Goldfieber
Händen. Schwerter klirren, abermals schreit alles durcheinander, und erneut fallen zwei oder drei Schüsse. Doch nur ein paar hastige Atemzüge später ist der ungleiche Kampf auch schon wieder vorbei.
»Legt sie in Eisen!«, befiehlt Portocarrero. »Die Rädelsführer werden wegen Verschwörung und Hochverrats angeklagt!«
Cortés starrt Morla und Montejo durchbohrend an. »Auf diese Verbrechen steht nach spanischem Recht der Tod durch den Strang. Ich werde die Rädelsführer ausfindig machen und dafür sorgen, dass sie ihrer gerechten Strafe nicht entgehen. So wahr mir Gott helfe!«
- 7 -
Am 27. Juli im 1519. Jahr des Herrn legen die Scharfrichter von Vera Cruz den beiden zum Tode Verurteilten die Schlinge um den Hals. Jesus Mendoza hat die Galgen am Rand des Marktplatzes errichtet, auf halber Strecke zwischen Kirche und Rathaus. Trotz der frühen Morgenstunde haben sich wiederum Hunderte unserer Männer versammelt, um dem makabren Schauspiel beizuwohnen.
Die Verurteilten stehen auf rasch zusammengezimmerten Schemeln. Auf ein Zeichen von Cortés hin versetzen die Scharfrichter den Schemeln einen Tritt. Die Stränge straffen sich, die Körper der Gehenkten sacken ein geringes Stück abwärts, während sich die Schlingen um ihre Hälse ruckartig zuziehen. Den Älteren der beiden überläuft ein Zittern, dann sinkt sein Kopf zur Seite und seine Augen werden starr. Dem anderen aber bleibt die Gnade eines raschen Todes versagt. Minutenlang kämpft er gegen das Ersticken an. Er röchelt und windet sich, seine hinter dem Rücken gefesselten Arme zucken. Stumm starren wir alle zu ihm hinauf, bis endlich auch ihn jenes letzte Beben überläuft.
Fray Bartolomé hebt seine gefalteten Hände zum Himmel. »Barmherziger Gott«, ruft er aus, »diese beiden Männer haben schwere Sünden auf sich geladen! Dennoch bitten wir Dich: Lass auch sie am Jüngsten Tag in die Seligkeit eingehen, nachdem sie mit furchtbaren Höllenqualen für ihre Verbrechen gebüßt haben. Amen!«
»Amen!«, wiederholen wir alle im Chor.
Anschließend hält Cortés eine kleine Rede. Die Rädelsführerder Verschwörung, so erklärt er, hätten ihre gerechte Strafe gefunden, und alle Vergehen, zu denen sie ihre Gefolgsleute aufgestachelt hätten, seien damit gleichfalls abgegolten.
Die Menge bekundet ihre Zustimmung. Unsere Männer stampfen auf den Boden, klatschen in die Hände und stoßen Jubelrufe aus. Montejo und Morla stehen ganz in meiner Nähe. Sie tauschen einen Blick, dann heben auch sie ihre Hände und beginnen zu applaudieren.
An den Galgen schaukeln die Leichen von Steuermann Cermeno und Escobar, Velazquez’ einstigem Pagen. Und in den Gesichtern der eigentlichen Rädelsführer, deren Leben unser Herr geschont hat, malen sich Dankbarkeit und die Überreste einer Angst, die sie beide bestimmt nie mehr vergessen werden.
Ehe die Menge an diesem Morgen auseinandergeht, hält auch Alvarado noch eine kurze Ansprache. »Was Cermeno und Escobar erzwingen wollten, konnte so oder so nicht gelingen«, verkündet er. »Acht unserer elf Schiffe sind in der Bucht auf Grund gelaufen, nachdem die Schiffsrümpfe von Bohrwürmern durchlöchert worden sind.«
Ein Raunen geht durch die Menge. Die Männer werfen einander Blicke zu, und ihre Gesichter verraten mir, dass sie Alvarado keinen Glauben schenken. Doch dort oben baumeln die Leichen der Gehenkten und so behalten die Männer ihren Argwohn für sich. Ich könnte ihnen berichten, dass unsere Kapitäne gestern Abend ihre Schiffe eigenhändig auf Grund gesetzt haben, weil Cortés es ihnen so befohlen hat. Aber ich habe mich, ebenso wie die Kapitäne, zum Schweigen verpflichtet, und so höre ich nur stumm und scheinbar gleichmütig an, was Alvarado weiter verkündet.
»Sämtliche hölzernen Ausrüstungsgegenstände, von den Masten über die Kajütaufbauten bis hin zu Tischen und Altären«, fährt er fort, »werden unverzüglich abgebaut, in die Stadt geschafft und hier für unsere Häuser verwendet. Unser ObersterHeerführer wird währenddessen alle nötigen Vorbereitungen für unseren Marsch nach Tenochtitlan treffen.«
Er schaut zu Cortés hinüber und unser Herr starrt in seiner üblichen Art ausdruckslos ins Leere. »Göttliche Vorsehung«, sagt er, »hat uns bis hierher geführt, und durch göttliche Fügung bleibt uns nun keine andere Wahl mehr. Wir werden dieses Land erobern und für Gott und den König von Spanien gewinnen – oder wir werden bei diesem Versuch sterben.«
Die Männer
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