor ihm, nur im Hemd, völlig durchnässt vom Regen, der seit dem Morgen unablässig niederging, und japste völlig außer Atem: »Manni is tot.«
    Erwin glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. »Was?«, stieß er hervor.
    »Manni is tot«, wiederholte Karl.
    Erwin schüttelte entgeistert den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich habe doch noch am Freitag …«
    »Es is am Samstagmorgen passiert.«
    Ein schrecklicher Gedanke nahm von Erwin Besitz. »Wie?«
    »Weiß ich nicht. Ein Nachbar hat es eben meiner Mutter erzählt. Adolf hat das mitbekommen und ist gleich zu mir gerannt.«
    Erwin blieb fast das Herz stehen. Samstagmorgen. Er hatte Manni gebeten, den Auftrag des Roten auszuführen. Weil er selbst doch keine Zeit hatte. Wortlos griff Erwin zu seiner Jacke und zog die Haustür hinter sich zu.
    »Komm«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Zu euch nach Hause.«
    Zehn Minuten später hockten die Freunde in der Küche von Karls Mutter. Sie ließ Wasser in ein Glas laufen und trank es aus. Dann musterte sie Erwin und ihre Kinder, so als ob sie sie erst jetzt wahrgenommen hätte. »Du gehst nach oben«, wies sie dann Adolf an. »Das ist nichts für Kinder.«
    »Abba Mamma«, beschwerte sich Adolf.
    »Ich sag dir das nur ein Mal«, drohte seine Mutter. »Ab mit dir!«
    Murrend tat Adolf wie geheißen.
    Als der Kleine die Küche verlassen hatte, ließ sich seine Mutter auf einen Stuhl fallen. »Jetzt schon die Kinder«, stöhnte sie und schlug beide Hände vor ihr Gesicht. »Jetzt schon Kinder.«
    Karl hielt das folgende Schweigen nicht mehr aus. »Wat is passiert?«, fragte er aufgeregt.
    »Sie haben Manni erschossen«, antwortete seine Mutter.
    »Wer?« Karl stupste sie an. »Mama, erzähl doch.«
    »Die Gestapo«, fuhr sie Karl an. »Was glaubst du denn, wer sonst?«
    Karl wich erschrocken zurück.
    »Entschuldige. Du kannst ja nichts dafür.« Sie streichelte ihrem Sohn über das Haar. »Es war in Erle. Keine Ahnung, was der Junge da wollte. Mit dem Rad seines Vaters ist er da hingefahren. Mannis Mutter wusste von nichts. An einer Bude hat der Junge gestanden. Wohl auf jemanden gewartet, meint die Polizei. Aus irgendeinem Grund ist er einer Gestapo-Streife aufgefallen.« Sie schüttelte den Kopf. »Was die da wohl zu tun hatten? Aber ist ja auch egal. Auf jeden Fall haben die ihren Wagen angehalten und sind ausgestiegen. Das muss Manni wohl mitbekommen haben, hat sich auf das Rad geschwungen und ist abgehauen, der dumme Junge. Die Gestapo-Leute wieder in den Wagen und hinterher. An der nächsten Ecke hatten sie ihn. Manni ist mit dem Rad in die nächste Hauseinfahrt, dann auf den Hof, hat da das Rad fallen gelassen und ist zu Fuß weiter. Über eine Mauer ist er noch gekommen. Einen Garten weiter haben sie ihn erwischt und in den Rücken geschossen. Manni war sofort tot. Die Polizei hat es erst vor zwei Stunden seiner Mutter gesagt. Die war natürlich sowieso schon voller Sorge, weil der Junge zwei Tage nicht nach Hause gekommen ist. Ihre Schwester ist jetzt bei ihr. Der Mann irgendwo in Russland und der Älteste von der Gestapo erschossen.« Sie schüttelte wieder traurig den Kopf. »Was für Zeiten.«
    Erwin war starr vor Schreck. Ihm war, als ob eine kalte Hand sein Herz umklammerte und langsam, ganz langsam zudrückte. Doch er musste die Frage stellen, die ihm auf der Seele brannte. »Hat die Polizei noch etwas gesagt? Haben die vielleicht irgendwat bei Manni gefunden?«, platzte es aus ihm heraus.
    Karls Mutter wurde hellhörig. »Was soll die Fragerei? Was sollen die denn gefunden haben?«
    »Na ja, wenn er doch verabredet war. Vielleicht hat er dem Mädchen wat mitbringen wollen.«
    »Welchem Mädchen?« Ihr Misstrauen war spürbar. »Weißt du etwa, warum der Manni nach Erle ist?«
    »Nee«, beeilte sich Erwin zu versichern. »Ich mein ja bloß.«
    »Du solltest deine Meinung besser für dich behalten. Hast du verstanden?«
    Erwin nickte eingeschüchtert. Aber er war auch erleichtert. Wenn die Gestapo das Päckchen, das er vom Roten erhalten hatte, bei Manni gefunden hätte, wäre garantiert auch dessen Mutter intensiv in die Mangel

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