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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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überzeugt habe. RSHA, Außenstelle Herne, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Und Ihr Name ist Golsten?«
    »Das ist richtig. Hauptkommissar Peter Golsten.«
    »Ich rufe Sie zurück. Und zwar über die Vermittlung Ihrer Dienststelle.«
    »Tun Sie das«, knurrte Golsten. »Aber tun Sie es schnell.«
    Kurz darauf klingelte sein Apparat und der Leiter der Zulassungsstelle meldete sich erneut. Jetzt wirkte er deutlich kooperativer. »Was genau kann ich für Sie tun?«, fragte er konziliant.
    Golsten erklärte es ihm.
    »Das wird aber etwa eine Stunde dauern. Ich melde mich.«
    Der Hauptkommissar legte auf und dachte nach. Hatte Munder tatsächlich die junge Polin geschwängert und dann Mutter und Kind getötet? Wenn Rosen den stellvertretenden Kreisleiter richtig eingeschätzt hatte, war er niemand gewesen, der sich an Rassengesetze hielt. Aber warum hatte er Mutter und Kind umgebracht? Um den Gesetzesverstoß zu vertuschen? Dann hätte er doch wohl kaum bis zur Geburt des Kindes gewartet? Es wäre viel sinnvoller gewesen, die Polin schon beim ersten Anzeichen der Schwangerschaft aus dem Weg zu räumen. Hinzu kam, dass der Mord ein unnötiges Risiko darstellte. Schwangerschaften bei Fremdarbeiterinnen waren streng verboten. Die Mütter mussten damit rechnen, dass ihnen ihr Kind weggenommen wurde und sie in einem KZ landeten. Munder hätte einfach behaupten können, er wisse nicht, von wem Marta Slowacki schwanger sei. Die Aussage der Polin brauchte er nicht zu fürchten. Schließlich war er stellvertretender Kreisleiter der NSDAP. Wer hätte der Slowacki geglaubt? Golsten war verunsichert. Nein, die Gedankenkette war nicht schlüssig. Es fehlte etwas. Nur was?
    Seine Gedanken schweiften ab. Er war wieder beim gestrigen Abend, sah das Gesicht seiner Frau und das seines Schwiegervaters, als sie ihm verkündeten, dass Heinz Rosen den Stall verlassen hatte. Und er sah sich den beiden gegenüberstehen, die kurze Nachricht in der Hand, die als Einziges von Rosen zurückgeblieben war. Ich danke Ihnen für alles, hatte er in Sütterlin geschrieben. Ihr Heinz Rosen. Golstens Schwiegervater kommentierte den Zettel trocken, dass Rosen aus Protest gegen das Naziregime, das die Sütterlinschrift verboten hatte, ausschließlich in dieser schrieb. Golsten hatte darauf nichts erwidert.
    Das Telefon brachte ihn zurück in die Gegenwart. Der Leiter der Zulassungsstelle meldete sich zurück. »Tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass in Herne kein Horch PL4 zugelassen ist oder in den letzten zwei Jahren war.« Die Stimme des Mannes hatte einen feixenden Unterton.
    »Danke«, erwiderte Golsten knapp und knallte wütend den Hörer auf die Gabel. »Verdammt!«, rief er dann nicht zum ersten Mal.
    46
    Freitag, 23. April 1943
    D er Bericht, den ihm Peter Golsten hatte zukommen lassen, brachte Wilfried Saborski für einen Moment aus der Fassung. Der mutmaßliche Attentäter Munders sei gestern Morgen bei der Aktion gegen die Edelweißpiraten festgenommen worden. Bei der dabei sichergestellten Walther P38 gehe er, Golsten, davon aus, dass der Attentäter sie benutzt habe. Da er selbst mit dem Fall Munder nichts zu tun und Saborski die Leitung der Untersuchung übernommen habe, fragte der Kriminalkommissar nun pflichtgemäß nach, ob er die Waffe an die KTU zur weiteren Untersuchung übergeben solle.
    Saborski fühlte, wie seine Hände feucht wurden. Was sollte er jetzt tun? Die beiden Projektile aus der Waffe von Schmedings lagen garantiert schon bei den Ballistikexperten auf dem Untersuchungstisch. Sie waren identisch, da sie ja aus einer Waffe stammten, die jetzt auf dem Grund des Kanals ruhte. Was aber, wenn mit der beschlagnahmten Walther ein weiterer Vergleichsschuss abgegeben wurde? Dann würde das Täuschungsmanöver, das er und von Schmeding inszeniert hatten, schnell offensichtlich. Ein erneuter Austausch der Projektile? Dazu würde er beides benötigen: die Geschosse und die Waffe dieses Erwin Bertelts. War das ein gangbarer Weg? Vielleicht. Natürlich war das Risiko groß. Wie sollte er begründen, dass er die Projektile schon wieder in Augenschein nehmen wollte? Außerdem fehlte ihm ja immer noch die Waffe.
    Saborski sah nach, wann Golsten den Bericht verfasst hatte. Gestern. Golsten bewahrte die Walther vermutlich nicht in seinem Büro auf. Das wäre gegen die Vorschriften und dafür war der Kerl viel zu korrekt. Also lag die Waffe in der Herner Asservatenkammer. Schönberger dagegen hatte die Geschosse mit Sicherheit schon bei der

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