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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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mir, dass er auf der Stelle seine Schulden begleichen könne, wenn ich ihm den versprochenen Kontakt zu einem Kaufinteressenten herstellen würde.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Dass ich ihm am Nachmittag Details nennen könne.«
    »Wie wirkte Munder auf Sie?«
    »Gelöst und entspannt. Er hatte seine Selbstsicherheit wiedergefunden.«
    Saborski dachte einen Moment nach. »Verabreden Sie ein Treffen noch heute Abend in Ihrem Salon. Um acht Uhr.«
    »Und wenn ihm der Termin nicht zusagt?«
    »Das ist Ihr Problem, Madame«, erwiderte Saborski kalt. »Sagen Sie ihm zum Beispiel, der Kaufinteressent könne nur heute. Morgen sei er nicht mehr interessiert. Etwas in der Art.«
    »Und wer ist der Kaufinteressent?«
    »Den Namen brauchen Sie nicht zu kennen. Um kurz nach acht wird jemand in Ihrem Salon erscheinen und sagen, dass er wegen Munder kommt. Sehen Sie zu, dass eines der Separees frei ist und mein Mann keinem Ihrer Mädchen über den Weg läuft. Und vergessen Sie, wie er aussieht.« Saborski stand auf. »Wenn Sie meinen Instruktionen folgen und unsere Kooperation auch zukünftig zufriedenstellend verläuft, dürfen Sie Ihrem Geschäft weiterhin nachgehen. Ansonsten …«
    Bei ihrem Abschied verzichtete Madame Kitty darauf, Saborski die Hand zum Kuss zu reichen. Sie wäre ohnehin nicht beachtet worden.
    Kurz darauf rief Saborski von Schmeding zu sich.
    »Kennt Munder Sie?«, fragte Saborski den Offizier, nachdem dieser Platz genommen hatte.
    »Selbstverständlich nicht, Herr Sturmbannführer. Als ich ihn überwachte, habe ich darauf geachtet, dass er mich nicht zu Gesicht bekommen hat.«
    »Gut. Heute Abend ist es so weit. Munder hat die von ihm angekündigte Lieferung erhalten. Er hat diese Puffbesitzerin aufgesucht und die Begleichung seiner Schulden angekündigt. Sie werden als Käufer auftreten. Natürlich in Zivil.«
    »Geht in Ordnung.« Von Schmeding machte eine Pause. Dann fuhr er fort. »Gestern Abend wurde an Munders Privatadresse eine Holzkiste geliefert. Sie wurde mit einem Kraftwagen gebracht, auf dessen Plane für das Kaufhaus von Munders Schwiegervater geworben wurde. Zwei Männer, ich vermute, Mitarbeiter von Herrn Trasse, brachten die Kiste in das Haus, blieben für einige Minuten darin und fuhren dann wieder davon.«
    »Interessant.«
    »Natürlich kann es ein Zufall sein. Aber andererseits ist der zeitliche Zusammenhang von dieser Lieferung und Munders Bereitschaft, seine Schulden zu bezahlen, auffällig.«
    »In der Tat.« Wenn die Kiste tatsächlich Hehlerware enthielt, stellte sich die Frage, ob Trasse von den Geschäften seines Schwiegersohns wusste. Oder ob er gar daran beteiligt war. Saborski verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. Die Geschichte wurde immer besser. Aber einen Schritt nach dem anderen. Zunächst galt es, Beweise für eine mögliche Unterschlagung Munders zu finden. »Sprechen Sie Munder direkt darauf an, dass es sich nach Ihrer Ansicht um heiße Ware handelt. Das ist ein Grund, den Preis zu drücken. Ich möchte wissen, wie er reagiert.«
    »Jawohl, Sturmbannführer.«
    »Einen ausführlichen, schriftlichen Bericht habe ich spätestens am Montagmorgen auf meinem Schreibtisch.«
    »Jawohl, Sturmbannführer.«
    Saborski griff zu einem vorbereiteten Schriftstück. »Munder hat bei Kitty eintausend Reichsmark Schulden. Diesen Betrag wird er wohl mindestens erzielen wollen.« Er unterzeichnete den Beleg und reichte ihn von Schmeding. »Lassen Sie sich an der Kasse zweitausend auszahlen. Das Geld liegt für Sie bereit. Und liefern Sie mir Munder.«
    Von Schmeding stand auf und schlug die Hacken zusammen. »Heil Hitler, Sturmbannführer.«
    »Heil Hitler«, knurrte auch Saborski.
    34
    Freitag, 16. April 1943
    U m drei Minuten nach zwanzig Uhr stand von Schmeding vor der Tür zu Kittys Salon. »Ich bin mit Herrn Munder verabredet«, sagte er in einem Tonfall, der sich wie ein militärischer Befehl anhörte.
    »Bitte treten Sie ein.«
    Kitty musterte den Käufer verstohlen. Ein Kriminalpolizist? Nein. Sie hatte in ihrem Leben schon mit so vielen Kriminalern zu tun gehabt, dieser Mann war mit Sicherheit keiner. Gestapo? Schon eher. Oder SD. Der Sicherheitsdienst der SS. Die Art, wie er sich bewegte. Selbstbewusst, keine Spur von Unsicherheit.
    Keine gute Wahl, Sturmbannführer Saborski, dachte sie. Wenn Munder auch nur einen Funken Menschenkenntnis hat, wird er sofort erkennen, dass er es mit keinem Hehler, sondern mit einem Offizier zu tun hat. Aber war das ihr Problem? Ihr

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