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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Auftrag bestand darin, diesen SS-Mann mit Munder zusammenzubringen. Nicht mehr. Obwohl …
    Der Offizier störte ihre Gedanken. »Ist Munder schon anwesend?«
    »Ja. Bitte folgen Sie mir.« Sie führte von Schmeding durch den Salon zu einem der Separees. Wie abgesprochen, ließ sich keines ihrer Mädchen blicken.
    Kitty klopfte und öffnete, nachdem Munder laut und verständlich »Herein« gerufen hatte. »Ihr Geschäftspartner ist da«, verkündete sie leise.
    »Soll reinkommen«, dröhnte es mit schwerer Zunge zurück. »Und bringen Sie ein Glas für den Herrn. Und natürlich noch eine Flasche Champagner.«
    »Das zweite Glas steht bereits auf dem Tablett.« Madame lächelte. Munder würde doch nichts bemerken. Zum einen hatte er augenscheinlich schon reichlich dem Alkohol zugesprochen, zum anderen war seine Wahrnehmung anscheinend nicht sehr gut. Nein, so wie es aussah, würde Munder dem Offizier auf den Leim gehen. Und sie hätte bei Saborski einen Gefallen gut. Einen großen Gefallen sogar, wenn sie diese Geschichte richtig einschätzte. Sie schob die Tür vollständig auf. »Bitte. Hier herein.«
    Munder erhob sich, um den Mann, den er für den Kaufinteressenten hielt, zu begrüßen. Von Schmeding registrierte, dass sich Munder dabei an der Tischkante festhalten musste, um nicht ins Schwanken zu geraten.
    »Schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten, Herr …?«
    »Lassen wir doch einfach die Namen weg«, antwortete von Schmeding. »Das erspart uns beiden eine Lüge.«
    Munder lachte auf. »Da haben Sie recht, mein Lieber. Bitte setzen Sie sich.« Er griff Richtung Sektkühler. »Champagner?«
    »Warum nicht.«
    Munder schenkte ein und prostete seinem Gast zu. »Auf gute Geschäftsbeziehungen.«
    »Wünsche ich mir auch.«
    Sie tranken schweigend.
    »Das erste Mal hier?«, plauderte Munder.
    »Nein«, log von Schmeding.
    »Gesehen habe ich Sie hier aber noch nie.«
    »Ich war etwas länger verreist.«
    Munder sah von Schmeding überrascht an, überlegte einen Moment und prustete dann los: »Länger verreist, wirklich gut. War es schlimm?«
    Schmeding begriff, dass Munder annahm, er hätte mit seinen Worten einen Aufenthalt im Gefängnis umschrieben. Deshalb antwortete er: »Nein. Trotzdem war es natürlich kein Ausflug in die Sommerfrische.«
    Munder hob den linken Arm und drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Das soll es auch nicht sein. Verbrecher und Verbrechen dürfen in unserem nationalsozialistischen Staat keinen Platz finden. Sie müssen ausgemerzt werden. Gnadenlos.«

Von Schmeding spürte nur Verachtung für den angetrunkenen Parteibonzen, der in einem Edelbordell über Verbrechen schwadronierte und vermutlich gerade im Begriff war, selbst eines zu begehen.
    »Lassen Sie uns zum Geschäft kommen. Was haben Sie anzubieten?«
    Munder stellte sein Glas beiseite und griff zu seiner Aktentasche. »Das dürfte Ihnen gefallen.« Er holte eine Schachtel hervor, öffnete sie und breitete ein schwarzes Tüchlein aus Samt auf dem kleinen Tisch aus. Darauf deponierte er zwei Ringe und einen Armreif mit grazilen Ziselierungen und Edelsteinsplittern. »Bitte.«
    Von Schmeding griff in seine Tasche, zog eine Lupe heraus und beugte sich vor. »Darf ich?«
    »Selbstverständlich.«
    Der SS-Mann nahm erst den einen, dann den anderen Ring in die Hand, begutachtete die Stücke von allen Seiten und nickte wohlwollend mit dem Kopf. »Zweihundert das Stück.« Nun war der Armreif an der Reihe. Für ihn nahm sich von Schmeding mehr Zeit. Er drehte und wendete das Schmuckstück, hielt es unter die Lampe, sodass sich der Lichtschein im polierten Edelmetall und den Steinen spiegelte, fuhr mit den Fingerspitzen über die kunstvolle Gravierung. »Dreihundert«, meinte er schließlich.
    »Was?«, fuhr Munder auf. »Zweihundert für die Ringe und nur dreihundert für den Reif? Der ist gut und gerne eintausend wert.«
    »Ja. Aber er ist heiß. Und heiße Ware kann ich nicht gut verkaufen.«
    Munder sprang auf. »Was unterstellen Sie mir!«, rief er mit gespielter Empörung.
    »Setzen Sie sich wieder«, entgegnete von Schmeding scharf. »Halten Sie mich für einen Anfänger? Der Armreif ist Diebesgut. So wie vermutlich die Ringe auch. Die Ringe sind nicht außergewöhnlich, der Armreif dagegen …«
    Munder ließ sich in den Sessel zurückfallen. »Wie kommen Sie darauf, dass der Armreif gestohlen ist?«, fragte er schon kleinlauter.
    Von Schmeding spielte seine Trumpfkarte aus. Er hielt den Armreif in Richtung Munder. »Sehen

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