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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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und er selbst mit der Schlägerei befasst gewesen war. Eines der Opfer hatte damals ein Auge verloren. Die Sache konnte nie aufgeklärt werden. Es gab zwar einige Verdächtige, aber die gefundenen Spuren hatten sich ihnen nicht zuordnen lassen. Wenn er sich richtig erinnerte …
    »Halten Sie die Ohren steif«, sagte Golsten zum Abschied. »Ich werde sehen, ob ich etwas für Sie tun kann.«
    Erneut nur eine Floskel.
    Zurück in seinem Büro rief er Margot Schäfer an. Jetzt würde sich zeigen, ob er bei der Sekretärin seines Chefs wirklich einen Stein im Brett hatte.
    »Hallo, Frau Schäfer«, begrüßte Golsten die Sekretärin.
    »Der Chef ist nicht da«, antwortete sie. »Geht es um das jüdische U-Boot, das in Recklinghausen aufgeflogen ist?«
    Golsten erstarrte. Von was redete Margot Schäfer da? »Ich verstehe nicht …«
    »Ein Kommunist und Jude. Wurde schon lange gesucht. Ist am Wochenende geschnappt worden. Ein Hitlerjunge hat ihn in der Laube seines Großvaters aufgespürt. In Pöppinghausen war das.«
    Pöppinghausen. Das war direkt auf der anderen Seite des Kanals. Nicht sehr weit von seinem eigenen Wohnort entfernt. Golstens Nackenhaare richteten sich auf. Konnte das … Mit heiserer Stimme fragte er: »Wissen Sie, wie der Jude heißt?«
    »Ich schaue eben nach«
    Golsten hörte das Rascheln von Papier.
    »Ja. Hier habe ich es. Es handelt sich um einen gewissen Heinz Rosen.«
    Golsten wurden die Knie weich. Schwindel erfasste ihn. Rosen war geschnappt worden. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch sie …
    »Herr Golsten? Sind Sie noch da?«
    Golsten atmete tief durch. Er musste sich wieder unter Kontrolle bekommen und kämpfte die aufkommende Panik nieder. »Nein, deshalb rufe ich nicht an. Ich möchte auch nicht mit Saborski sprechen, sondern mit Ihnen.«
    »Mit mir?«, wunderte sich die Sekretärin.
    »Ja. Ich habe ein kleines Anliegen. Und Sie müssen mir versprechen, nicht mit unserem Chef darüber zu reden.«
    »Das hängt von Ihrem Anliegen ab«, kokettierte sie.
    »Vor zwei Jahren sind bei einer Prügelei Hitlerjungen verletzt worden und …«
    »Sie meinen die Sache, weswegen der Chef am Freitag nach Herne gefahren ist?«
    »Genau.« Golsten war verblüfft. »Sie wissen davon?«
    »Die Geschichte von den Vorfällen in der Asservatenkammer gehen hier wie ein Lauffeuer durch die Flure. Diebstahl bei der Polizei. Das muss man sich mal vorstellen!«
    »Ja, schlimme Sache. Nun ist es so, dass ich mich zu erinnern glaube, dass damals nicht nur Abdrücke genommen, sondern auch Fotos der Spuren und vor allem der Gipsplatten gemacht wurden. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich Saborski die Fotos der Abdrücke damals selbst übergeben. Ich weiß nur nicht mehr, ob er sie mir zurückgegeben hat. Und bei dem Wirbel, den die Suche danach ausgelöst hat, möchte ich keinen Fehler machen, wenn er mir eine diesbezügliche Frage stellt, verstehen Sie?«
    »Klar.«
    »Könnten Sie also in Ihrer oder seiner Ablage nachsehen, ob sich die Fotos noch dort befinden?«
    »Für Sie, Herr Golsten, mache ich das gerne.«
    »Aber bitte: Kein Wort zu unserem Chef. Ich möchte nicht, dass er mich für vergesslich hält.«
    »Versprochen. Aber das Nachsehen dauert etwas. Ich rufe zurück.«
    Golsten sackte in seinem Stuhl zusammen. Rosen gefasst! Er spürte, wie seine Hände zitterten. Aber er hatte keine Wahl. Obwohl seine Welt im Begriff stand zusammenzubrechen, musste er so tun, als sei nichts geschehen. Ganz normal weiterarbeiten. Sich nichts anmerken lassen.
    Das Telefon schellte. Margot Schäfer. Natürlich waren die Fotografien an ihrem Platz. Welchen Sinn machte dann Saborskis Ausflug nach Herne, um dort die Gipsabdrücke einzusehen? In Golsten regte sich ein weiterer schlimmer Verdacht. Aber konnte er etwas beweisen?
    Dann, ganz plötzlich, keimte in ihm die Lösung eines anderen Problems. Er konnte sich trotz der fehlenden Waffe Gewissheit verschaffen, ob nun Bertelt oder ein Dritter den tödlichen Schuss auf Munder abgegeben hatte.
    Er griff zum Telefon und rief erneut Fritz Markwart an. »Kannst du mir noch einen Gefallen tun?«
    »Schon wieder? Viele Wünsche in sehr kurzer Zeit …«
    »Ich weiß. Aber ich bitte dich trotzdem. Könntest du noch heute einen Projektilvergleich vornehmen? Aber außerhalb des Dienstweges. Du erhältst keinen schriftlichen Auftrag und schreibst keinen Bericht. Du schaust nur einfach in dein Mikroskop, sagst mir, was du da siehst, und das war es. Keine weiteren

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