Goldfieber
Gesundheitszustand zu überzeugen.«
Das hätte interessant werden können. »Das muss an dem schillernden Leben liegen, das ich führe.«
»Ich würde mich nicht zu sehr für Alyx interessieren.«
»Ich auch nicht. Max ist schließlich mein Brötchengeber.« Ach, wie sehr es schmerzte, diese Worte auszusprechen und sie auch noch halbwegs ehrlich zu meinen. Je mehr ich darüber nachdachte, wie prächtig Alyx sich entwickelt hatte, desto …
»Und außerdem habe ich gehört, dass Sie bereits vergeben sind.«
»Kräh!« Lachen auf Papageiisch.
»Dieser Vogel und ich, wir sind eine wirklich tolle Nummer. Ich würde niemals etwas zwischen uns kommen lassen.«
»Ich vermute, dass Miss Tate am Boden zerstört sein wird.«
Manvil bleibt immer sachlich. Er nimmt sich selbst, das Leben und auch den ganzen Rest viel zu ernst. »Entspannen Sie sich, Gilbey. Nehmen Sie sich eine Nacht frei. Gehen Sie irgendwohin, wo Sie niemand kennt, lassen Sie sich volllaufen und feiern Sie mal richtig.«
Gilbeys Augen weiteten sich ein winziges Stück. »Zweifellos ein ausgezeichneter Ratschlag. Ihnen hat er gewiss gute Dienste getan. Ich werde darüber nachdenken.«
»Tun Sie es wie damals, als Sie jung waren und gedient haben.«
»Ich war im Büro von Richter Advokaat tätig.«
»Was Sie nicht sagen!« Wahrscheinlich hat er alle vor Gericht gebracht, die während der Arbeit lächelten.
»Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals die Art kritisiert zu haben, wie Sie Ihr Leben leben, Mr. Garrett.«
»Aua!« Und das trotz seiner offenkundigen Missbilligung. »Eins zu null für Sie, Mr. Gilbey. Und das macht Sie auch zu einem wahren Schatz. Alle anderen stehen dem nämlich sehr kritisch gegenüber, einschließlich meines Partners, meines Haushälters, meiner Freundin, meines besten Freundes und sogar dieses albernen Mäusebussards.«
Der Gottverdammte Papagei hob träge ein Augenlid und machte sich die Mühe, ein »Kräh!« einzuwerfen, das so kalt war wie eine Leiche.
Eine Sekunde lang war ich mir sicher, dass Gilbey mit einem Lächeln rang.
Er hatte zwar keine Ahnung, aber ich wusste jetzt, wie ich zu ihm durchdringen konnte. Mit dem Unerwarteten. Mit der Art Humor, der einen mit dem Unvorhergesehenen blendet.
»Ein Troll, ein Riese und ein Barbar kommen in eine Taverne. Das Mammut hinter dem Tresen sagt: ›Wir bedienen keine …‹«
»Mäuse sind nie sonderlich amüsant.«
»Sie kennen ihn schon.« Ich war noch nicht mal in die Nähe der Pointe gekommen.
»Ich kenne sie alle. Kittyjo sammelt sie. Je älter, desto besser. Ich muss sie mir immer anhören. Wir sind da. Ich habe einige Eimer heißes Wasser bringen lassen. Benutzen Sie, so viel Sie wollen.«
»Kann ich Sie etwas fragen, Gilbey?«
Er wartete, ohne mir die Erlaubnis zu erteilen oder zu versagen.
»Sie sind ein guter Kerl. Sie sind Max' Kumpel. Sein Partner. Aber die Hälfte der Zeit reden Sie wie ein Butler oder so was Ähnliches.«
»Wir sind, was wir sind, Garrett. Sie werden Seife, Handtücher und frische Kleidung in dem Raum finden. Spülen Sie den Boden ab, wenn Sie fertig sind. Das ist eine Geste der Höflichkeit für den nächsten Benutzer. Wenn Sie fertig sind, finden Sie uns in Max' Büro.«
»Danke. Für alles und wofür auch immer.«
Ich betrat den Raum. Der Boden bestand aus Zink. Die Wände auch. Anscheinend war es den Angestellten erlaubt, sich hier zu waschen. Vermutlich wurden auch Pferde hier drin geschrubbt.
Einige Kleidungsstücke, Seife, eine Bürste und drei Holzzuber mit dampfendem Wasser standen auf einer Bank. Ein Durchgang ohne Tür führte in eine Kammer, die etwa einsfünfzig mal drei Meter groß war. Ihr Boden und die Wände bestanden ebenfalls aus Zink. Der Boden neigte sich zu einem Abfluss hinunter. Ein bizarr wirkender Apparat, bestehend aus einem Fass und Bleileitungen, hing an der Decke. Man konnte den Tank vom äußeren Raum aus füllen, indem man im Vorzimmer auf eine Leiter stieg.
Ich kam dahinter, weil es einem Machwerk ähnelte, das wir uns auf den Inseln ausgedacht hatten. Allerdings haben wir damals Bambusstangen als Rohre benutzt.
Ich schrubbte mich so gründlich wie seit Jahren nicht mehr.
Die Kleidung bestand nicht gerade aus der Art Garderobe, die man üblicherweise an Mama Garretts Prachtjungen findet. Hauptsächlich deshalb, weil Mom und ihre Jungs sich das niemals hätten leisten können. Und die Sachen entsprachen auch nicht unbedingt meinem Geschmack. Sie waren zu elegant, zu formell, zu langweilig
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