Goldfieber
er sich ruhig ein bisschen mit Belinda vergnügen könnte, wenn seine Killer sie schon nicht hatten umlegen können.
Der Haken war: keine Beweise. Überhaupt keine. Alles Spekulation. Aber ich war sicher, dass der Tote Mann mir zustimmen würde. Und er hatte schließlich in Belindas Kopf hineingelinst, dahin, wo Giftschlangen und Taranteln hausten.
Ich bin richtig gut darin, blindlings zu Schlussfolgerungen zu gelangen. Mittlerweile gebe ich mich schon seit Jahren mit Bösewichten ab, Leuten, die ebensolche Art Spielchen treiben. Man kann sie riechen, wenn man weiß, was auf dem Spiel steht und man das Glück hat, vorab einige kleine Fingerzeige zu bekommen.
Dieses Szenario passte perfekt zu den Tatsachen.
Aber es warf keinen Funken Licht in den Schatten, der die Gestaltwandler und die Weiders weiter im Verborgenen hielt. Es verriet mir auch nicht, ob Der RUF versuchte, die Weiders mit Waffengewalt unter ihre Kontrolle zu zwingen, oder ob er irgendwie mit den Gestaltwandlern zusammenhing.
Mist. Das einzige Stück von dem Rätsel, das ich ausgetüftelt hatte, half mir nicht weiter. Belinda und Der RUF würden ihre Differenzen schon beseitigen, mit blutigem Stahl oder nur mit Säbelgerassel.
Vielleicht hatte Belinda die Nicht-Menschen von der bevorstehenden Säuberung unterrichtet. Die Gilde hatte ihre Tentakel in schattige Bereiche ausgestreckt, die zu erforschen selbst Schrauber sich nur erträumen konnte. Jeder schuldete ihnen irgendwas, irgendwo und irgendwie. Aber in diesem Fall war vermutlich Adolph selbst die undichte Stelle.
»Können Sie Ihre Quadratköpfe irgendwie dazu bringen, auszusteigen?«
»Aussteigen?«, fragte Adolph.
»Zu versuchen, die Unruhen nicht weiter anzufachen.«
»Das kann ich versuchen. Wenn ich einen guten Grund vorweisen kann.«
»Wie wäre es damit, am Leben zu bleiben? Ist das ein guter Grund?«
»Einfach nur auf mein Wort hin würden sie nichts dergleichen tun, Garrett. Falls sie überhaupt diese Unruhen schüren.«
Warum hielt er diese alberne Fassade weiter aufrecht? »Ich liefere Ihnen jetzt einen Grund, den Sie wirklich verstehen werden. Wenn Sie einen Krieg mit der Gilde anzetteln, dann wird nicht nur Adolph Sankt Norden dran glauben müssen. Die können jeden umlegen. Irgendwann. Und sie werden auch bei Ihnen jemand Nahestehenden finden, der sich korrumpieren lässt. Die werden sich weder davon beeindrucken lassen, wer Sie sind, noch wer Ihre Eltern waren, noch wie viel Sie wert sind oder Sie kennen. Das sollten Sie nach gestern Abend begriffen haben.«
»Auf Grund des gestrigen Abends hoffe ich, dass Sie uns eine Basis für Verhandlungen schaffen können.«
Ich war verwirrt und ließ es mir anmerken.
»Was denn?«, wollte Sankt Norden wissen.
»Was gibt es da zu verhandeln? Sie werden Ihnen sagen, dass Sie die Wahl haben, entweder wegzugehen oder zu sterben. Dann werden sie so viele von Ihren Leuten töten, wie es braucht, bis Sie es kapiert haben.«
Ich übertrieb ein bisschen. Die Gilde ist kein Monolith, und die Menschen, die sie ausmachen, sind genauso bestechlich wie alle anderen. Man konnte sie zähmen, wenn man jemand war, der eine Menge Energie und Mittel einsetzen wollte. Jemand wie Schrauber. Irgendwann einmal, falls er nicht zu sehr von anderen Dingen abgelenkt wurde.
Und falls Belinda ihn nicht vorher erwischte.
»Welchen Sinn haben diese Aufstände denn überhaupt?«, fragte ich ihn. »Im RUF wimmelt es doch von reichen Leuten.«
»Aber von ihnen wollen nicht viele ihre Börsen für die Sache öffnen. Sie investieren vor allem ihre Fähigkeiten als Anführer.« Ja, er war sarkastisch. Und auch verbittert. »Ich habe fast alles allein finanziert. Ich habe tausend Männer für Oberst Dajahn ausgestattet und verpflegt. Und vor Dajahn war es die Bruderschaft Des Wolfs.«
»Was ist aus diesen Leuten eigentlich geworden?« Ich wollte immer noch wissen, wie Gerris Genord ins Bild passte.
»Sie ließen sich nicht kontrollieren. Die Bruderschaft löste sich auf, als Oberst Dajahn an Bord kam. Einige traten dem neuen Corps bei. Der harte Kern trat aus und schloss sich einer anderen Bewegung an.« Sankt Norden machte eine verächtliche Handbewegung. Das hier war für ihn kalter Kaffee. Er hatte ein Steckenpferd, das ihm wichtig war. »Haben Sie eine Ahnung, wie viel Waffen kosten, wenn man sie von Zwergen kaufen muss?«
Wäre das nicht ein Treppenwitz der Weltgeschichte, wenn die Zwerge diese Krise nutzten, die Menschheit um ihren Wohlstand zu
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