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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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und hätten eher zu einer Beerdigung gepasst. Außerdem gehörte eine Weste dazu. Und Rüschen. Zwar nicht viele Rüschen, aber nichtsdestoweniger Rüschen.
    Ich bin kein Rüschentyp.
    Der Gottverdammte Papagei hockte auf meiner Schulter wie angeklebt. Und gab sich keine Mühe, seine Belustigung zu verbergen.
    Die Kleidung roch, als hätte man sie schon lange gelagert. Vermutlich hatte sie einem der Weider-Jungs gehört. Damals, in glücklicheren Zeiten. Aber Ty konnte es nicht gewesen sein. Er war kleiner als ich. Vermutlich gehörten die Sachen demjenigen, der nicht aus dem Cantard zurückgekehrt war. Ich konnte mich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern.
    Da die Werkzeuge schon mal da waren, rasierte ich mich auch.
    Mir ist allerdings nicht klar, warum ich diese günstige Gelegenheit nicht genutzt und Dem Gottverdammten Papagei die Kehle durchgeschnitten habe. Es war eine einzigartige Chance. Und niemand beobachtete mich.

 
19. Kapitel
     
    Der alte Weider ist nur einen Tick größer als einsfünfundsechzig, aber seine Größe übertrifft seine Länge beträchtlich. Er hat ein rundes Gesicht, eine rötliche Gesichtsfarbe und kurz geschorenes weißes Haar. Das ist hauptsächlich auf die Seiten seines Kopfes gewandert, vermutlich um dem direkten Aufprall von Sonne und Regen zu entgehen. Sein Schnurrbart ist besser dran. Vielleicht bekommt der ja mehr Dünger ab. Es ist ein gewaltiger, grauer Busch mit hartnäckigen Resten von Braun.
    Weider lächelt gern, aber dieses Lächeln schafft es nur selten bis in die Augen. Es wirkt, als wäre er zwar im ersten Moment wirklich froh, einen zu sehen, würde jedoch in dem Augenblick, in dem man hereinkommt, sofort über die Haken und Ösen nachdenken.
    Er ergriff meine Hand und schüttelte sie. Seine Finger wirkten wie plumpe kleine Würstchen. »Ich habe von Ihrem Abenteuer in meinen Stallungen gehört«, sagte er lächelnd. Für sein Alter hat er noch bemerkenswert gute Zähne. »Ty hat Icke Khame hergeschickt. Der hat uns erzählt, was passiert ist, während Sie sich gewaschen haben.«
    »Ah. Ein Abenteuer. Das trifft es nicht ganz. Ich habe einfach nur Glück gehabt, dass Ty und Mecki rechtzeitig aufgetaucht sind.«
    »Warum?«
    »Was?«
    »Entschuldigung. Setzen Sie sich. Die Kleidung steht Ihnen gut. Die Sachen haben Tad gehört. Vermutlich haben Sie es sich schon gedacht. Behalten Sie sie. Das heißt: Manvil, sag Genord, er soll Tads ganze Garderobe zu Garretts Haus bringen. Sie haben doch nichts dagegen, oder?« Typisch Boss. Plaudern und plaudern, und das gleichzeitig in sieben unerwartete Richtungen.
    »Nein.«
    »Setzen Sie sich, setzen Sie sich schon. Möchten Sie etwas trinken? Wir haben Bier. Oder Bier. Sie können natürlich auch Bier bekommen.« jedes Mal, wenn ich ihn besuchte, hat er eine Veränderung in diesen alten Scherz eingeflochten. Und ich besuche ihn nicht besonders häufig. Unsere Beziehung basierte vielleicht auf eben dieser Abwesenheit, und sie vergrößerte die gegenseitige Zuneigung noch. »Warum sollte jemand Sie angreifen?«
    »Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Zwei der Leute sind Ihre Angestellten. Ty hat mir versprochen, ihnen eine Antwort zu entlocken. Sie trugen alle Armbänder von irgendeiner rechtsmilitanten Bande. Das Emblem habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    Gilbey brachte einen Humpen Bier, ein Weider Dunkel Reserve, mit einem starken Hefegeschmack. Es war genau das Bier, das die Ziegen im Himmel statt Milch geben. »Es ist ziemlich unheimlich, Sie in dieser Kleidung zu sehen«, bemerkte er.
    Weider stimmte ihm zu. »Wenn wir von einem Chirurgen Ihre Schultern etwas schmaler machen ließen, sähen Sie aus wie Tad.« Der alte Schmerz stand in Weiders Augen. Es war der Schmerz, den wir alle kennen, denn wir alle haben jemanden im Krieg verloren. Ich trank einen tiefen Schluck und versuchte, meinen Bruder zu vergessen. Das Andenken an meinen Vater schmerzt nicht so sehr, weil ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann.
    Weider blieb dieser Trost versagt. Und auch das Bier konnte ihm nicht helfen. Er trinkt nicht. Weil er das Zeug viel zu sehr liebt.
    Gilbey zapfte sich einen Krug. An dem würde er sich den ganzen Abend festhalten. »Ich gehe nicht mehr viel aus, Garrett«, sagte er, als er sich auf den Stuhl setzte, auf dem er immer saß, nicht weit von Max entfernt. Von dort konnte er schnell herüberkommen und eine Partie Domino spielen, wenn die Stimmung danach war. »Mit der Volkskultur habe ich keinen Kontakt mehr.

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