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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Erklärungen, keine Hinweise. Tust du das für mich?«
    Markwart antwortete nicht. Für einen Augenblick glaubte Golsten, dass ihm sein Kumpel die Bitte abschlagen würde.
    Aber dann hörte er Markwarts Stimme: »Wann kommst du?«
    »Es kann zwei Stunden dauern.«
    »Gut. Ich warte.«
    Von der Fahrbereitschaft ließ sich Golsten zum Haus der Bertelts in der Teutoburgia-Siedlung chauffieren. Dort brach er das Polizeisiegel, ging zielstrebig zur Wohnzimmertür und begann, mit einem Taschenmesser das Einschussloch des irrtümlich ausgelösten Schusses zu erweitern. Da! Die Messerspitze war auf etwas Metallisches gestoßen. Kurz darauf hatte Golsten das Projektil aus dem Holz gegraben. Er verstaute es in der Hosentasche, verließ das Haus, erneuerte das Siegel und befahl dem Fahrer, ihn ins Präsidium nach Bochum zu bringen, wo ihn Fritz Markwart schon erwartete.
    »Kein Zweifel möglich«, meinte der Ballistiker, als er seine Augen vom Vergleichsmikroskop löste. »Sieh selbst.«
    Golsten schaute durch das Okular und sah zwei Bilder mit Streifen und Linien.
    »Waffenläufe werden gezogen, damit sich das Geschoss um die eigene Achse dreht. So wird die Flugbahn stabilisiert und die Kugel eiert nicht durch die Luft«, dozierte Markwart, während Golsten mit den Rädchen des Mikroskops hantierte und so die beiden Bilder gegeneinander verschob. »Dadurch entstehen Zug- und Feldmuster, die charakteristisch für jede Waffe sind. Also quasi ihr Fingerabdruck. Stabilisiert wird das Projektil aber nur, wenn es die Züge auch tatsächlich ausfüllt. Dazu muss es etwas größer sein als der Innendurchmesser des Laufs. Das Geschoss quetscht sich also quasi hindurch. Und dadurch werden die Linien und Riefen erzeugt, die du da vor Augen hast. Auf dem Bild rechts ist das Projektil zu erkennen, welches du eben mitgebracht hast. Links findet sich eines der beiden, die auf Munder abgefeuert wurden. Du kannst so lange an dem Rad drehen, wie du willst, du wirst keine Übereinstimmung ausmachen können. Diese Projektile stammen definitiv nicht aus derselben Waffe.«
    Golsten sah auf. »Danke. Du warst mir wirklich eine große Hilfe.«
    Markwart entfernte eines der beiden Geschosse aus dem Gerät und hielt es Golsten hin. »Dein Beweisstück.«
    Der Kriminalkommissar schob es zurück in seine Hosentasche. »Wir sollten uns wirklich bald auf ein Bier treffen«, meinte er zum Abschied.
    Auf dem Weg zurück ins Präsidium ließ Golsten alles, was er wusste, Revue passieren. Drei Projektile. Dasjenige in seiner Hosentasche stammte definitiv aus Bertelts Walther, eines der anderen beiden aus Munders Kopf. Identisch waren sie nicht, stammten also aus verschiedenen Waffen. Das Projektil, welches Erwin Bertelt nach eigenen Angaben abgefeuert und das Munder nur gestreift hatte, musste vertauscht worden sein, um den Eindruck zu erwecken, es habe nur einen Schützen gegeben. Dann allerdings ereignete sich etwas Unvorhersehbares: Golsten beschlagnahmte Bertelts Waffe. Wieder wäre es möglich gewesen zu beweisen, dass Bertelt die Wahrheit gesagt und es zwei Schützen gegeben hatte.
    Da die ballistische Untersuchung des anderen, vertauschten Geschosses zu diesem Zeitpunkt aber bereits erfolgt war, blieb nur ein Weg zur Vertuschung der Tat: Bertelts Waffe musste verschwinden. Deshalb der Besuch Saborskis in der Asservatenkammer. Golsten fröstelte. Es war nun keine Frage mehr, dass der Kriminalrat bis zum Hals im Dreck steckte. Und dieser SS-Offizier von Schmeding dazu.
    Gleich morgen würde er noch einmal Anna von Burwitz aufsuchen. Möglicherweise hatte sie ja doch mehr gesehen, als sie bisher eingeräumt hatte. Und zu noch etwas rang sich Golsten durch. Er rief Heinz Schönberger an und bat ihn, möglichst diskret zu überprüfen, ob und welche Waffen auf Wieland Trasse beziehungsweise dessen Tochter oder Schwiegersohn registriert waren. Zwar war Saborskis Adjutant sein Hauptverdächtigter, aber das hieß nicht automatisch, dass er auch tatsächlich der Täter gewesen war. Als das erledigt war, holte er tief Luft. Nun hatte er sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Er hoffte nur, nicht zu weit.
    Und dann war die Angst wieder da, verdrängte jeden anderen Gedanken: Rosen war verhaftet worden. Was, wenn er reden würde? Was dann?
    51
    Montag, 26. April 1943
    U m seinem Anliegen mehr Gewicht zu verleihen, hatte Saborski Wieland Trasse nach Bochum in sein Amtszimmer gebeten. Nun saßen die beide zusammen bei einer Tasse Kaffee, den ihnen Margot

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