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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Ausgang.
    »Herr Saborski!«, rief plötzlich jemand hinter ihm. »Einen Moment bitte.«
    Saborski drehte sich um. Erich Hedder, der Gaustabsleiter, eilte auf ihn zu.
    »Eine wirklich schöne Beerdigung, nicht wahr?«, grinste Hedder, als er auf gleicher Höhe mit Saborski war. »Und so bewegend.«
    »Wie man es nimmt«, knurrte Saborski. Der Kerl hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Hedder griff ihn am Arm. »Begleiten Sie mich ein Stück. Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen. Lassen Sie uns dort entlang gehen.« Er wies auf einen kleinen Weg, der neben der Friedhofsmauer verlief.
    »Um was geht es?«, fragte Saborski verunsichert.
    »Ihr Attentäter. Dieser Edelweißpirat. Wie sicher sind die Beweise gegen den Jungen?«
    »Hieb- und stichfest.«
    »Wird er gestehen?«
    »Das wohl eher nicht. Er leugnet, den zweiten Schuss abgegeben zu haben.«
    Hedder lachte leise. »Wirklich tapfer. Besteht die Gefahr, dass er das vor dem Volksgerichtshof wiederholt?«
    »Nicht auszuschließen. Aber es wird ihm nicht helfen. Das Gericht wird seine Aussage als reine Schutzbehauptung verwerfen.«
    »Darum geht es nicht. Wenn es zum Prozess kommt, wollen wir diesen vor Zuschauern führen. Da darf nichts Unvorhersehbares passieren. Wir möchten nicht, dass irgendjemand, sei es, weil er Mitleid mit dem Jungen hat, sei es, weil er Ihren Ermittlungsergebnissen misstraut, Gerüchte in die Welt setzt. Wenn es zu einem Prozess kommt. Aber das sagte ich ja bereits.«
    Sie schlenderten weiter. Vogelgezwitscher war zu hören. Von fern bellte leise ein Hund. Idylle im Spätfrühling.
    »Sorgen Sie dafür, dass die Mutter und der Großvater in Schutzhaft bleiben, und teilen Sie mir die Namen der Lager mit, in die die beiden eingewiesen werden. Ich kümmere mich dann persönlich um die Angelegenheit. Der Junge stirbt während des Verhörs an Kreislaufschwäche. Sagen Sie das Ihren Männern.«
    Saborski schluckte.
    Hedder sah ihn prüfend an. »Haben Sie ein Problem?«
    Saborski holte tief Luft. »Ich verstehe.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung.« Hedder blieb stehen. »Übrigens, die Sache mit Munder haben Sie wirklich exzellent geregelt.«
    Der Kriminalrat konnte sich über dieses Kompliment nicht wirklich freuen.
    Hedder sah ihm sein Unbehagen an. Er klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Das gibt sich. Solche Aufträge sind nur beim ersten Mal etwas unangenehm. Man gewöhnt sich daran. Ich habe da meine Erfahrungen.« Er lachte. »Trösten Sie sich mit der Tatsache, dass Munder eine wirklich schöne Beerdigung hatte. So wie heute wäre er vermutlich nie in seinem ganzen Leben gelobt worden. Das hat doch auch etwas, oder?«
    Hedder hob den rechten Arm zum deutschen Gruß und ließ Saborski stehen. Nach einigen Metern drehte sich Hedder noch einmal um. »Vergessen Sie nicht, sich auch ein Stück vom Kuchen zu sichern. Es wäre schade, wenn Sie leer ausgehen würden.«
    50
    Montag, 26. April 1943
    L ange Jahre hatten Peter Golsten und Fritz Markwart gemeinsam in der 1. Mannschaft des Herner Polizeisportvereins Fußball gespielt. Golsten als weitgehend erfolgloser Linksaußen, Markwart als passabler Mittelläufer. Doch der Krieg und die vielen Einberufungen hatten die Spielerdecke immer weiter ausgedünnt, bis der Spielbetrieb mangels Fußballern hatte eingestellt werden müssen, ein Schicksal, welches die Herner Polizeikicker mit den meisten der anderen Fußballvereine teilten. Seit ihrem letzten Spiel und dem sich daran anschließenden gemeinsamen Besäufnis hatten sich die beiden früheren Spielkameraden nicht mehr gesehen.
    Fritz Markwart schien sich ehrlich zu freuen, als ihn Peter Golsten anrief. »Mensch, Peter. Das ist ja eine Überraschung. Wie geht es dir?«
    »Gut. Danke.«
    Sie tauschten ein paar Belanglosigkeiten aus, dann kam Golsten zur Sache. »Du untersuchst doch die Projektile, die in der Mordsache Munder verwendet wurden?«
    »Untersuchte wäre richtiger. Die Arbeit ist abgeschlossen und der Bericht fertig.«
    »Mich interessiert, ob die Geschosse aus derselben Waffe stammen.«
    Schönberger hatte Golsten stolz von seinem Besuch bei Saborski berichtet und freudig hinzugefügt, dass jetzt, nachdem er sich bei der Suche des Projektils so hatte auszeichnen können, seine Beförderung zum Kriminalkommissar wohl nur noch eine Frage der Zeit sei.
    Markwart zögerte etwas mit seiner Antwort. Deshalb meinte Golsten, sich erklären zu müssen: »Ich bearbeite einen anderen Fall, der eng mit der Sache Munder zusammenhängt. Darum

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