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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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geschlafen. Entgegen dem normalerweise Üblichen stand am Morgen kein Frühstück für ihn auf dem Tisch, sondern Lisbeth war im Bett liegen geblieben. Natürlich verstand Golsten die Beweggründe, die seine Frau und seinen Schwiegervater dazu bewogen hatten, Rosen zu verstecken. Aber akzeptieren konnte er das, was die beiden getan hatten, nicht. Sie hatten mit ihrem Tun ihrer aller Leben gefährdet. Das mussten sie doch einsehen.
    Obwohl sich Golsten im Recht fühlte, war er nach dem Frühstück in den Garten gegangen, hatte drei Osterglocken gepflückt und sie Lisbeth in einer Vase auf den Küchentisch gestellt. Dazu schrieb er eine kurze Notiz, in der er sie fragte, ob sie den Streit nicht beenden wollten. Gerade jetzt müssten sie doch zusammenhalten. Zu einer Entschuldigung konnte er sich allerdings nicht durchringen.
    Da er sein Frühstück selbst hatte zubereiten müssen, verspätete er sich etwas. Als er sich seinem Büro näherte, wartete auf dem Flur vor seiner Tür bereits eine ganz in Schwarz gekleidete Frau, die ihm bekannt vorkam.
    »Möchten Sie zu mir?«, erkundigte er sich und zermarterte sein Gehirn, wo er diese Person schon einmal gesehen hatte.
    Die Frau stand von dem Stuhl auf und reichte ihm die Hand. »Schmidt. Sie erinnern sich nicht an mich?«
    »Wenn ich ehrlich bin …«
    »Sie haben mich vor nicht ganz drei Wochen befragt. Nach dem Fahrzeug, das in den Gysenberger Wald gefahren ist.«
    Jetzt wusste Golsten Bescheid. Die Frau des Unteroffiziers von der 19. Panzer-Division. »Entschuldigung. Ich habe Sie nicht gleich erkannt. Ihre Kleidung …«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Hugo ist vor einer Woche gefallen.«
    »Oh. Mein Beileid.«
    »Danke.« Sie griff zum Taschentuch und schnäuzte sich kräftig. Sie nestelte an den Knöpfen ihrer Jacke und zog einen Brief aus der Tasche. »Ich habe Ihre Frage an Hugo weitergeleitet. Gestern kam sein Antwortbrief.« Sie begann erneut zu weinen. »Drei Tage nach der Todesnachricht.«
    Golsten fühlte sich unbehaglich. Schließlich presste er heraus: »Möchten Sie, dass wir uns in meinem Büro weiter unterhalten?«
    Die Witwe wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Nein, vielen Dank. Nicht nötig. Ich bin eigentlich nur gekommen, um Sie zu fragen, ob Ihnen Hugo vielleicht auch geschrieben hat, und wenn ja, ob ich den Brief lesen dürfte. Ich möchte ihm noch einmal so nah wie möglich sein. Halten Sie das für töricht?«
    »Nein«, beeilte sich Golsten zu versichern. »Überhaupt nicht. Aber er hat mir nicht geantwortet. Wissen Sie, ich habe irrtümlich die falsche Feldpostnummer auf dem Umschlag notiert.«
    »Aber ich habe doch …«
    »Es war mein Fehler, nicht Ihrer.«
    »Hugo hat mir geschrieben, um welches Automodell es sich in der Nacht gehandelt hat.«
    Peter Golsten horchte auf. »Und was war das für ein Modell?«, fragte er aufgeregt.
    »Hugo ist sich, nein, war sich sicher.« Wieder schluchzte sie kurz auf. »Ein Horch in der Pullman-Ausführung.«
    Golstens Aufregung wuchs. Laut der Aussage Erwin Bertelts hatte ein Fahrzeug genau dieses Typs in der Nacht zum 24. März die Polin abgeholt. Einmal ein Horch vor Munders Haus, zwei Tage früher ein solcher Wagen nachts im Gysenberger Wald. Das konnte kein Zufall sein.
    Der Kriminalkommissar verzichtete darauf, sich den Brief Hugo Schmidts von seiner Witwe zeigen zu lassen, bedankte und verabschiedete sich und betrat sein Büro. Sofort griff er zum Hörer. Es dauerte einige Minuten, bis er den Dienststellenleiter der Zulassungsstelle am Telefon hatte. Zunächst zeigte sich der Mann störrisch. Da könne ja jeder kommen, maulte er, sich als Polizist ausgeben und telefonische Auskünfte verlangen. Ein solches Auskunftsersuchen müsse schriftlich gestellt werden, unterschrieben vom zuständigen Amtsleiter. Ansonsten sei da nichts zu machen.
    Nachdem Golsten sich die Litanei des Mannes einige Minuten angehört hatte, verlor er die Nerven. »Mich interessieren Ihre Vorschriften nicht!«, brüllte er in den Hörer. »Ich benötige diese Auskunft. Und zwar sofort. Und sollten Sie diesem Wunsch nicht unverzüglich nachkommen, teile ich meinem Vorgesetzten mit, dass Sie vorsätzlich Ermittlungen in einem Staatsschutzverfahren behindern. Mann, wissen Sie überhaupt, welche Konsequenzen das für Sie haben kann?«
    Sein Gesprächspartner war nicht so leicht einzuschüchtern. »Gut. Ich gebe Ihnen die Auskünfte. Auch fernmündlich. Aber erst, nachdem ich mich von Ihrer Identität

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