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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Schmeding benutzt hatte. Aber noch war das zweite Projektil nicht gefunden worden.
    Margot Schäfer klopfte und steckte ihren Kopf durch den Türspalt.
    »Herr Sturmbannführer, Kriminalinspektor Schönberger möchte Sie dringend sprechen.«
    Schönberger. Der Kerl kam wie gerufen. Saborski hatte ihn beauftragt, sich persönlich an der Suche nach dem Projektil zu beteiligen und ihn über alles, was sich im Mordfall Munder an Neuem ergab, unverzüglich zu unterrichten. Und Schönberger, bestrebt, endlich die ersehnte Beförderung zu erhalten, war ein williger Zuarbeiter.
    »Soll reinkommen.«
    Einen Moment später stand Heinz Schönberger vor Saborskis Schreibtisch.
    »Was gibt es?«
    »Sie hatten darum gebeten, davon in Kenntnis gesetzt zu werden, wenn …«
    »Schon gut. Fassen Sie sich kurz«, unterbrach Saborski den Mann ungeduldig. »Also?«
    Schönberger griff in die Tasche und zog ein Baumwollsäckchen hervor. »Das Projektil. Wir haben es gefunden.«
    Saborski streckte die Hand aus. »Zeigen Sie her.«
    Gehorsam händigte Schönberger das Beweisstück aus.
    »Wo war es?«
    »Es steckte etwa fünfzehn Zentimeter tief im Boden. Wir konnten es zunächst nicht entdecken, weil der Rasen zu sprießen begonnen hatte. Erst nachdem wir die Fläche gemäht und erneut gründlich in Augenschein genommen hatten, wurde das Einschussloch entdeckt. Anhand des Einschlagwinkels und des wahrscheinlichen Standorts des Opfers, als es vom Schuss gestreift wurde, haben wir den Standort des Schützen ermittelt. Der Täter befand sich schräg gegenüber unter einem Busch. Dort haben wir auch Schuhspuren gefunden. Allerdings stammen die Eindrücke von mehreren Personen. Wir haben alle gesichert.«
    »Wer ist auf die Idee mit dem Rasen gekommen?«, erkundigte sich Saborski und nahm das Geschoss genauer in Augenschein. Glücklicherweise war es nicht deformiert. Ein Austausch wäre sonst schwierig gewesen, da das Projektil aus von Schmedings Waffe ebenfalls keine Verformungen aufwies.
    »Das war ich«, antwortete Schönberger stolz.
    »Gute Arbeit. Geschosshülsen?«
    »Nein. Möglicherweise sind die in einen nahen Gully gerollt. Wir haben den Abfluss zwar geöffnet, er ist aber zu klein, als dass jemand dort hinunterklettern könnte. Ich befürchte, die Hülsen sind verloren.«
    »Kein Problem. Das Geschoss ist wichtiger.«
    Saborski griff unter seine Schreibtischplatte. Dort war ein Druckknopf angebracht, der eine leise Klingel in seinem Vorzimmer bediente. Wenn Saborski den Knopf drückte, würde Augenblicke später seine Sekretärin einen angeblich wichtigen Anruf ankündigen.
    Es dauerte genau dreißig Sekunden. »Der Herr Polizeipräsident möchte Sie dringend sprechen«, meldete Margot Schäfer.
    Saborski lächelte entschuldigend. »Wenn das so ist … Schönberger, lassen Sie mich bitte einen Moment allein?«
    »Selbstverständlich, Herr Sturmbannführer.«
    Kaum hatten der Inspektor und seine Sekretärin das Büro verlassen und die Tür hinter sich geschlossen, stand Saborski auf, öffnete eine Schranktür und den darin versteckten Safe. Er entnahm ein Beutelchen ähnlich dem, welches auf seinem Schreibtisch lag. Saborski tauschte die Projektile aus. Das von Schönberger gefundene Geschoss steckte er in die Hosentasche. Er würde es später auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Nachdem Saborski Safe und Schrank wieder geschlossen hatte, nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz und drückte erneut den verborgenen Knopf. Das Zeichen für Margot Schäfer, Schönberger zurück in das Büro zu schicken.
    »Haben Sie Zeugen ausfindig machen können?«
    »Nein. Keiner will etwas gesehen haben.«
    Saborski atmete innerlich auf. Das war eine beruhigende Nachricht. »Gut.« Er reichte Schönberger den Baumwollbeutel. »Bringen Sie das Projektil zur kriminaltechnischen Untersuchung. Sagen Sie denen, es eilt.«
    »Wird sofort erledigt.«
    »Und lassen Sie die Schuhspuren auswerten.«
    »Schon geschehen, Herr Sturmbannführer.«
    »Und?«
    »Wir haben keine solchen Abdrücke in unserem Archiv.«
    »Schade.« Saborski stand auf und umrundete seinen Schreibtisch. Jovial klopfte er Schönberger auf die Schulter. »Sie werden Ihren Weg machen, davon bin ich überzeugt. Der nationalsozialistische Staat braucht solche Männer wie Sie, Schönberger.«
    Der Kriminalinspektor strahlte ihn dankbar an. »Heil Hitler, Herr Sturmbannführer.«
    45
    Freitag, 23. April 1943
    P eter Golsten hatte sich heftig mit seiner Frau gestritten und nur wenig

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