Goldfieber
ich mir vornahm, einen etwas weniger entspannten Sicherheitsposten aufzustellen.
Von der Veranda aus musterte ich die Umgebung. Das Tageslicht war nur noch ein geisterhafter Abklatsch seines vorherigen strahlenden Selbst. »Wenn du deinen Verdauungsmüll loswerden willst, dann solltest du jetzt die Gelegenheit nutzen, du räudiger Truthahn.«
»Ich wollte, dass du rausgehst, damit wir reden können«, krächzte der Vogel.
Der Tote Mann. Natürlich. Ich wusste, dass wir uns in diese Richtung bewegen würden, nachdem er darauf bestanden hatte, dass ich diesen kleinen Geier überall mit hinschleppe. Er wollte diesen hässlichen Staubwedel nicht nur dazu benutzen, mir nachzuspionieren, sondern er wollte mich damit nerven, als wäre er meine Mutter.
»Vogel«, knurrte ich. »Dein letztes Stündlein hat geschlagen! Du bist fällig!«
»Was?«
»Du schaffst es, dass ich mit mir selbst rede. Was willst du?«
»Du musst nach Hause kommen. Wir haben Gesellschaft, mit der nur du klarkommen kannst.«
»Mist.« Was sollte das bedeuten? Ich konnte ihn nicht fragen, weil er es mir nicht sagen würde. »Hast du Lust. Namen zu nennen?«
»Nein. Verschwende keine Zeit.«
Ich entschied mich für den direkten Weg, was sich allerdings als schlechte Wahl entpuppte.
Die Große Avenue südlich des Traumviertels war voll gestopft mit Pro-Menschen-Rechte-Demonstranten. Sie waren überwiegend jünger als ich. Es schien kaum möglich, dass es so viele waren und dass sie alle hierher gehörten und sich nicht auf Hunderte Städte, Dörfer und Hunderttausende Bauernhöfe zerstreuten. Aber natürlich ist die Ablehnung alles Nicht-Menschlichen eine uralte Tradition. Wir haben deshalb in der Vergangenheit große und erbitterte Kriege geführt. Und heutzutage sind viele Männer, die älter sind als ich und sicher in ihrem Angestellteuverhältnis leben, genauso intolerant wie irgendwelche Jugendlichen ohne jede Zukunft.
Ich stieß an einer Stelle auf die Avenue, wo sechshundert Kerle vom RUF auf und ab marschierten und ihre Kriegskünste mit Prügeln und Holzschwertern zeigten, statt Hellebarden und scharfe Klingen zu benutzen. Ihr Erscheinungsbild war ziemlich uniform. Und ihre Schilder passten dazu. Die meisten trugen leichte Lederhelme. Sie waren wahre Gläubige, und sie hatten auf dem Schlachtfeld die tödlichsten Feinde gestellt. Diese Nacht würde wirklich unschön werden, wenn irgendein Genie auf dem Hügel beschloss, die Armee sollte die Demonstranten vertreiben.
Alle Truppen, die geschickt würden, dürften sich relativ bald demobilisieren. Das war eine interessante Komplikation.
Ich entspannte mich und wartete auf eine Gelegenheit, die Straße zu überqueren, ohne irgendeinen Verrückten zu stören. Man will schließlich niemanden verärgern, der einige tausend seiner besten Freunde griffbereit hat. Es sei denn, man hat den Schädel eines Vollidioten auf den Schultern.
Ein schöner Spalt öffnete sich. Fünfzig andere unpolitische Typen und ich wollten die Gelegenheit nutzen.
»Hey! Garrett! Warte!«
Die Stimme kannte ich. Unglücklicherweise. »Verdammt!« Vielleicht konnte ich ihre Besitzerin ja abhängen.
21. Kapitel
»Garrett!« Das war meine Freundin Winger, die da herumbrüllte. Winger ist ein gutes, altes Landei, das so groß ist wie ich. Sie sieht gut aus und hat ihren Mann und ihre Kinder verlassen, um ihr Glück in der Stadt zu suchen. »Verdammt! Bleib gefälligst stehen, Garrett!«
»Warte«, krähte der Papagei mir ins Ohr. Ich blieb stehen. Schließlich war ich gut abgerichtet. Einige Leute blieben ebenfalls stehen. Sie war erschreckt, weil der Vogel gesprochen hatte.
»Spricht Ihr Vogel wirklich, Mister?«, fragte ein Mädchen. Es war etwa fünf Jahre alt, hatte blonde Löckchen und die unschuldigsten blauen Augen, die jemals erfunden worden sind. Ich hätte mich gern in fünfzehn Jahren mit ihr verabredet, aber ihr Vater wirkte wie ein Vater, der zu sehr wie ein Vater dachte.
»Allerdings, das tut er. Aber es ist sehr schwer, ihn zum Reden zu bringen.«
»Kräh! Hübsche Kleine! Süßes Mädchen!«
»Es sei denn, du bist jemand ganz Besonderer!«
Der Vogel erblickte Winger. »Kräh! Heiliges Kanonenrohr! Schaut euch diese Glocken an!« Die Natur hatte es wirklich unverschämt großzügig mit Winger gemeint.
Ich drückte dem Vogel den Schnabel zu, bevor er dafür sorgte, dass man mich lynchte.
»Ich liebe dich auch, Mr. Big«, sagte Winger, als sie näher kam. Sie ignorierte Kind und Vater
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