Goldfieber
sein, die sehr wahrscheinlich zu Weiders Abendempfang eingeladen waren. Vipern in der Größe dieser Killerkrokodile, die wir auf den Inseln gefangen und an die Säbelzahntiger verfüttert hatten …
»Alyx wollte ebenfalls, dass Sie eingeladen werden.« Gilbey rückte schließlich doch damit heraus.
Mein kleines Schätzchen. »Häh?«
»In Miss Tates Interesse. Aber auch, weil sie selbst die Schlangen satt hat.«
Tinnie schien ihre knackige kleine Kehrseite wieder vollkommen ungeniert mitten in mein Leben zu schieben. Und ich hatte absolut nichts dagegen. »Ich werde versuchen, etwas Passendes zum Anziehen zu finden.«
»Manvil wird dafür sorgen, dass Genord Ihnen rechtzeitig Tads Kleidung bringt. Bitte meiden Sie die Ställe bis nach dem Fest.«
»Ich denke, ich kann der Versuchung widerstehen, ihnen einen Besuch abzustatten.«
Gilbey grinste, als er vorschlug: »Wenn Sie rechtzeitig ankommen, können Sie unsere Arrangements kritisieren und die Übeltäter, sprich Gäste, bei der Ankunft in Augenschein nehmen.«
Ich gab mir einen sachlichen Anstrich. »Ein vernünftiger Plan, Gentlemen.«
»Kräh! Wir werden da sein.«
»Wir? Ich würde eher deine Federn vorausschicken, du kleiner Staubwedel.«
Weider kicherte. »Einer von euch sollte jedenfalls auftauchen.«
»Einer von uns wird auch kommen. Und zwar ich. Der mit einem halben Hirn.« Ich stand auf. Anscheinend hatte ich mich zu schnell bewegt. Der Boden wurde plötzlich schrecklich instabil.
Das konnte unmöglich an diesem kleinen Tropfen Bier liegen.
20. Kapitel
»Hörst du bald auf, herumzutrampeln?« Der Gottverdammte Papagei wurde immer ruheloser. Ich hoffte, dass er mich wenigstens nicht in Verlegenheit bringen würde, wie es Tauben üblicherweise mit den Statuen längst vergessener Generale taten. Von tierischen Stoffwechselprodukten hatte ich für heute die Nase voll.
Weiders privates Wohnzimmer befand sich in der Ecke seiner Villa, und zwar im ersten Stock. Obwohl der nur ein kleines Stück oberhalb der Straße lag. Der Boden, auf dem die Villa stand, war ein wenig abschüssig. Auf der Rückseite konnte man einfach rausmarschieren, aber vorn musste man fünfzehn Stufen bis zur Haustür hochklettern und dann ein halbes Dutzend Stufen himmtersteigen, um wieder auf den Boden zu gelangen. Also liegt das Erdgeschoss beinahe überall im Souterrain. Nur die Rückseite des Hauses, einschließlich der Küche, des Speisesaals der Familie und der Hintertreppe, wird täglich genutzt. Das meiste andere ist Veranstaltungen vorbehalten.
Selbst der erste Stock dient vorwiegend geschäftlichen und feierlichen Zwecken. Weider regiert sein Imperium von hier aus. Das Leben der Familie spielt sich weiter oben ab, im zweiten und dritten Stockwerk. Die Diener, die auf dem Anwesen wohnen, sind in kleinen Kammern und Zimmerchen unter dem Giebel untergebracht.
Ich beneidete sie nicht.
Ich wollte gerade die große Freitreppe zum Erdgeschoss hinuntergehen, als ein ferner Schrei mich innehalten ließ. Ich sah zurück. Gilbey stand in der offenen Tür von Weiders Arbeitszimmer. Ich sah nur seine Umrisse. Er zuckte mit den Schultern und deutete nach oben.
Ich knurrte: »Todd weilt noch unter uns.« Dann holte ich einige Male tief Luft, während ich weiterging. Der Gottverdammte Papagei hörte nicht auf, auf meiner Schulter herumzuhüpfen.
Max hatte drei Söhne: Todd, Tad und Ty. Todd und Ty haben es aus dem Cantard zurück geschafft, aber Todd hat dort seinen Verstand und seine Seele verloren.
Das haben wir gemein, seien wir arm oder reich. Wir waren alle im Cantard gewesen. Und wir alle haben jemanden verloren. Und keiner von denen, die überlebt haben, ist unverändert zurückgekehrt.
Aber der Krieg ist vorbei, und Karenta hat triumphiert. Die sagenhaften Minen des Cantard dienen jetzt den Zauberern, die unsere wahren Herren sind. Karenta ist das mächtigste Königreich der Welt. Wir sollten stolz sein.
In diesem Monat hat die Krone – zum ersten Mal seit drei Generationen – niemanden einberufen.
Wir haben gewonnen. Und genau deshalb bricht unsere Welt auseinander.
Junge, bin ich froh, dass wir nicht verloren haben.
Es schien eine Meile zur Tür zu sein. Meine Absätze klackten laut auf dem Marmor, und das Geräusch wurde von den Wänden zurückgeworfen. Die Vorbereitungen für das Fest waren in vollem Gange.
Die Vordertür war unbewacht. Die Paranoia des alten Mannes konnte nicht sonderlich ausgeprägt sein. Ich stieg die Stufen hinauf, während
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