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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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würde mich jetzt sicherlich zur Hölle wünschen. Ich sollte anfangen, mir eine Entschuldigung zurechtzulegen.
    Sobald ich das Licht entzündet hatte, brachte ich Den Gottverdammten Papagei in den kleinen Salon. Er war mittlerweile wach genug, um auf seine Stange zu hüpfen.
    Ich stellte die Lampe in ihren Ständer und schlurfte in das Zimmer des Toten Mannes. »Okay, alter Lachsack. Was ist los? Wenn du einfach eingeschlafen sein solltest, werde ich …«
    Er war nicht einfach eingeschlafen. Nicht diesmal. O nein.
    Er war einfach verschwunden.
    Eine Weile stand ich mit offenem Mund da und glotzte. Dann holte ich die Flurlampe und durchsuchte das Zimmer des Toten Mannes, ob vielleicht die Vierteltonne seines mottenzerfressenen Leichnams unter irgendwelchen Staubflocken verloren gegangen war. Normalerweise begegne ich dem Unüblichen und Seltsamen ziemlich nüchtern, aber dies hier überstieg mein Fassungsvermögen.
    Der Tote Mann war weg? Aber wie? Er konnte nicht einfach aufstehen und hinausgehen. Und Dean hätte ihn auch nicht tragen können.
    Es gab kein Anzeichen eines Kampfes. Wenn er entführt worden wäre, hätte es reichlich davon gegeben.
    Er war einfach weg.
    Ich klopfte an Deans Tür. »Bist du wach, Dean? Ich muss mir dir reden.« Ich stieß die Tür auf und hoffte, dass ich ihn nicht verärgerte.
    Sein Zimmer war leer.
    Es war nicht unbewohnt oder verlassen, es war ratzekahl leer. Kein Fetzen Kleidung oder Möbel waren zurückgeblieben.
    »Meine Güte! Sie sind gemeinsam durchgebrannt!« Bei so etwas würde ich niemals an jemanden wie Dean denken. Wenn ich mir Leute für so etwas vorstelle, dann Tinnie, Nicks, Alyx oder Tama Montezuma.
    Ich flehte die kahlen Wände mit der Inbrunst eines Schauspielers in einem Drama an. »Was, verdammt, geht hier vor?« Zeitverschwendung. Ich hatte diese Frage schon früher gestellt und keine Antwort bekommen.
    Also ging ich wieder in die Küche. Ich machte mir etwas zu essen, zapfte ein Bier aus dem Fässchen im kühlen Brunnen und schlurfte herum, während ich Essen, Bier und Lampe balancierte und eine Nachricht oder einen Hinweis suchte.
    Ich fand nichts. Nicht mal einen Lieber Garrett-Abschiedsbrief.
    »Zum Teufel damit!«, knurrte ich. »Zur Hölle mit ihnen. Zur Hölle mit allen!«
    Ich schleppte mich zum Bett und zählte die Namen aller Leute auf, die an dieser infernalischen Pilgerreise teilnehmen sollten.
    Ich kann mich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein.

 
58. Kapitel
     
    Ich erinnerte mich auch nicht daran, wie ich aufgestanden bin. Mein erster klarer Gedanke kam mir, als jemand vor Schmerzen stöhnte. Einen Moment später wurde mir klar, dass ich dieses Stöhnen mit meinem ausgetrockneten Mund von mir gab. Dann dämmerte es mir. Der Schmerz wurde von dem Sonnenbrand auf der Netzhaut meiner Augen verursacht. Ich starrte in einen Morgen hinaus, in dem die Götter – oder Teufel – des Tageslichts eines der größten Sonnenscheinspektakel aller Zeiten abzogen.
    Es war beinahe Mittag. Die Sonne schien den halben Himmel in Beschlag zu nehmen.
    Kaum war diese Information in mein Bewusstsein eingedrungen, versuchte ich herauszufinden, warum ich in diesen unheiligen Brennofen starren sollte.
    Der nächstliegende Grund brachte sich augenblicklich selbst ins Spiel: weil Hunderte von Idioten draußen auf der Straße eine weitere politische Diskussion abhielten. Mit Stöcken und Steinen und gebrochenen Knochen.
    Hunderte von Kerlen in braunen Uniformen, die eine ganze Palette von Rechts-Gruppen-Armbändern trugen, bunte Standarten und Banner schwenkten und ihre Botschaft mit Begeisterung verkündeten. Und zwar nicht nur dem Feind, sondern auch jedem Menschen, der irgendwie fremdartig aussah oder sich den Scheitel etwas merkwürdig kämmte.
    Vielleicht hatte meine Mutter mich doch nicht richtig erzogen. Ich verstehe Politik einfach nicht. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen hat Substanz einfach keine Bedeutung. Offenbar werden Konflikte hier so entschieden: Wer am lautesten brüllt und mit dem größten Prügel um sich schlägt, hat gewonnen.
    Warum taten sie es in der Macunado-Street? Warum konnten sie das nicht draußen auf dem Land machen? Niemand außer Bauern, Mammuts oder Waldelfen würde davon gestört werden. Ich hätte mir am liebsten ein Megafon geschnappt und gebrüllt: »Leute, hier versuchen noch einige Menschen zu schlafen!«
    Ich zog den Vorhang zu. Nach einer Minute ging es mir wieder gut. Ich hatte keinen Kater. Was hatte ich noch mal

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