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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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klug, aber manchmal vergisst sie, ihr Gehirn zu wecken, bevor sie ihren Mund sprechen lässt. Wenn wir das beide tun, dann gibt es Probleme.
    Dean meint, wir wären füreinander bestimmt.
    Dean hat dasselbe allerdings auch über mich und verschiedene andere kluge, ansehnliche junge Damen gesagt. Er hat es sogar über mich und meine potenzielle Auserwählte aus seinem Regiment unscheinbarer Nichten gesagt. Allerdings sind das echte Nichten. Dean glaubt, dass ich mehr Stabilität brauche. Ihm gefällt nicht, wie ich lebe.
    »Schweifst du mit deinen Gedanken ab?«
    »Ich habe gestern Nacht nicht genug Schlaf bekommen.«
    »Ist das Prahlerei oder willst du dich beschweren?«
    »Ich dachte gerade an Dean.«
    »Warum?«
    »Er ist weg. Sie sind beide weg.«
    »Wirklich?« Diese Nachricht schreckte Tinnie auf. »Ich hätte niemals gedacht …«
    »Es sind die Zeiten.«
    »Hm?« Sie wurde sehr ruhig und sagte kein Wort, bis wir wieder bei unseren Büchern waren. »Ist das dauerhaft, Garrett?«
    »Was?«
    »Die Trennung von deinem Partner.«
    Ich sah mich um und tippte an mein Ohr. Man konnte nie wissen, wer einen belauscht. Der RUF war von Natur aus paranoid. Und nach gestern Nacht hatte sich das bestimmt noch verschlimmert. »Es musste ja irgendwann passieren. Meine Sympathien liegen nicht mehr da, wo sie einmal waren. Dean wollte die Situation nicht so sehen wie ich. Er war keinen vernünftigen Argumenten zugänglich.«
    »Und?«
    »Also haben sie sich davongeschlichen.«
    Es flößte mir Bewunderung ein, wenn ich mir vorstellte, dass der Tote Mann tatsächlich zugelassen hatte, dass man ihn bewegte. Vielleicht hatte er sogar darum gebeten, bewegt zu werden.
    Hm. Ich konnte ihn finden. Ich konnte Eierkopf ausgraben. Zarth musste mitgemacht haben. Er war einer der wenigen Leute, denen der Tote Mann genug vertrauen würde.
    Man hatte offenbar von mir erwartet, dass ich selbst darauf kommen würde. Keinesfalls wollte meine Lieblingsfruchtfledermaus es ausplaudern.
    »Wenn diese Trennung dauerhaft ist …« Tinnies Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton. Sie hatte etwas im Sinn. Vielleicht etwas Riskantes?
    Der Gottverdammte Papagei schüttelte sich, wand sich und ließ sich von seiner Stange fallen. Dann flatterte er zwischen den Büchern umher. Er wirbelte Staub auf und stieß unartikulierte Laute aus.
    »Ich weiß es nicht.« Ich starrte auf den Vogel. War dem Toten Mann etwas zugestoßen? Der Vogel schien reden zu wollen. Vielleicht unternahm Ihro Gnaden einen verzweifelten Versuch, zu mir durchzudringen.
    Oder die Große Dunkelheit hatte ihn doch noch erwischt.
    Vielleicht war er ja wenigstens nett genug, vor seiner endgültigen Abreise noch seine Gedanken über das bisher Gehörte zum Besten zu geben.
    Falls er überhaupt darauf geachtet hatte. Genauso wahrscheinlich war es, dass er eingeschlafen war und bloß einer seiner Albträume durchsickerte.
    »Mr. Big verhält sich schon lange merkwürdig«, erklärte Tinnie.
    Ich schlug ein Buch auf. »Woher willst du wissen, was für diesen Zwergkondor merkwürdig ist? Du hast doch nichts damit zu tun, dass ich ihn am Hals habe, oder doch?«
    »Nein. Aber ich glaube, Morpheus hat eine Menge Kre- ativität bewiesen, indem er ihn ausgesucht hat.«
    »Dieser Morpheus ist schon ein toller Kerl, was?«, knurrte ich.
    »Können wir hier verschwinden?«, fragte Tinnie. »Ich war schon seit Tagen nicht mehr zu Hause. Ich glaube, dass Onkel Willard sich allmählich dem Siedepunkt nähert.«
    »Er wird überkochen, wenn er erfährt, dass du bei mir warst.«
    »Er mag dich, Garrett.«
    »Klar doch. Wenn ich weit genug weg bin. Vor allem von dir.«
    »Er ist weder blind noch dumm.«
    In einer Minute würden wir mal wieder das Thema erörtern, warum ich nicht bei den Tates einzog. »Soll ich dich nach Hause bringen?«
    »Ja, denn ich glaube kaum, dass mein schnuckeliger, frisch gebackener Onkel das in nächster Zeit schafft. Außerdem kitzelt er.«
    Ich sah mich um. Wir hatten schon Berge von Büchern durchgewühlt. Aber es machte nicht einmal zehn Prozent von dem Haufen aus. Und noch weniger, wenn einige der Berge auf Dünen von Dokumenten standen, die wir nicht sofort gesehen hatten.
    Ich wollte nicht gehen. Die Bibliothek bot mir eine großartige Möglichkeit, im Herzen Des RUFs herumzuhängen. Allein dadurch, dass ich mich im Haus von Sankt Norden aufhielt, tat sich mir eine höchst interessante Welt auf. Nach einer Weile würde mich niemand mehr bemerken, ich würde Teil des

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