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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Lichtstrahl nach außen drang. Auf bequemen Sesseln und Polstern warteten spärlich bekleidete Frauen, keine von ihnen älter als fünfundzwanzig, auf zahlungskräftige Kundschaft.
    »Möchten Sie sich sofort in eines der Separees zurückziehen?«, gurrte Madame Kitty. »Ich kann Ihnen Simone empfehlen. Neu bei uns im Salon. Und sehr geschickt mit ihren Lippen.« Sie schnippte mit den Fingern und eine schwarzhaarige Schönheit erhob sich und tänzelte grazil zu Munder, legte beide Arme um seinen Hals und schmiegte sich verführerisch an ihn.
    Munder spürte die festen Brüste und reibenden Schenkel an seiner Seite und sein Mund wurde trocken. »Etwas später. Vielleicht.« Er verbesserte sich hastig, als er die Enttäuschung im Gesicht des Mädchens bemerkte. »Nein, bestimmt. Erst möchte ich aber etwas trinken. Und versuchen, meinen Verlust von letzter Woche wieder wettzumachen.« Er tätschelte dem Mädchen die Wange. »Simone soll mich an den Tisch begleiten. Sicher bringt sie mir Glück.«
    »Eine gute Entscheidung.« Madame Kitty zog Simone von Munder fort. »Champagner. Und begleite den Herrn in das Spielzimmer.«
    Im Nachbarzimmer saßen an zwei getrennten Tischen sechs andere Gäste, fast alle ein oder auch zwei der Mädchen hinter sich, die ihnen den Nacken kraulten, an ihrem Ohrläppchen knabberten und Champagner nippten. Munder wurde an einen Tisch geführt, an dem lediglich drei Männer spielten, deutete eine Verbeugung an und fragte: »Ist es gestattet?«
    Einer der drei Spieler, ein Mittfünfziger mit gewaltigem Bauch, antwortete. »Gern. Wir spielen Siebzehn und Vier. Ich halte derzeit die Bank. Sie wechselt nach jeweils fünf Runden. Mindesteinsatz einhundert Mark. Zwei Asse, also Feuer, gewinnen sofort. Ass und Zehn gewinnen gegen andere einundzwanzig. Wenn Sie einverstanden sind …«
    Nach einer Stunde hatte Munder vier Gläser Champagner getrunken und über eintausend Reichsmark verspielt. Damit war die Hälfte des Geldes, welches er höchstens zu verlieren gedachte, in den Taschen seiner Mitspieler gelandet.
    Die Bank wechselte. Der nächste Bankhalter saß links von Munder. Er war hager und sein Gesicht spitz. Als Einziger der Anwesenden verzichtete er auf die Unterstützung von Kittys Angestellten. »Banco wird erhöht«, sagte er mit seltsam tonloser Stimme an und blätterte sechstausend Mark auf den Tisch. Damit war der Höchsteinsatz festgelegt.
    Munder war der Erste, der als Pointeur setzen musste. Er legte einen Hunderter auf den Tisch. Die anderen taten es ihm nach. Die Spieler erhielten ihre ersten Karten. Munders Karte war eine Zehn. Er überlegte einen Moment und warf dann weitere fünfhundert in die Mitte. Der Mann neben ihm setzte erneut einhundert, der dritte in der Runde zweihundert. Der Bankhalter teilte die weiteren Karten aus. Munder schob seine Spielkarte mit spitzen Fingern zum Rand des Spieltisches, legte die erste darauf und hob beide an. Dann faltete er sie langsam auseinander. Ein Pikass. Zusammen mit der Zehn hatte er einundzwanzig. Nur ein Doppelass konnte das schlagen. Munder bemühte sich, einen möglichst gelassenen Gesichtsausdruck beizubehalten, und setzte weitere fünfhundert. Auch die anderen Männer tätigten ihre Einsätze. Munder verzichtete darauf, weitere Karten zu kaufen, erhöhte aber den Einsatz erneut um einhundert. Nur nicht zu gierig erscheinen, sagte er sich. Der Spieler rechts von ihm stieß einen Fluch aus und warf seine Karten wütend auf den Tisch. Dabei bekam eine Spielkarte so viel Fahrt, dass sie zu Boden segelte. Munder erkannte ein Herzass. Also waren nur noch zwei weitere Asse im Spiel. Der Bankhalter sah ihn fragend an. Munder blickte auf den Geldstapel vor ihm. Sechstausend Reichsmark! Nur noch zwei Asse! Und er hatte die einundzwanzig. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen … Mit heiserer Stimme sagte er: »Banco.«
    Damit waren alle anderen aus dem Spiel. Nur noch er und die Bank. Und es ging um sechstausend Mark.
    Der Bankhalter gab sich nun auch zwei Karten, legte die anderen aus der Hand und sah Munder auffordernd an. »Ihr Einsatz, bitte.«
    Munder griff zu der Geldbörse mit der eisernen Reserve, die er an solchen Abenden immer dabeihatte, und zählte so lange Scheine auf den Tisch, bis sein Einsatz ebenso hoch wie der der Bank war. »Sechstausend«, stellte er fest.
    Der Bankhalter deckte seine erste Spielkarte auf. Das Karoass. Munder brach der kalte Schweiß aus und sein Puls raste. Keine Zehn, bat er in Gedanken. Keine Zehn!

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