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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Schwierigkeiten haben, uneingeladen hier einzudringen.
    Als ich wieder hinunterging, wühlte Paddel erneut in der Speisekammer herum. Er hatte keinerlei Schamgefühl. »Im ›Palmenhain‹ krieg ich nich' viel von so 'm leckeren Essen.«
    »Du könntest dir einen Boss mit etwas weniger Schrullen suchen.«
    Paddel grunzte. »Bist du fertig?« Er schob sich noch ein paar Brocken von dem Huhn in die Taschen.
    »Noch nicht ganz.« Ich musste selbst etwas essen. Seit dem Frühstück war schon eine lange Zeit vergangen.

 
87. Kapitel
     
    Manchmal habe ich einen Verstand wie ein Ziegelstein. Wir mussten schon fast eine Meile gegangen sein, bevor mir etwas auffiel. »Hey! Wir gehen ja gar nicht zum ›Palmenhain‹!«
    »Ich hab dem Boss gesagt, dass du 's nich' mal merken würdest. Du wirst beschattet, weißt du das? Und manche von denen sollen vielleicht nich' unbedingt spitzkriegen, dass du mit 'm Boss befreundet bist.«
    »Das bereue ich selbst ja schon manchmal«, knurrte ich. Mir fiel ein grün-rot-gelb-blauer Federbusch unter den Tauben auf, die auf den Dachrinnen hockten. Ein kühler Wind strich über die Straße, auf der es für diesen Spätnachmittag unnatürlich ruhig war, in dieser Stadt, berühmt für ihre Streitereien. Der Herbst würde bald kommen. Vielleicht hatte ich ja Glück und der Papagei hatte auch etwas Gänseblut in sich. Dann würde er nach Norden ziehen, zum Überwintern.
    Vermutlich gingen wir zu Lou Latschs Stall, doch als gottesfürchtiger und aufrechter Mann hatte Lou Latsch eigentlich nicht viel für Morpheus übrig. Jeder Schatten, der etwas mehr über mich wusste, hätte diesen Verdacht sicher schon vorher gehabt. Aber ich war nicht konzentriert. Weil ich meinen Gedanken nachhing.
    Wir bogen nach links um eine Ecke. Paddel hielt sich auf der Seite der Straße. Zwei Schritte weiter rammte er ziemlich heftig meine Seite. Ich stolperte durch eine offene Tür. Bevor ich protestieren konnte, schob Paddel mich weiter. Ich sah nur eine alte Frau, die auf etwas schielte, woran sie nähte, und ein gelangweiltes Kind, vermutlich weiblichen Geschlechts, das die Tür hinter dem Fettklops schloss. Dann erreichten wir das Ende des schmalen, beinahe kahlen Schneiderladens. Ich sah die steile Treppe hinunter. Weiter unten brannte ein Licht. »Nu mach schon!«, drängte Paddel.
    Ich machte.
    Eine Tür schloss sich über uns. Sie hing schief in den Angeln. Die Treppe hatte überraschenderweise kein Problem, unser beider Gewicht zu tragen. Paddel nahm die Lampe vom Lehmboden, sobald wir unten waren. Sie bestand aus einer Teetasse, die halb mit Öl gefüllt war. Der Docht war ein schwimmendes Stück Mull. Sollte Paddel das verdammte Ding doch tragen. Es sah aus, als wäre es heiß. Und er wusste, wohin wir gingen.
    »Macht Morpheus sich wirklich so viel Sorgen?«
    »Da draußen gehen üble Sachen vor, Garrett. Kann nich' schaden, vorsichtig zu sein.«
    Alle in der Stadt waren offenbar paranoider als ich. »Es wird sich alles klären. Die Dramen der Geschichte verlaufen eben so.« Aber auf der Bühne und für die Mitspieler kann es manchmal verdammt rau werden.
    »Bist du jemals zu diesen Spielen gegangen? Es gibt ein tolles neues im ›Strand‹. Ich hab 's schon dreimal gesehen. Es heißt: Atterbohn der Dritte. Es handelt von einem König Atterbohn, einem der uralten Könige.«
    Das überraschte mich. Der »Strand« gibt meiner Meinung nach eigentlich nicht die Art Vorstellung, die für jemanden mit Paddels Verstand verdaulich war. Schließlich zog so gut wie niemand seine Kleidung aus.
    Je aufgeregter er wurde, desto kryptischer wurde seine Sprache. »Dieser Atterbohn hat sein' Bruder umgelecht, hatt er, un' seine Schwester geheiratet und hat 'n Baby von ihr gekriecht, und die is' aufgewachsen und sollte seiner Großmutter helfen, die Armee gegen seinen …« So redete er unaufhörlich weiter und vermittelte mir alle Einzelheiten, von denen die Hälfte historisch ungenau war. Da ich das Drama nicht selbst gesehen hatte, wusste ich nicht, ob es an ihm oder an dem Dramaturgen lag. Der historische Atterbohn hatte die Witwe seines Bruders geheiratet, seine Schwägerin, eine zur damaligen Zeit vollkommen legitime Angelegenheit, wenn auch ein Brudermord schon damals als nicht sonderlich schicklich galt. Noch weniger respektierlich war die Tatsache, dass diese Schwägerin die ganze Chose geplant hatte, einschließlich zahlreicher weiterer Morde und der Revolte des Sohnes. Der allerdings später unter höchst

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