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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Bartolomé befragen – seinen Lieblingspriester, der früher in Valladolid in den Diensten der Inquisition stand. Ich wollte Carlita und mir selbst den peinvollen Anblick ersparen, doch unser Herr befahl uns, bei der Vernehmung dabei zu sein. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis die beiden Chololla stöhnend preisgaben, was sie über die Pläne ihrer Oberen wussten: Frauen und Kinder seien heimlich aus der Stadt geschafft, die Sperren und Fallgruben schon vor Tagen angelegt worden. Auf der Straße nach Tenochtitlan liege außerdem eine aztekische Streitmacht im Hinterhalt. Falls es uns gelänge, aus Cholollan zu entfliehen, so sollten uns Montezumas Krieger dort unter Steinlawinen begraben. Doch die Befehle des Aztekenherrschers, so offenbarten die beiden Götzenpriester, wechselten schnell wie die Gezeiten der Meere. Vormittags ordne Montezuma an, die weißhäutigen Fremden zu töten, am Nachmittag befehle er, uns in allen Ehren nach Tenochtitlan zu geleiten. Und abends treffe dann der dritte Eilbote ein und keuche atemlos hervor, dass nicht einer der weißhäutigen Fremden aus Cholollan entkommen dürfe!
    Fray Bartolomé triefte der Schweiß von der Stirn und das Blut von den Händen, als er mit der Befragung fertig war. Unser Herr aber wirkte vollkommen ungerührt. Während die Götzenpriester unter der Marter ächzten, schaute er mehrfach zu Carlita und mir herüber, so durchbohrend, wie nur er das kann. Doch dieser Warnung, falls es eine war, hätte es nicht bedurft. Seit Kurzemweiß ich, dass er zu unerhörten Grausamkeiten fähig ist, wenn er glaubt, dass er sein Ziel anders nicht erreichen kann – aber daran will ich jetzt wirklich nicht denken.
    Ich kauere neben Carlita am Rand des Palastdachs. Schräg hinter uns stehen Cortés und seine Vertrauten beisammen und beraten sich murmelnd. »Carlita, hör mir zu!«, sage ich leise. »Denk immer daran, was wir ausgemacht haben! Du warst im Xochiquetal-Tempel nur eine unbedeutende Novizin, verstehst du? Du bist in Tenochtitlan aufgewachsen, aber du stammst aus einer Adelsfamilie von geringem Rang. Bitte vergiss das nie!«
    Sie schaut in meine Richtung, doch ich spüre, dass sie mich höchstens wie durch eine Nebelwand wahrnimmt. Mit ihren Gedanken ist sie wieder in jener grauenvollen Nacht, als sie und ihre Gefährtinnen von Scharen heulender Dämonen gejagt wurden. Eine Nacht, die damit begann, dass die Zauberer ihren Xochiquetal-Tempel in Brand steckten – ganz genau so, wie die Krieger dort unten es gleich mit unserer Behausung machen werden!
    Ich streiche ihr übers Haar und lächle ihr zu. Ich fühle mich hilflos und schuldig. »Geht nicht nach Tenochtitlan!«, hat sie mich wieder und wieder beschworen. »Montezuma wird uns alle töten, wie er es mit meinen Gefährtinnen und meiner Familie gemacht hat! Er selbst war einst der Hohepriester von Kriegsgott Huitzilopochtli und versteht sich auf die grausigsten Zauberkünste! Cortés und seine Obersten werden darum betteln, dass er ihren Qualen ein Ende macht – aber Montezuma kennt kein Erbarmen! Sie werden im Menschentierhaus schmachten und unaufhörlich schreien und winseln vor Schrecken, vor Schmerzen und vor Schmach!«
    Doch wann immer Carlita mich in dieser Weise anflehte, lächelte ich ihr nur zu oder verschloss ihren Mund mit einem zärtlichen Kuss. Es ging nun einmal nicht anders! Und nun ist es für alles zu spät – für Reue, für Geständnisse, für Umkehr und Flucht sowieso!
    In den Augenwinkeln sehe ich mit einem Mal, dass Cortés mich gebieterisch zu sich winkt. Ich springe auf und eile zu ihm und den anderen hinüber. Beinahe bin ich erleichtert, dass ich Carlitas traurige, verängstigte Blicke nicht länger auf mir spüren muss.
    »Lauf runter zu Guerrero«, befiehlt mir unser Herr, »und sage ihm Folgendes: Niemand gibt einen Schuss ab, bis ich es anordne – weder mit den Kanonen noch mit den Gewehren! Von hier oben haben wir die Lage besser im Blick. Gerade jetzt scheint dort unten die Stimmung wieder einmal umzuschwenken – schau es dir selbst an!«
    Er fasst mich beim Handgelenk und zieht mich so schwungvoll zum Dachrand, als wollte er mich in die Tiefe stoßen. »Pass auf, wohin du deine Schritte lenkst, Orteguilla!«, sagt er und sieht mich durchbohrend an.
    Ich senke den Kopf und schaue auf den Platz hinab. Ist es nur mein unruhiges Gewissen, das mich in seinen Worten eine versteckte Drohung erspüren lässt?
    »Du hast selbst gehört«, fährt Cortés fort, »was die beiden

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