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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Beweisstücken wie dem Projektil rechtfertigt sicher einen Blick in die Kellerräume. Schließlich könnte es ja sein, dass das Geschoss …«
    »Die Kellerwand durchdrungen hat? Ist das denn glaubwürdig?«
    »Natürlich nicht. Aber durch ein offenes Fenster … Zwar ziemlich weit hergeholt, aber ich sehe, was sich machen lässt.« Saborski starrte wieder auf den Teich. »Noch etwas, Herr von Schmeding.«
    »Ja, Sturmbannführer?«
    »Ich habe heute Ihre Beförderung beantragt. Ich gehe davon aus, dass es keine Schwierigkeiten geben wird. Herzlichen Glückwunsch, Herr Hauptsturmführer.«
    40
    Donnerstag, 22. April 1943
    D er Einsatz gegen die Edelweißpiraten begann am frühen Morgen. Um kurz vor fünf Uhr hielten zwei Personenwagen der Herner Polizei vor dem Haus im Süden der Teutoburgia-Siedlung. Neben Peter Golsten entstiegen den Fahrzeugen ein Kriminalassistent namens Kurt Langer sowie vier uniformierte Wachtmeister.
    In einer gründlich geplanten Aktion sollten an diesem Tag zeitgleich über vierhundert Wohnungen oppositioneller Jugendlicher im Rheinland und im Ruhrgebiet durchsucht und die Jugendlichen zunächst in Schutzhaft genommen werden. Golsten hatte bei Saborski interveniert und versucht, sich einen anderen Einsatzort zuweisen zu lassen, dabei aber auf Granit gebissen. So musste er nun einen Jungen festnehmen, mit dessen Vater er vor Kriegsausbruch in einer Kneipe am Rand der Siedlung Skat gespielt und das eine oder andere Bier getrunken hatte. Aber, so sagte er sich, schließlich befolgte er nur Befehle. Was blieb ihm anderes übrig?
    »Aufmachen! Polizei!« Einer der Wachtmeister trommelte mit beiden Fäusten gegen die Haustür der Bertelts, trat dann mit dem rechten Fuß dagegen. »Sofort aufmachen!«
    Es dauerte eine Weile, bis sich im Hausinneren etwas regte. Dann aber waren Schritte zu hören. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und langsam wurde die Tür geöffnet. Ungeduldig drängte der Wachtmeister Ilse Bertelt, die im Nachthemd und Morgenmantel im Flur stand, beiseite und stürmte in das Haus. Die anderen Polizisten folgten. Golsten betrat als Letzter die Wohnung.
    »Guten Morgen, Frau Bertelt«, sagte er zu seiner Nachbarin und zeigte ihr den Haft- und Durchsuchungsbefehl. »Ich habe den Auftrag, Erwin mit auf das Präsidium zu nehmen. Außerdem müssen wir uns in Ihrem Haus umsehen.«
    Nackte Angst war in Ilse Bertelts Augen zu lesen. »Aber Erwin … Der Junge hat doch nichts getan. Er ist doch noch ein Kind. Sie können ihn mir doch nicht wegnehmen. Er hat doch nichts …«
    Die Uniformierten stürmten die Treppe hoch, einer riss die Tür zum ersten Zimmer auf. Zwei seiner Kollegen stürmten den Raum. Schreie waren zu hören. »Los, anziehen. Schnell! Schnell!«
    Schwere Stiefel polterten in das nächste Zimmer. Befehle wurden gebellt, Türen geknallt. Wenig später wurden Erwin und sein Großvater die Treppe heruntergetrieben.
    »In die Küche«, brüllte ein Polizist. »Dalli! Dalli!«
    »Sie sollten sich auch besser etwas anziehen«, meinte Golsten zu Ilse Bertelt, die immer noch fassungslos im Flur stand.
    Als sie sich nicht sofort bewegte, brüllte einer der Uniformierten sie an: »Hast du nicht gehört, was der Hauptsturmführer befohlen hat?« Drohend hob er seinen Schlagstock.
    Erwin stürmte auf den Polizisten zu, um seine Mutter zu schützen. Doch er wurde durch einen Polizeiknüppel, der in seinem Gesicht landete, gestoppt. »Stehen bleiben!«
    Mit einem Stöhnen sackte Erwin auf die Knie.
    »Mein Junge«, rief Ilse Bertelt verzweifelt und machte nun ihrerseits Anstalten, sich loszureißen.
    »Keine Bewegung!« Der Wachtmeister holte erneut zum Schlag aus.
    Mit scharfer Stimme befahl Golsten: »Lassen Sie das! Solange ich hier das Kommando führe, wird keine Frau geschlagen. Lassen Sie die Frau zu ihrem Jungen.«
    Widerwillig befolgte der Mann Golstens Befehl.
    Ilse Bertelt beugte sich, Tränen in den Augen, zu ihrem Sohn herab und umarmte ihn. »Mach keine Dummheiten«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Versprichst du mir das?« Sie tupfte mit einem Taschentuch das Blut von seinen Lippen. »Keine Dummheiten!«
    Erwin nickte.
    »Frau Bertelt«, sagte Golsten. »Ziehen Sie sich jetzt bitte etwas an.«
    Gehorsam stand die Frau auf. Als einer der Polizisten ihr die Treppe hinauf ins Schlafzimmer folgen wollte, hielt Golsten ihn zurück. »Das wird nicht nötig sein.«
    Kurt Langer legte Erwin Handschellen an und zwang ihn auf einen der Küchenstühle. Auch Erwins Großvater musste

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