Goldfieber
zwischen Dem RUF und Belindas misslicher Lage geben? Möglich, aber unwahrscheinlich. Sankt Norden verfügte über ein ganzes Bataillon von eigenen Schlägern.
53. Kapitel
Drei Rattenleute erwarteten uns auf der Rückseite des »Palmenhains«. Einer war Reliance höchstpersönlich. Er war größer als die meisten anderen Rattenleute und hatte bereits graue Strähnen in seinem Fell. Er war älter als die meisten anderen Rattenmänner. Er war zudem besser gekleidet als jeder Rattenmann, dem ich vorher begegnet war. Bunt, mit großen schwarzen Piratenstiefeln und einem hässlichen schwarzweißen Etwas, das er auf dem Kopf trug. Für einen Rattenmann war er ungewöhnlich selbstbewusst.
Er brauchte etwas, was sein rot-gelbes Hemd und die grüne Hose ergänzte. Mr. Big gehörte eigentlich auf eine dieser dürren, herabfallenden Schultern.
Morpheus stellte mich vor. Reliance nestelte umständlich an einem speziell für ihn angefertigten TenHagen-Zwicker herum und musterte mich dann ausführlich. Ahrm schlug vor, dass ich meinen Fall selbst vortrug. Das tat ich auch.
»Belinda Kontamin, Kain Kontamins Tochter, ist gekidnappt worden. Die Männer, die das zu verantworten haben, sind berüchtigt für ihre Boshaftigkeit.« Ich nannte keine Namen, weil Beutler und Sattler einfach zu berüchtigt waren und ich niemanden abschrecken wollte. »Ich muss sie aufspüren, damit ich Belinda retten kann.«
Reliance sah seine Gefährten an. Wenn das Licht aus dem »Palmenhain« im richtigen Winkel auf ihn fiel, glühten seine Augen rot.
»Es wäre sehr wertvoll, die Freundschaft von Kain Kontamin zu besitzen«, zischte Reliance. Sein Karentinisch war gerade noch so verständlich. Ratten kommen mit der Menschensprache nicht gut zurecht. Sie benutzen eine eigene Melange aus mehreren Sprachen.
Ihre Sprache wurde wie die meisten Dialekte verständlich wenn man lange genug damit konfrontiert wurde. Wie der Sprachfehler meines Bruders. Ich habe ihn niemals bemerkt, außer wenn andere Leute mich danach gefragt haben. Was allerdings nicht mehr häufig passiert. Der Canard war zu ihm nicht so gnädig wie zu mir.
»Das wäre es«, sagte ich zu Reliance. Kains Freundschalt war ebenso unvorhersehbar wie legendär. Für mich hatte sie sich ausgezahlt. Ich stehe wirklich in seiner Schuld. Aber wie soll man eine Schuld an ein menschliches Wrack zurückzahlen? Sollte ich mich um seine Familie kümmern? Das machte ich ja gerade.
Reliance betrachtete uns eindringlich. Die meisten Rattenleute sind nicht sonderlich klug. Sie stehen etwa zwischen einem brillanten Hund und einem dummen Menschen. Dieser Kerl hier war für einen Rattenmann ein Genie. Er deutete auf Morpheus und dann auf mich. »Ich habe von Ihnen gehört. Sie haben mit Schote zusammengearbeitet. Sie haben einen guten Ruf.‹ Er sprach langsam und sorgfältig, damit wir ihm folgen konnten. Er wusste, dass keiner von uns seinen Leuten willentlich Schaden zugefügt hatte. Schote war ein anderer Fährtensucher, den ich früher einmal beschäftigt hatte. »Ich helfe euch. Und Kain Kontamin steht dann in meiner Schuld.«
»Absolut.« Er wollte kein Geld? Rattenmänner wollten immer Geld. Obwohl sie etwas schwach waren, was die Wechselwirkung zwischen Honoraren und Arbeit anging. Im Vergleich zu ihrer Geldgier sind Zwerge Knirpse. Allerdings nur auf der untersten Finanzebene.
Reliance musterte mich scharf. Er vermutete, dass ich Kain zu schnell ins Spiel gebracht hatte, zu leichtfertig. Aber er kannte auch Kains Ruf. Kain zahlte immer seine Schulden. Er nickte. »Das ist Pular Singe,« Alle Zischlaute der Rattensprache gingen in eigene Silben auf. während »R« und »L« irgendwie undeutlich klangen. »Sie ist jung, aber sehr begabt.«
Ich betrachtete seine kleinere Gefährtin. Sie? Ihr Geschlecht war nicht auffällig. Ihr Äußeres unterschied sich nicht von den anderen. Im Gegensatz zu den meisten Menschenmädchen besaß sie keine augenfälligen weiblichen Attribute. Ich vermute, als Rattenmann kann man das wohl eher erkennen. Ansonsten gäbe es ja wohl kaum noch Rattenleute.
Das jüngere Rattenmädchen trat vor. Ihre Borsten sträubten sich leicht. »Wenn Sie sagen, dass sie die Beste ist, dann ist sie es, und ich schulde Ihnen besonderen Dank.«
Das Rattenmädchen betrachtete mich schüchtern. Es war an die Gesellschaft von Menschen nicht gewöhnt. Ich zwinkerte ihr zu und hob unmerklich eine Braue. Damit kriege ich sie jedes Mal, ganz gleich welche Spezies. »Wie soll ich dich
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