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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Schäfer serviert hatte.
    »Also, warum hast du mich herbestellt?«, wollte Trasse wissen. »Und warum so dringend?«
    »Das Thema, welches ich mit dir besprechen möchte, ist etwas heikel«, erwiderte Saborski.
    »Heikel?« Trasse lächelte. »Ausgerechnet du findest ein Thema zu heikel? Du erstaunst mich. Ich entdecke doch noch neue Seiten an dir«, spottete der Geschäftsmann.
    »Du machst Geschäfte mit einer Haushaltswarenfabrik in Lemberg. Du hast dich sogar Anfang April persönlich nach Galizien begeben.«
    Wenn Trasse überrascht war, zeigte er es nicht. »Nicht schlecht. Du bist gut informiert.« Er schmunzelte. »Ja, ich mache dort Geschäfte. Sehr gute sogar. Ich erhalte von dort sehr günstige Haushaltswaren, die unsere auf Kriegsproduktion umgestellten Firmen nicht mehr herstellen können. Ich habe vor, dieses Geschäft sogar noch auszuweiten. Aber du willst mir doch nicht erzählen, dass du mich deswegen zu dir zitiert hast?«
    »Es geht nicht um Haushaltswaren. Es gibt nämlich keine solche Fabrik in Lemberg. Zumindest keine, die dich beliefert.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, brauste Trasse auf.
    »Du hast vor knapp zwei Wochen drei Kisten aus Lemberg erhalten. Wir haben die Lieferscheine überprüft. Die Absenderangaben waren gefälscht. Eine der Kisten wurde weiter zu deinem Schwiegersohn geschafft. Und der hat kurz darauf versucht, einen Armreif und zwei Ringe zu Geld zu machen, um Schulden zu begleichen. Dieser Schmuck war nachweislich gestohlen. Kannst du mir bis hierhin folgen?«
    Trasse zündete sich mit fahrigen Bewegungen eine Zigarette an. »Was willst du?«, fragte er.
    »Eine angemessene Beteiligung für mein Schweigen.«
    »Und was ist in deinen Augen angemessen?«
    »Das hängt vom Umfang des Geschäfts ab, das du mit dieser angeblichen Haushaltswarenfabrik abwickelst.«
    Wieland Trasse sog den Rauch tief in seine Lungen. »Ob du es mir glaubst oder nicht. Ich kann dir wirklich nicht sagen, welchen Ertrag diese Lieferungen bringen werden. Meine Aufgabe in dem Handel ist, die Ware sicher zu deponieren und sie erst zu verkaufen, wenn die Zeiten günstiger sind. Da ich die zukünftigen Preise nicht kenne …«
    »Der Krieg ist nach Stalingrad verloren, das wissen wir beide.«
    »Das sind ja völlig neue Töne.«
    »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Russen in Deutschland einmarschieren. Und wenn der Atlantikwall nicht hält, kommen auch die Alliierten. Dass dann dein Geschäft mit dieser sogenannten Lemberger Fabrik noch funktioniert, wage ich zu bezweifeln. Wenn du Pech hast, kommt es nicht mehr zu einer zweiten Lieferung aus Lemberg. Nein, mir geht es um etwas anderes. Wie wäre es mit einer stillen Beteiligung an deiner Firma?«
    Trasse verschluckte sich fast am Rauch. Ein ähnliches Gespräch hatte er schon einmal geführt. Aber damals, vor rund zwanzig Jahren, waren die Rollen vertauscht gewesen.
    »Den Kaufhäusern?«
    »Ja«, meinte Saborski gleichmütig. »Das erscheint mir langfristig sicherer als deine Geschäfte mit Lemberg.«
    »Wie hoch sollte diese Beteiligung deiner Meinung nach sein?«
    »Fünfundzwanzig Prozent.«
    »Du bist verrückt.« Trasse war aufgesprungen. »Fünfundzwanzig Prozent! Für was?«
    »Damit du weiterhin ruhig schlafen kannst.«
    Trasse marschierte im Büro hin und her, blieb dann vor Saborski stehen und meinte, schwer atmend: »Fünfzehn.«
    Saborski blickte abschätzend zu ihm hoch. »Zwanzig. Bei jährlicher Auszahlung der Rendite. Und, ich glaube das versteht sich von selbst, notarieller Absicherung der entsprechenden Verträge.« Er wusste, dass er gewonnen hatte. »Ich werde mich auch bestimmt nicht in das Tagesgeschäft einmischen. Von Haushaltswaren verstehe ich nämlich nichts«, griente er.
    »Wie kann ich sicher sein, dass du nicht mit immer neuen Forderungen kommst? Wie die meisten Erpresser«, knurrte Trasse.
    »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen«, erwiderte Saborski. »Aber um auf deine eigentliche Frage zurückzukommen: Du kannst natürlich nicht sicher sein, sondern musst dich schon auf mein Wort verlassen.«
    »Dein Wort. Pah!«
    »So ist es. Hast du, lieber Freund, eine Alternative?« Saborski stand nun auch auf, ging zu seinem Schreibtisch, zog aus einem Aktenstapel ein Dokument hervor und hielt es in Trasses Richtung. »Das ist ein Durchsuchungsbefehl. Er muss nur noch vom zuständigen Richter unterzeichnet werden, der – wenn ich das erwähnen darf – ein guter Freund von mir ist und auf meinen

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