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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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kriminaltechnischen Untersuchung abgeliefert.
    Saborski fluchte und ließ sich von seiner Sekretärin mit der KTU verbinden. Dort erfuhr er, dass die Projektile tatsächlich eingetroffen und sogar schon untersucht worden waren. Der Bericht sei bereits im Schreibbüro und würde ihm spätestens Montagmorgen zugestellt.
    Der Kriminalrat legte auf und schlug wütend mit der flachen Hand auf den Tisch. Damit war an einen erneuten Austausch der Projektile nicht mehr zu denken. Also blieb nur ein Weg. Die bei Bertelt sichergestellte Waffe musste unauffällig verschwinden. Aber wie sollte er das anstellen?
    Zunächst musste er sich vergewissern, wo sich die Walther befand. Saborski griff zum Hörer und wählte Golstens Nummer.
    »Ich habe Ihren Bericht gelesen. Warum bekomme ich den erst heute?«, beschwerte er sich, nachdem sich Golsten gemeldet hatte.
    »Entschuldigung, Herr Saborski. Aber vermutlich hat die hausinterne Post die Unterlagen nicht zügig weitergeleitet.«
    Saborski meinte, leichte Schadenfreude im Tonfall seines Untergebenen herauszuhören, ging dem aber nicht nach.
    »Hat dieser Bertelt das Attentat gestanden?«
    »Alles, was der Junge bei seiner Verhaftung ausgesagt hat, findet sich im Bericht. Ich habe ihn nicht explizit zum Fall Munder vernommen, dafür bin ich ja nicht zuständig«, wich Golsten aus.
    »Sonst gibt es keine Erkenntnisse?«
    »Keine«, log Golsten.
    »Was ist mit der Waffe. Ist sie schon bei der KTU?«
    »Nein. Ich habe sie in die Asservatenkammer bringen lassen, da ich Ihrer Entscheidung, was damit passieren soll, nicht vorgreifen wollte.«
    »Gut. Ich werde mich darum kümmern. Heil Hitler, Hauptsturmführer.«
    Der Kriminalrat atmete tief durch. Golsten hatte wie erwartet gehandelt. Damit hatte er etwas Zeit gewonnen.
    Saborski zündete eine Zigarre an, lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und dachte nach. Wie entwendet man aus einer Asservatenkammer der Polizei eine Pistole? Und zwar so, dass man sich nicht verdächtig macht? Nach längerem Überlegen fiel ihm etwas ein. Ja, so könnte es gehen.
    Er rief nach seiner Sekretärin und beauftragte sie, nach von Schmeding zu schicken und seinen Wagen bereitzustellen.
    »Es eilt«, betonte er.
    Saborski fuhr den Wagen selbst. Auf der Fahrt informierte er von Schmeding über den Sachstand und seinen Plan, die Waffe Erwin Bertelts verschwinden zu lassen. Von Schmeding war nicht anzumerken, ob die schlechte Nachricht, die Saborski ihm mitteilte, bei ihm Besorgnis auslöste. Er nickte nur mehrmals, stellte aber keine weiteren Fragen.
    Als sie das Präsidium am Adolf-Hitler-Platz in Herne erreichten, forderte Saborski seinen Begleiter auf, seine Waffe aus dem Halfter zu entnehmen und im Fahrzeug zu verstecken.
    Die beiden Polizisten stiegen aus dem Opel Olympia und gingen raschen Schrittes zum Empfang. Saborski wies sich aus und sie machten sich auf den Weg in das Untergeschoss, wo sich die Asservatenkammer befand.
    Die Kammer und die ebenfalls im Untergeschoss befindliche Aktenablage verwaltete ein in Ehren ergrauter Beamter, der schon weit jenseits der sechzig sein musste und auf diesem Druckposten auf seine Pensionierung wartete. Als Saborski und von Schmeding in dem langen Flur, der zu den Lagerräumen führte, sichtbar wurden, sprang der Mann auf und nahm Haltung an.
    »Wachtmeister Hoppert«, meldete er, als die Besucher vor seinem Tisch standen. »Was kann ich für Sie tun?«
    Saborski meinte sich zu erinnern, dem Beamten vor zwei oder drei Jahren eine Auszeichnung für sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum überreicht zu haben, und sprach ihn darauf an.
    »Das wissen Sie noch, Herr Sturmbannführer«, strahlte Hoppert. »Das war 1940. Im Juli.«
    »Und immer noch rüstig und im Dienst«, schmeichelte Saborski. »Ich wäre froh, wenn alle unsere Beamten eine solche Dienstauffassung hätten.«
    »Jawohl.«
    »Wachtmeister Hoppert«, kam Saborski auf sein Anliegen zu sprechen. »Vor etwa zwei Jahren sind in der Asservatenkammer Gipsabdrücke von Schuhspuren abgelegt worden. Ich benötige diese Abdrücke für einen Vergleich mit einem aktuellen Fall. Können Sie mir diese bitte heraussuchen?«
    Hoppert verdrehte die Augen. »Da müsste ich im Asservatenverzeichnis nachsehen.«
    »Dann tun Sie das doch bitte.«
    Der Wachtmeister öffnete die Tür zu einem kleinen Büro, begann umständlich in einem Schrank zu suchen, bückte sich und förderte schließlich unter Ächzen und Stöhnen mehrere Aktenordner zutage, die er einen nach

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