Goldfieber
nicht mehr plaudern. Sie wollte zur Sache kommen, aber der einzige Kerl, der in ihrer Nähe und jung genug war, hatte keinerlei Interesse.
Sechs Jahre ~ also lange vor meiner eigenen Begegnung mit dem Wandler.
Ich rief mir die Ereignisse in Erinnerung und versuchte herauszufinden, ob ich etwas wusste, von dem ich nicht wusste, dass ich es wusste. Offensichtlich wusste ich etwas. Oder die Schwarzen Drachen wussten nicht, dass ich es wusste. »Gab es jemals den Verdacht, dass diese Schwarze-Drachen-Bande nicht vertrauenswürdig sein könnte?«
»Hm?«
Das Bier tat seine Wirkung. Ich würde Quipo gleich verlieren. »Besteht die Möglichkeit, dass diese Kerle eigentlich für Venageta arbeiteten?«
Miss Trimm sah mich einen Moment scharf an. Sie versuchte es jedenfalls. »Hm? Würd 'ne Menge erklär'n. Hab'sch nie dran gedacht.«
Plop. Sie sackte auf der Stelle zusammen.
Die Verschrobenen Alten Knacker wurden ganz aufgeregt. Nur die Tatsache, dass Quipo noch ein paar nüchterne Schwestern hatte, die auf sie aufpassten, rettete sie vor einer ganzen Serie kleinerer Beleidigungen und Racheakte.
Ich wurde der Liebling der Massen. Denn ich war jemand, der zuhörte. Jeder alte Knacker wollte mir jetzt seine Lebensgeschichte erzählen. Und keine davon hatte etwas mit Gestaltwandlern zu tun.
Das gehörte dazu, wenn man Geschäfte macht. Ich würde ja auch vielleicht eines Tages wiederkommen.
Also harrte ich tapfer aus und schaffte es fast so lange wie der Mond. Doch schließlich ging das Bier zur Neige, und ich schlief ein.
66. Kapitel
Ich hatte einen Kater. Schon wieder. Was für eine Überraschung.
Aber es war kein ausgewachsener Kater. Sondern eher ein junger Kater. Aber er hatte Potenzial. Es war praktisch noch mitten in der Nacht. Die Morgendämmerung war nur ein Hauch von Farbe im Osten.
Victor stieß mit einem Zeh gegen die Stelle, auf die der Riese gestern geschlagen hatte. Ich wachte auf und fand mich ausgestreckt unter dem Olivenbaum auf feuchten, kalten Steinen wieder. Der Gottverdammte Papagei hockte auf einem Zweig und keckerte irgendwas vor sich hin. Es war unverständlich, aber gelegentlich tauchte das Wort Garrett darin auf. »Steh auf, Garrett«, wiederholte Victor hartnäckig. Ein Schmerz zuckte durch meine Seite. O nein! Nicht schon wieder eine angebrochene Rippe! »Ein Kerl sucht nach dir.«
Ein Kerl? Das klang nicht gut. Ich hatte das Tor zum Himmel noch nie jemandem gegenüber erwähnt. Und ich hatte auch nicht bemerkt, dass mir jemand gefolgt war. Nicht, dass ich mich bemüht hätte, meine Spuren zu verwischen. Beutler und Sattler saßen ein. Die Gestaltwandler sollten eigentlich ihre Wunden lecken. Und niemand sonst dürfte Interesse an mir haben.
»Steh auf, verdammt!« Victor trat wieder zu, gegen dieselbe Stelle, nur härter. Er wusste genau, was er tat.
Victor war ein Teeist, ein Mitglied von TunFaires kleinstem und bizarrstem Kult. Er war der einzige wiedergeborene Alkoholhasser im ganzen Tor zum Himmel. Er hatte unaufhörlich darüber schwadroniert, was er davon hielt, dass ich den Teufelsschweiß hier spendiert hatte.
»Victor, wenn du das noch mal machst, kannst du dir schon mal eine Prothese schnitzen!«
Victor entschied sich für Diskretion. »Dein Besuch steht vor dem Haupttor.«
Mein Besuch war einer von Schraubers Jungs, Narzisus. Bruder Schrauber ließ mich wie ein Voodoo-Zauberer beobachten, der alles sah und alles wusste. »Schlaft ihr Jungs denn nie?«, erkundigte ich mich.
»Schlaf? Was ist das denn? Warten Sie. Ja! Ich weiß wieder. In der Armee hat man mir das verordnet. Einmal in der Woche, ob ich es brauche oder nicht. Aber damit kann ich meine Zeit nicht mehr verschwenden. Das hier ist Kauz.« Jemand im Schatten, den ich nicht erkennen konnte, hob schlaff eine Hand, sagte aber nichts.
»Ich wusste immer schon, dass ihr Wühlmäuse es gut hattet, aber Sie sind der Erste, der es jemals zugegeben hat. Was ist passiert?«
»Der Boss wartet auf Sie bei Weider.«
»Das klingt nicht sehr viel versprechend. Wieso?«
»Es hat wieder einen Mord gegeben.«
»Mist. Wen hat es diesmal erwischt?« Ich hätte Eierkopf Zarth dort parken sollen.
»Das kann ich nicht sagen, weil es mir niemand gesagt hat. Ich soll Sie nur holen.«
»Woher wussten Sie, wo Sie mich finden können?«
Er sah das Ding auf meiner Schulter an. »Ich bin einfach nur den Papageiköteln gefolgt.«
»Kein Scheiß?«
»Der Boss hat mir gesagt, dass Sie hier sind. Ich weiß nicht, woher er das
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