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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Haustür.
    Ein zweites Fahrzeug näherte sich, stoppte ein Stück entfernt. Erwin lauschte. Schlug da eine Autotür? Nun war es wieder ruhig. Er musste sich beeilen.
    Erwin hob die Walter. Seine rechte Hand zitterte, als er auf Munder anlegte. Er nahm die andere Hand zu Hilfe, um besser zielen zu können. Munder stand mittlerweile vor seiner Haustür und suchte in seinen Taschen nach dem Hausschlüssel. Er war nun etwa zwanzig Meter von Erwin entfernt. Jetzt hatte er ihn im Visier. Erwin krümmte den Zeigefinger, spürte den Widerstand am Druckpunkt, atmete tief durch. Dann zog er den Finger durch.
    Der Rückstoß warf Erwin nach hinten. Seine Ohren dröhnten. Schnell rappelte er sich wieder auf und sah zur Villa. Munder lag am Boden. Erwin fühlte tiefe Genugtuung. Er hatte den Parteibonzen getroffen.
    Doch dann beobachtete er zu seinem Schrecken, wie sich Munder bewegte und versuchte, kriechend hinter den Treppenstufen, die zu seinem Haus führten, Deckung zu finden. Gleichzeitig rief er lautstark nach Hilfe.
    Das hörte sich nicht so an, als ob er ernsthaft verletzt wäre. Erwins Gedanken rasten. Was sollte er tun? Hinübergehen und ein zweites Mal auf ihn anlegen? Was aber wäre, wenn der Schuss und das Geschrei Munders dessen Frau oder die Nachbarn geweckt hätten und er bei der Tat überrascht würde? Jeden Moment konnten Anwohner auf die Straße treten. Was nun?
    Das Geräusch sich schnell nähernder Schritte löste Erwin aus seiner Erstarrung. Er musste hier weg. Sofort!
    Er kroch unter dem Rhododendron hervor, steckte die Walther in den Hosenbund und horchte erneut. Zu seinem Erschrecken nahm er wahr, dass die unbekannte Person, die da angelaufen kam, sich aus Richtung Synagoge näherte. Der Weg zu dem Fahrrad war damit versperrt. Und so auch sein geplanter Fluchtweg. Ohne länger nachzudenken, rannte Erwin los. In die andere Richtung. Weg. Nur weg.
    Im Laufen drehte er sich um. Es folgte ihm niemand. Nach zweihundert Metern blieb er stehen, bereit, seine Flucht jederzeit fortzusetzen. Aber alles blieb ruhig. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Sollte er sich getäuscht haben? Hatten ihm seine Nerven einen Streich gespielt? In dem Moment fiel ein weiterer Schuss.
    38
    Dienstag, 20. April 1943
    A m nächsten Morgen machte die Nachricht, dass Hernes zweithöchster Parteibonze ermordet worden war, wie ein Lauffeuer die Runde. Golsten erfuhr davon, kaum dass er das Polizeipräsidium betreten hatte.
    Wie sonst auch kannte natürlich Heinz Schönberger die Details: »Zwei Schüsse wurden auf Munder abgefeuert«, berichtete er Golsten. »Der erste hat ihn nur am Oberarm gestreift. Ein Kratzer, mehr nicht. Aber dann hat sich der Attentäter Munder genähert und ihm in den Kopf geschossen. Aufgesetzter Schuss, ohne Zweifel. Die Schmauchspuren rund um das Einschussloch sprechen eine eindeutige Sprache. Munder scheint noch versucht zu haben, sich zu wehren. Es sind Kampfspuren gefunden worden.«
    Golsten versuchte, diese neue Entwicklung in einen Zusammenhang zu der toten Polin und ihrem Kind zu bringen. Erfolglos. »Wer leitet die Ermittlungen?«, wollte er wissen.
    »Bochum.«
    »Und wer da?«
    »Der Herr Sturmbannführer persönlich. Er will dich im Übrigen sprechen. Du sollst ihn dringend anrufen.«
    Golsten eilte in sein Büro. Während er darauf wartete, dass Margot Schäfer das Gespräch durchstellte, fiel sein Blick auf einen Bericht, der auf seinem Schreibtisch lag. Er stammte von der Bochumer Rechtsmedizin. Hastig blätterte ihn Golsten durch. Der obduzierende Arzt, mit dem Golsten gestern über seine Vermutung gesprochen hatte, dass es sich bei den beiden Toten um Mutter und Tochter handeln könnte, hatte beide Leichen erneut in Augenschein genommen. Und er hatte ein Indiz gefunden. Neben der identischen Blutgruppe wiesen beide Körper unterhalb des rechten Knies einen Leberfleck auf. Der Arzt betonte, dies sei kein abschließender Beweis. Es stehe nicht fest, ob solche Flecken tatsächlich vererbbar seien.
    »Golsten?«, bellte es aus dem Telefonhörer.
    »Herr Saborski, Sie wollten mich sprechen?«
    »Haben Sie schon von der Sache mit Munder gehört?«
    »Ja. Eben.«
    »Scheußliches Verbrechen. Ich meine, mich zu erinnern, in einem Ihrer Berichte etwas von Jugendlichen gelesen zu haben, die tagelang vor dem Haus der Munders herumgelungert haben sollen. Sind Sie der Sache nachgegangen?«
    »Nein. Dazu waren die Hinweise der Zeugin zu vage.«
    »Konnte die Zeugin diese Jugendlichen beschreiben?«
    Der

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