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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Und natürlich kein Ass.
    Langsam, sehr langsam griff der Bankhalter zur zweiten Karte. Er hob sie an und seine Augen weiteten sich erfreut: Kreuzass!
    »Feuer!«
    Munder konnte nicht fassen, was er sah. Seine Hände zitterten. Aber er bemühte sich, Haltung zu bewahren. »Glückwunsch«, sagte er und griff zum Champagnerglas. Er leerte es in einem Zug. »Sie entschuldigen mich jetzt bitte.« Mit schweren Schritten verließ er den Spieltisch. Simone folgte ihm.
    Munder hatte den Schock noch nicht verdaut, da gesellte sich Madame zu ihm und Simone in das Separee, in das sie sich zurückgezogen hatten.
    »Sie haben verloren, Herr Munder? Schon wieder?«
    »Tja, Pech im Spiel, Glück in der Liebe.« Er knetete die Oberschenkel von Simone, die es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte.
    »Leider muss ich darauf bestehen, dass Sie Ihre Rechnungen der letzten Wochen begleichen.« Madames Stimme war kalt und hart.
    Munder scheuchte das Mädchen von seinem Schoß. »Was fällt Ihnen ein? Ich bin einer Ihrer besten Kunden.«
    »Sie waren einer der besten Kunden, wenn Sie nicht bezahlen.«
    »Ich könnte Sie und Ihren ganzen verdammten Salon …«
    »Drohen Sie mir nicht. Ein stellvertretender Kreisleiter der NSDAP zählt nicht viel in einem Haus, in dem regelmäßig Gauleiter und hohe SS-Offiziere verkehren. Der Herr, der Ihnen eben Ihr Geld abgenommen hat, ist zum Beispiel SS-Oberführer. Bezahlen Sie und Sie können sich weiter mit Simone oder einem der anderen Mädchen amüsieren. Selbstverständlich sind Sie dann auch zukünftig jederzeit willkommen.« Madame runzelte die Stirn. »Bezahlen Sie nicht, lasse ich meine Beziehungen spielen. Und glauben Sie mir, Herr stellvertretender Kreisleiter, die sind exzellent. Das, Herr Munder, ist eine Drohung. Ihre Entscheidung bitte.«
    Munder war sich im Klaren, dass Madame Kitty es ernst meinte. Der Ausdruck ihrer Augen ließ keine andere Deutung zu.
    »Wie viel schulde ich Ihnen?«, erwiderte er daher und versuchte, Selbstbewusstsein auszustrahlen.
    »Eintausend unter Freunden.«
    Munder schluckte. »Das … Ich verfüge momentan nicht über einen solchen Betrag.«
    »Das ist schlecht«, erwiderte Kitty.
    Munder dachte fieberhaft nach. Wo konnte er noch Geld abzweigen?
    »Aber vielleicht kann ich Ihnen doch ein Stück entgegenkommen«, sagte Madame langsam. »Verfügen Sie über irgendwelche Wertsachen? Einen diskreten Käufer könnte ich sicherlich besorgen.«
    Wertsachen? Ja genau. Lahmer hatte ihn informiert, das noch in dieser Woche die erste Lieferung eingehen würde. Da müsste doch etwas dabei sein, das sich zu Geld machen ließe. Es war zwar gegen die Absprachen, aber niemand brauchte davon etwas zu erfahren. Das könnte gehen. »Ja, das ist ein Weg. Aber ich brauche etwas Zeit.«
    »Wie lange?«
    »Bis Ende der Woche.«
    Als Madame später die Tür hinter Munder schloss, spielte ein feines Lächeln um ihre Mundwinkel. Sie fand den Hageren vor der Tür zum Spielzimmer, wo er auf sie wartete.
    »Gute Arbeit«, sagte Madame und streckte die rechte Hand aus. »Wenn ihr etwas könnt, ist es Falschspielerei! Gib mir den Einsatz zurück. Den Rest habt ihr euch wirklich verdient.«
    Der Hagere grinste.
    31
    Montag, 12. April 1943
    D ie Luftalarme erfolgten immer öfter. Doch auch weiterhin kam Herne glimpflich davon. Es hatte zwar Sachschäden gegeben, aber keine Opfer unter der Zivilbevölkerung.
    In der letzten Woche hatte Golsten den Fall der verschwundenen Polin und den des toten Säuglings nicht so bearbeiten können, wie er das eigentlich vorgehabt hatte. Andere dienstliche Aufgaben hatten ihn davon abgehalten. Wie auch die Kollegen hatte er Namenslisten von Jugendlichen erstellen müssen, die dem Nationalsozialismus und seinen Organisationen ablehnend gegenüberstanden. Golsten ahnte, dass die Listen für die Genannten schlimme Folgen haben würden. Aber er fragte und sagte nichts. Wie alle.
    Nun wollte er jedoch endlich in beiden Fällen weiterkommen, obwohl ihn seit dem Samstag ein heftiger Schnupfen, Heiserkeit und leichtes Fieber plagten.
    Golsten hatte beschlossen, in Sachen der verschwundenen Polin die Baufirmen ausfindig zu machen, die bei Munders die Umbaumaßnahmen durchgeführt hatten. Er stieß auf drei Unternehmen, die im mittleren Ruhrgebiet ansässig waren und deren Namen mit Pro… oder Brau… begannen. Eine Firma Prossek in Recklinghausen, ein kleines Unternehmen namens Brauser in Wanne-Eickel sowie die Firma Braumer-Bau in Bochum.
    Er begann mit

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