Goldfieber
Stuhl fest, der vorher von Pular Singe besetzt worden war. Singe sagte etwas Entschuldigendes und zischte hinter Paddel her.
Der Kahn des Bewusstseins rollte und schwankte über die tosende See. Morpheus' Schlag hatte jeden einzelnen Kopfschmerz wieder belebt, den ich in letzter Zeit hatte ertragen müssen. Ich sagte noch mehr, aber nur ein Betrunkener hätte meine Worte entschlüsseln können. Und Singe vielleicht. Immerhin hatte ich sie verstanden.
Morpheus sagte irgendwas davon, dass er mir die besten Speisen des »Palmenhains« auftischen würde, wenn ich der wahre Garrett wäre. Ich konnte meiner Freude leider keinen Ausdruck verleihen.
Belindas Entschuldigungsangebot klang da schon erheblich verlockender.
Die beiden rieben mich vollkommen mit Silber ab.
Eine Zwergenstimme plapperte irgendwas. Morpheus antwortete in demselben Kauderwelsch. Belinda fing an, mich loszubinden. Ich wollte sie übers Knie legen, aber ich hatte kaum noch Kraft genug, um einen Finger zu rühren.
Ich sagte etwas in einer Sprache, die meiner Meinung nach genügend nach Zwergisch klang, aber niemand antwortete.
»Sie haben ihn zu hart geschlagen!«, sagte Belinda. Das verstand ich.
»Ich habe ihn genau richtig geschlagen. Zu hart würde bedeuten, er atmet nicht mehr.«
»Ich glaube eher, Sie haben sein Gehirn zu Mus verarbeitet.«
»Es dürfte schwer sein, es noch mehr durcheinander zu bringen, als es das ohnehin ist. Er wird sich schon wieder erholen.«
Gesegnet sei sein Optimismus. Ich werde ihm das auf seine Rechnung setzen, wenn ich mich für seine ganzen Missetaten räche.
»Entschuldige«, sagte er. Aber er klang kein bisschen zerknirscht. »Wir mussten sichergehen, dass Paddel dein richtiges Ego erwischt hat. Es sind in letzter Zeit mehrere Garretts gesichtet worden, und ich bin davon überzeugt, dass du trotz deiner Vielseitigkeit noch nicht fähig bist, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.«
»Ich arbeite aber dran«, versicherte ich ihm. »Ich werde gleichzeitig mit Daumen Schrauber und Oberst Block speisen, während ich dir diesen sprechenden Geier in den Hals schiebe.«
Einiges davon kam in verständlichem Karentinisch heraus. Morpheus schien von meiner Haltung überrascht zu sein. Aber er ließ sich davon nicht irritieren. »Etwas, das wie du ausgesehen hat, ist gestern Abend in den ›Palmenhain‹ gekommen und hat sich nach Belinda erkundigt.«
Ich sah Belinda an. Sie hielt sich immer noch hier auf? »Nicht, was du denkst, Garrett«, sagte sie. »Beutler und Sattler haben ihren Job so gründlich erledigt, dass ich noch immer nicht richtig laufen kann.«
»Wir wussten sofort, dass du es nicht sein kannst«, fuhr Morpheus fort.
»Ach ja?« Also ist ein Gestaltwandler einfach in den »Palmenhain« marschiert und hat so getan, als wäre er ich. Wenn es so eine einfache Art und Weise gab, mich zu identifizieren, wollte ich sie unbedingt erfahren. Später. Wenn mein Kopf nicht mehr so wehtat.
»Beißer hat dir einen gemischten Peperoniteller serviert. Einer seiner kleinen Scherze. Aber du hast ihn akzeptiert und dich sofort darüber hergemacht.«
»Jetzt weiß ich, dass sie vollkommen blöd sein müssen.«
Selbst ein Schwein ist zu schlau, um Peperoni zu fressen. Morpheus' Peperoniteller ist eine großartige Mischung aus Farben und Formen. Eine Art Papagei auf Platte. Allein bei dem Geruch hätte es mich schon gewürgt, wenn ich überhaupt so masochistisch gewesen wäre, zuzulassen, dass mir Beißer so etwas unter die Nase schiebt. »Was hast du mit ihm gemacht?« So ein Wesen konnte in wenigen Stunden den Ruf vernichten, den ich mir in jahrelanger, mühsamer Kleinarbeit aufgebaut hatte.
»Wir haben ihn erwischt, aber er ist entkommen, kaum dass wir ihm den Rücken zugedreht haben. Anscheinend haben diese Wesen keine Knochen. Es ist durch einen Spalt entwischt, der kaum groß genug für eine Katze gewesen wäre.«
Mein Gehirn arbeitete schon wieder mit halber Kraft. Und ich hatte einen Becher in der Hand, den der Zwerg gebracht hatte. Er roch stark nach gebrauter Weidenrinde. Ich würde jetzt nur noch eine Stunde lang unter Kopfschmerzen leiden und dann dafür sorgen müssen, dass ich den Nachttopf nicht aus den Augen ließ. »Mal sehen. Das Ding war also hinter Belinda her. Hatte es etwas Böses im Sinn?«
»Wir haben es um mehr Mordwerkzeuge erleichtert als dich vorhin.«
»Das wird ja immer merkwürdiger. Gestaltwandler greifen die Weiders an. Dann Den RUF. Sie verfolgen Belinda …« Ich hielt inne, und
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