Goldfieber
auf die Idee, sich hinterher vielleicht zu entschuldigen. »Sie sind hier heute schon einmal aufgetaucht. Aber das erste Mal waren es nicht Sie.«
»Ehrlich? Und wie haben Sie das herausgefunden?«
»Wir wussten, dass Sie in Sankt Nordens Villa waren. Ich kann mir eine Menge vorstellen, dessen Sie sich schuldig gemacht haben, aber ich glaube nicht, dass Sie es schaffen, an zwei Orten gleichzeitig aufzutauchen.«
»Haben Sie etwas herausgefunden?«, wollte Schrauber wissen.
»Ich hatte heute Morgen eine lange Unterredung unter vier Augen mit Sankt Norden. Ich könnte sie Ihnen Wort für Wort wiederholen, aber ich glaube nicht, dass ich Ihnen etwas mitteilen würde, was Sie nicht schon wissen. Diese Bande ist längst nicht so geheimniskrämerisch, wie sie tut.« Ich erzählte Schrauber trotzdem fast alles, weil ich mir ausrechnen konnte, dass ich damit Zeit sparen würde. Anschließend fragte ich Block: »Was hatte dieses andere Ich von mir denn vor?«
»Er hat versucht, den Dienst habenden Schließer dazu zu bringen, ihm Beutler und Sattler zu überlassen. Er hat ihm auch eine wirre Geschichte erzählt. Wenn die beiden reisefähig gewesen wären, hätten wir sie verloren. Aber der Schließer kam zu mir, weil er versuchte, ein Transportmittel aufzutreiben. Ich wusste, dass Sie nicht in der Stadt waren. Also bin ich hinuntergegangen, um die Sache persönlich zu überprüfen. Der Gestaltwandler merkte, dass da Ärger auf ihn zukam, als er mich sah. Er machte sich dünne, bevor ich nah genug an ihn herankam.«
»Also sind die beiden böse Buben immer noch hier?«
»Wir sind zurzeit voll belegt. Aber es gibt Druck vom Hügel, alle freizulassen, die hier einsitzen, weil sie gestern Abend die öffentliche Ruhe gestört haben.«
»Was ist mit Gerris Genord? Ich bin gerade auf Beweise gestoßen, dass er etwas mit den Gestaltwandlern zu tun haben könnte.« Oder mit jemandem, der dazwischen stand, was ich für wahrscheinlicher hielt. Ich glaubte nicht, dass Genord den Weiders Schaden hatte zufügen wollen. Vermutlich war er unwissentlich in diese Infiltration durch die Gestaltwandler verwickelt worden. Er war nur ein Bauer in dem Spiel, der eben so bewegt wurde, dass sich die schlimmen Sachen über seinem Kopf entluden. Dass er dies erst so spät erkannt hatte, mochte vielleicht für den irrationalen Zustand verantwortlich sein, in dem er sich in der Nacht befunden hatte, als Ty und Mecki ihn ertappt hatten.
»Wir haben noch nicht mit ihm gesprochen«, erwiderte Schrauber. »Dafür war noch keine Zeit, weil draußen zu viel Unruhe herrschte.«
Aber offenbar hatte er genug Zeit und Leute, um mich beschatten zu lassen. »Kann ich mit ihm reden?«
»Ich trommle eine Gruppe zusammen, und wir besuchen ihn gemeinsam.«
»Ich möchte ihm eigentlich nicht die Nage] von den Zehen reißen, sondern ihm nur ein paar Fragen stellen.«
»Er wird sicher eher bereit sein, darauf zu antworten, wenn ich mit einem Haufen rostiger Zangen hinter Ihnen stehe. Ich halte auch den Mund.«
Typisch Schrauber. Er war sicher genauso an meinen Fragen interessiert wie an Genords Antworten.
Aber das würde mich nichts kosten. »Gehen wir.«
Genord schlief, als wir in seine Zelle kamen, wachte aber rasch auf und sah sich hektisch um. Sein Gefängnis war genauso schlimm, wie man es sich vorstellte. Das einzig Positive war, dass er das Loch mit niemandem teilen musste. In allen anderen Zellen stapelten sich die eingesperrten Aufrührer förmlich übereinander.
»Haben Sie es gemütlich hier unten?«, erkundigte ich mich. »Ich bin vorbeigekommen, um mich davon zu überzeugen, dass man Sie gut behandelt.« Genord hatte sich verändert. Und diese Veränderung hätte man bei einem Kerl, der sich plötzlich im Al-Khar wiederfand, nicht unbedingt erwartet. Er war härter geworden. Seine Augen waren kalt. Und er sah aus wie ein Einzelkämpfer. Er war vielleicht doch ein Gestaltwandler, aber in psychischer Hinsicht.
Er antwortete nicht.
»Ich habe mir etwas überlegt«, sagte ich zu Schrauben »Was die Wandler und unseren Freund hier angeht. Glauben Sie, die wissen, dass wir ihn haben?«
»Jetzt schon. Wenn nicht bereits von Anfang an. Derjenige, der sich als Sie ausgegeben hat, hat ihn gesehen, als er Beutler und Sattler besucht hat.«
»Das bedeutet, sie werden Genord hier herausholen und ihn zum Schweigen bringen wollen, wenn er etwas weiß.«
Schrauber und Genord konnten mir problemlos folgen. Ich schlug einen kurzen Haken. »Wenn wir ihn
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