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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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interessiert mich diese Angelegenheit. Außerdem hänge ich bestimmt nicht an die große Glocke, dass du mit mir über deine Arbeit gesprochen hast.«
    »Weil du es bist. Beide Projektile stammen aus einer Waffe.«
    »Kein Zweifel möglich?«
    »Keiner. Ich bin mir absolut sicher.«
    Hatte Erwin Bertelt gelogen? Hatte er doch beide Schüsse abgefeuert?
    »Ich habe deiner Sekretärin am Freitagmorgen telefonisch mitgeteilt, dass ich eine Waffe beschlagnahmt habe, die bei dem Attentat benutzt worden ist und deren Untersuchung anstehen könnte.«
    »Ich weiß. Auch eine Walther, nicht?«
    »Ja.«
    »Sie hat mir davon erzählt. Schade, dass ich verhindert war und wir uns nicht sprechen konnten. Ich hätte mich gerne mit dir am Wochenende auf ein Bier verabredet.«
    »Das können wir doch nachholen. Hat Saborski die Waffe schon zu euch bringen lassen?«
    »Ach, du weißt das noch nicht?«
    »Was?«
    »Die Walther ist verschwunden.«
    »Aber sie lagerte doch bei uns in der Asservatenkammer?«
    »Von da ist sie ja verschwunden.«
    »Unmöglich!«
    »Glaub mir, mein Freund, es ist so. Saborski hat dem Verantwortlichen bereits den Arsch aufgerissen. Sein Geschrei haben wir bis Bochum gehört. Es ist aber nicht nur diese Waffe abhandengekommen. Auch andere Beweise sind verschwunden, darunter auch ein Goldring. Hinter vorgehaltener Hand wird hier in Bochum von Unterschlagung gemunkelt. Wie auch immer. Die Waffe ist futsch, Saborski stinksauer und eine weitere ballistische Untersuchung wird es deshalb nicht geben. Es sei denn, diese Walther taucht wieder auf.«
    Golsten schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Also, Peter, wie wäre es mit einem Bierchen am Samstag?«
    Sirenengeheul unterbrach ihre Unterhaltung. »Wir haben Bombenalarm!«, rief Golsten in den Hörer. »Ich muss jetzt Schluss machen.«
    »Bei uns geht es auch gerade los. Mach’s gut.«
    »Tschüss, Fritz. Ich melde mich wieder bei dir.« Golsten warf den Hörer auf die Gabel und hastete aus dem Büro, um den nahe gelegenen Bunker aufzusuchen.
    Der Kommissar hatte sich kaum zu den anderen Schutzsuchenden auf eine der Bänke gequetscht, als die Sirenen einen lang anhaltenden Dauerton hören ließen – Entwarnung. Den Ausflug in den Bunker hätte er sich schenken können.
    Auf dem Weg zurück in sein Büro beschloss Golsten, der Asservatenkammer einen Besuch abzustatten. Auf dem Platz, den sonst Wachtmeister Hoppert innehatte, saß ein ihm unbekannter Uniformierter. Golsten erfuhr, dass Hoppert in das Büromateriallager des Präsidiums versetzt worden war und dort Bleistifte zählen musste.
    Das Magazin lag im entgegengesetzten Teil des Gebäudes. Hoppert war offensichtlich am Boden zerstört.
    »Stellen Sie sich vor, Herr Kriminalkommissar, jetzt heißt es sogar, ich hätte mich bereichert«, jammerte er. »Sie wollen mir meine Pension wegnehmen. Wovon soll ich denn leben?«
    Golsten kannte Hoppert seit Jahren. Er wusste, dass der Wachtmeister eine grundehrliche Haut war. Etwas schwerfällig, ja gut. Aber nie im Leben hätte dieser Mann aus eigenem Antrieb gegen Vorschriften verstoßen, da war sich Golsten sicher.
    »Ich habe dem Herrn Kriminalrat noch gesagt, dass ich ihn und den SS-Offizier nicht allein in die Kammer lassen darf. Aber er hat mich geradezu rausgeworfen.«
    »Welchen Kriminalrat meinen Sie?«, erkundigte sich Golsten.
    »Herrn Saborski natürlich. Der war doch am Freitag da, um diese Gipsabdrücke zu holen.«
    Das war ja interessant.
    »Und wer war der Offizier, von dem Sie sprachen?«
    »Ich weiß es nicht. Was mache ich nur, wenn ich meine Pension verliere? Herr Golsten, Sie kennen mich doch. Können Sie nicht ein gutes Wort für mich …«
    »Und nach diesem Besuch fehlte die Waffe?«
    Hoppert schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen. Der Herr Kriminalrat hat sich bei meinem Vorgesetzten beschwert und dieser hat dann eine Revision veranlasst. Am Sonntag ist festgestellt worden, dass die Walther nicht mehr da ist und auch andere Dinge fehlten. Manche haben wir später wiedergefunden. Sie waren lediglich verlegt. Aber nicht von mir! Ich weiß genau, dass ich die Waffe ordnungsgemäß eingetragen und abgelegt habe. Und gestohlen habe ich nie etwas. Nie!«
    »Und welche Schuhabdrücke hat Saborski haben wollen?«
    »Da gab es vor zwei Jahren einen Überfall auf die HJ, hat er erzählt. Und da seien Spuren gesichert worden. Um die ging es.«
    Golsten erinnerte sich an den Fall, weil einer der Hitlerjungen der Sohn eines hohen Parteifunktionärs

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