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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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er sich sicher. Und da er stets gut damit gefahren war, die dunklen Geheimnisse der Menschen in seiner Umgebung zu kennen, hatte er von Schmeding mit Nachforschungen beauftragt.
    »Ich habe in Golstens Berichten gelesen, dass sich eine Zeit lang Jugendliche in auffälliger Weise vor Munders Haus herumgetrieben haben. Können Sie das bestätigen?«
    »Nein. Aber wir haben mit Munders Überwachung erst vor Kurzem begonnen.«
    »Dabei ist wohl nichts herausgekommen?«
    »Nein. Munder war zwei Mal auf Dienstreisen. Ob dort etwas vorgefallen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Was wir wissen, ist, dass er in Bochum mehrmals ein einschlägiges Lokal aufgesucht hat.«
    »Den Salon Kitty? «, vermutete Saborski.
    »Ja. Eine der Prostituierten arbeitet für uns. Als kleines Entgegenkommen dafür, dass wir mehrere Beischlafdiebstähle übersehen haben. Ihr gegenüber hat Munder geprahlt, dass er sehr wohlhabend sei und noch reicher werde, wenn der Krieg erst vorbei wäre.«
    Saborski grinste. Natürlich hatte er gewusst, dass Munder Stammgast in dem Laden war. Von Schmeding gehörte jedoch nicht zu dem kleinen Kreis von hohen SS-Offizieren, die darin eingeweiht waren, dass der Schuppen vollständig unter der Leitung der SS stand. Er diente der Überwachung und Kontrolle hochrangiger Parteifunktionäre und Industrieller. Ein Edelpuff. Die Zimmer waren mit Mikrofonen ausgestattet, im Keller befand sich eine Abhöranlage. Nur deshalb durften in dem Laden in der Bochumer Innenstadt die Nutten ihren Geschäften nachgehen. Saborski dachte nicht daran, von Schmeding aufzuklären. Sollte er weiterhin annehmen, die Prostituierte, von der er gesprochen hatte, sei nur seine Informantin. Auch SS-Männer verkehrten schließlich in dem Bordell und für manchen war die Karriere nach dem Besuch beendet. »Ziemlich unvorsichtig. Aber manche Männer denken nun mal ausschließlich mit dem Schwanz.«
    »Gibt es noch etwas Interessantes?«
    »Der Schwiegervater von Munder, Wieland Trasse, ist vor drei Tagen nach Lemberg gereist.«
    »Nach Lemberg? Woher wissen Sie das denn?«
    »Von einem Freund, der in der Gauverwaltung Westfalen-Süd tätig ist.«
    Im Stillen bewunderte Saborski die professionelle Distanziertheit von Schmedings. Hochintelligent, sachlich, kühl, ohne den Anschein einer persönlichen Regung. Das war das Holz, aus dem kommende Führungspersönlichkeiten geschnitzt waren. »Was will er in Lemberg?«
    »In den Dokumenten ist angegeben, die Reise diene geschäftlichen Zwecken.«
    Was konnte Trasse für Geschäftsinteressen haben, die ihn nach Lemberg führten? »Können Sie mehr über diese Reise in Erfahrung bringen? Wen trifft Trasse dort?«
    »Ich werde es versuchen, Sturmbannführer. Aber viel Hoffnungen kann ich Ihnen nicht machen.«
    »Tun Sie, was möglich ist. Und intensivieren Sie die Überwachung Munders. Und auch wenn ich mich wiederhole: nur mit absolut zuverlässigen Leuten. Sie wissen ja: Ein angeschossenes Raubtier ist am gefährlichsten.«
    Saborski stand auf und reichte von Schmeding die Hand. »Erstklassige Arbeit, Obersturmführer. Wenn Sie so weitermachen, dürfen Sie bald mit einer Beförderung rechnen.«
    Unvermittelt zeigte sich der Ansatz eines Lächelns auf von Schmedings Gesicht. »Danke, Sturmbannführer. Heil Hitler.«
    Als er allein war, ließ sich Saborski zurück in den Sessel fallen. Wenn Munder sich tatsächlich Vermögen angeeignet hatte, das ihm nicht gehörte, würde er Beweise dafür finden. Und dann Munder ans Messer liefern. Aber natürlich nicht, ohne sich vorher selbst ein Stück vom Kuchen zu sichern. Er wusste zwar noch nicht genau, wie er das bewerkstelligen sollte, aber zunächst ging es sowieso nur darum, Beweise zu finden, die Munder überführten. Als Erstes würde er sich mit Hannelore Schneider alias Madame Kitty in Verbindung setzen.
    28
    Freitag, 9. April 1943
    J ens Pedders befuhr seit nunmehr fast zwanzig Jahren als Partikulier die Wasserstraßen Deutschlands. Er bunkerte Kohlen in Dortmund, transportierte sie über die Kanäle im Revier und den Rhein nach Mainz oder Ludwigshafen, und auf der Rückfahrt brachte er im Bauch seiner Juist Schrott für Duisburgs Stahlwerke mit zurück. Kein leichtes Leben, aber er hatte sein Auskommen und war eigentlich ganz zufrieden. Zur Besatzung gehörte außerdem der Vollmatrose Paul, ein Schiffsjunge namens Moses und der Bordhund Struppi, eine ständig kläffende Promenadenmischung, die Pedders bei einem seiner Besuche im Dortmunder Puff vor

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