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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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das Herz hämmert mir wieder angstvoll in der Brust. Wie konnten wir es nur wagen, mit dreihundert Mann und einigen indianischen Verbündeten hierherzukommen – in eine feindliche Stadt, die wie eine Festung ausgebaut ist und in der eine Viertelmillion Menschen leben, davon mindestens fünfzigtausend kampferprobte Krieger? »Montezuma ist sich nicht sicher, ob er uns töten lassen kann, ohne dadurch den Zorn seiner Götzen herabzubeschwören« – das hat Cortés selbst mir doch in Cholollan noch erklärt! »Falls es ihm aber gelingt, diese Zweifel zu überwinden, so wird er nicht zögern, die Schlinge zuzuziehen.« Jetzt haben wir ihm auch noch geholfen, diese Schlinge um unsere Hälse zu legen – und können nur noch hoffen, dass der Zweifel ihn niemals verlassen wird!
    »In diesem Palast hat mein Vater gelebt und regiert, der weise und furchtlose König Axayácatl«, erklärt unterdessen Montezuma und deutet auf das prachtvolle Bauwerk vor uns. »Nur hochgestellte Gäste, für die ich besonders tiefe Freundschaft und Verehrung empfinde, dürfen hier wohnen.«
    Bei diesen Worten schaut er unseren Herrn erwartungsvoll, ja geradezu flehentlich an. Ich blicke in sein Gesicht mit den großen, gefühlvollen Augen, den bebenden Nasenflügeln, den edel geschwungenen Lippen – und da dämmert mir, dass er wahrhaftig um die Freundschaft unseres Herrn wirbt. Was er gerade gesagthat, war bestimmt nicht nur eine traditionelle Höflichkeitsfloskel – das spüre ich genau. Wie verzaubert schaut Montezuma unseren Herrn an. Kein Zweifel – der mächtige Herrscher der Azteken sehnt sich danach, ihn zum Freund zu gewinnen!
    »Ich weiß die Ehre sehr zu schätzen, Großer Montezuma«, antwortet Cortés und jenes Lächeln kräuselt seine Lippen. »Ich lechze danach, Euch von meinem König und von unserem Glauben zu erzählen. Doch zuvor versprecht mir eines, mein hochherziger Freund.«
    Marina übersetzt und Montezumas Antwort ist ein eifriges Lächeln und Nicken. »Was immer Ihr wollt, Don Hernando!«
    Cortés wendet sich um und winkt abermals Cuitlalpitoc heran. Mit gesenktem Kopf nähert sich der todgeweihte Gesandte. »Nehmt diesen Verräter in Verwahrung, Montezuma!«, sagt unser Herr. »Er hat Verbrechen verübt, die Ihr gewiss verhindert hättet, wenn er nur seine Schliche nicht so tückisch vor Euch verborgen hätte.«
    Unser Herr beobachtet Montezuma aufmerksam. Das eben noch rotgoldene Gesicht des Aztekenherrschers ist mit einem Mal aschgrau geworden. »Was werft Ihr ihm vor?«, fragt Montezuma.
    Cortés schüttelt den Kopf, dass die roten Federn an seinem Hut erzittern. »Ihr wisst, dass ich unnötige Gewalt verabscheue«, antwortet er. »Doch der Verräter Cuitlalpitoc hat Verbrechen begangen, die keinesfalls ungesühnt bleiben dürfen. Er hat uns in Cholollan in eine Falle gelockt, aus der wir uns nur dank der Gnade Jesu Christi und der heiligen Madonna Maria wieder befreien konnten. Und er hat noch vor wenigen Tagen einen Mann zu mir geschickt, der sich als Montezuma, König der Azteken, ausgab und mich aufforderte, Euer Land auf dem schnellsten Weg wieder zu verlassen.« Er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Lasst uns heute nicht weiter davon sprechen«, fährt er fort. »Morgen werde ich Euch, wenn Ihr erlaubt, in EuremThronsaal aufsuchen und von Euch erfahren, welches Urteil Ihr über den Verräter Cuitlalpitoc gesprochen habt. Doch nun will ich mich erst einmal von den Strapazen der Reise erholen.«
    Montezumas Gesichtsausdruck verrät, dass er über diesen Zwischenfall nicht gerade glücklich ist. Unser Herr hat ihn vor aller Augen geradezu genötigt, seinen eigenen Gesandten zum Tode zu verurteilen. Doch Montezuma kann sich auch nicht offen gegen diese Erpressung wehren – schließlich hat Cuitlalpitoc stets nur seine Befehle ausgeführt.
    Der Herrscher stößt einen Knurrton aus und zwei seiner Wachen treten vor. Sie packen den unglücklichen Cuitlalpitoc bei den Armen und schleifen ihn davon, quer über den Platz.
    »Ihr werdet mit allem zufrieden sein, Don Hernando!«, beteuert Montezuma und bittet unseren Herrn mit einer ehrerbietigen Handbewegung, vor ihm in den ehemaligen Königspalast zu treten.
    Das Innere des Bauwerks ist noch überwältigender, als die kühne Architektur und die kunstvolle Gestaltung der Fassade erwarten ließen. Auch in diesem Palast gibt es einen Thronsaal, und Montezuma führt unseren Herrn in den gewaltig großen Raum, dessen Wände tatsächlich mit vergoldeten Tapeten

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