Goldfieber
Sie deshalb treffen.«
Sein Stolz war erheblich schwerer getroffen als sein Körper. Adolph Sankt Norden hielt wirklich eine Menge von sich. Was war das für eine Welt, in der eine Frau ihn als Messerfutter benutzen konnte? »Sie kennen Belinda. Sprechen Sie mit ihr.«
Wollte er jetzt etwa winseln? »Wenn Sie mich überprüft haben, dann wissen Sie auch, dass ich Kain besser kenne als Belinda.« Es sei denn, sie hätte plötzlich Gefallen daran gefunden, die Wahrheit zu sagen.
Sankt Norden lächelte geheimnisvoll. Vielleicht wusste er mehr, als ich dachte. Dann zuckte er zusammen und schloss die Augen. Seine Wunden schmerzten wohl immer noch höllisch.
79. Kapitel
»Was ist gestern Abend eigentlich wirklich passiert?«, fragte ich Sankt Norden, nachdem wir ihm ein wenig Zeit gelassen hatten, sich zu erholen und schmerzlindernde Medizin zu nehmen.
»Ich hatte alles dafür arrangiert, Belinda in einer Pension auf der Nordseite der Stadt zu treffen. Sie sagte, das Haus gehöre ihrer Familie.«
»Erinnern Sie sich noch an den Straßennamen?«
»Nein. Das war Aufgabe des Kutschers.« Als ich die Stirn runzelte, fuhr er fort: »Ich glaube nicht, dass die Straße einen Namen hatte.« Er errötete leicht.
»Sie sind in ein Elfenviertel gefahren?« Elfen machen sich nicht viel daraus, ihren Straßen Namen oder ihren Häusern Nummern zu geben.
»Nur an den Rand. Dort sollte mich eigentlich niemand vermuten.«
»Wohl kaum. Aber jemand hat es trotzdem getan.«
»Ja.« Sankt Norden beschrieb den Angriff auf seine Kutsche, der sich ereignete, kurz nachdem er in die Straße eingebogen war. Er war fast nach derselben Masche abgelaufen wie bei dem Angriff auf Belindas Kalesche.
War das nur ein Zufall?
Es war sehr gut möglich, dass er bereits vorher nur knapp davongekommen war, ohne es zu merken. Belinda hatte ihn gebeten, sie im »Palmenhain« zu treffen. Und Jusca Carlyle war in Belindas Kutsche gewesen, als sie zu ihrem After-Party-Rendezvous gefahren war. Waren ihr vielleicht Beutler und Sattler einfach nur in die Quere gekommen?
»Soll ich mit Ihrem Kutscher reden?«
»Wenn Sie einen guten Totenbeschwörer kennen, könnte Ihnen das vielleicht gelingen. Ich bin der einzige Überlebende. Sie haben mich nicht schnell genug aus der Kutsche zerren können.«
Es gab kaum eine Möglichkeit, alle Einzelheiten nachzuprüfen, außer vielleicht, die Männer zu befragen, die versucht hatten, ihn zu töten. Ich hegte den Verdacht, dass ich auf diese Chance wohl lange warten konnte.
Aber die Einzelheiten spielten auch keine Rolle. Belinda musste dahinter stecken. Adolph wusste es. Aber ich fragte mich, ob sie nicht vielleicht mehr als nur ein Motiv hatte.
Dieses Attentat war außerordentlich brutal abgelaufen, selbst nach ihren Maßstäben. Falls sie es überhaupt angeordnet hatte.
Denn immerhin riskierte sie damit einen ausgewachsenen Kleinkrieg und später sogar möglicherweise regelrechte Verfolgung, falls Der RUF politisch Erfolg haben sollte.
Sie hatte wohl entschieden, dass die Gilde eine klare, eindeutige Stellungnahme abgeben musste, die von niemandem irgendwie missverstanden werden konnte. Was bedeutete, dass sie nicht nur auf bloße Geschäftsübergriffe reagiert hatte.
Nehmen wir doch einmal an, dass unser Adolph etwas mit den Angriffen auf Belinda zu tun hatte …
Ja, genau so musste es sein. Aber es gab dafür keinerlei Beweise.
Der arme Adolph! Damit wurde er zu einem Zombie. Er war schon tot, marschierte aber weiter unbeirrt auf das Messer zu.
Jemand hatte Beutler und Sattler zurückgeholt. Die beiden waren zwar furchtlos, aber nicht dumm. Sie kannten eine Menge Leute, die sie liebend gern in ihre Bestandteile zerlegt hätten.
Sie mussten davon überzeugt gewesen sein, dass sie ihre Arbeit schnell, schmutzig und profitabel erledigen und sich rechtzeitig wieder aus dem Staub machen konnten, bevor sich der Tod auf ihre Fährte setzte.
Also hatte Sankt Norden sie irgendwie benachrichtigt, als Belinda bei mir auftauchte, und so den günstigen Moment sehr geschickt genutzt. Er hatte vielleicht nicht gewusst, dass die beiden auch mit mir noch eine Rechnung zu begleichen hatten. Und selbst wenn, hätte es ihn gekümmert?
Wohl kaum.
Danach hatte Belinda sich mit ihm verabredet, vermutlich um Sankt Norden Carlyle vorzustellen, damit der ihm dann eine kostenlose Vorführung in Sachen Messertechnik und Schnetzelwerk gewähren konnte. Sankt Norden hatte zugestimmt, weil er vermutlich gedacht hatte, dass
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