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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Hangars kurvten.
    An der nächsten Kreuzung wies der linke Pfeil nach Reculver. Darunter war das Zeichen für »Historische Kirche«. Bond bremste, blieb aber nicht stehen. Langsam fuhr er weiter und hielt die Augen offen. Die Küstenlinie lag zu frei, als daß ein Fischdampfer etwas anderes hätte tun können als anlegen oder ankern. Wahrscheinlich hatte Goldfinger zum Verladen Ramsgate benützt, den stillen kleinen Hafen, wo Zoll und Polizei nur hinter dem Kognak aus Frankreich her waren. Jetzt trennte eine dichte Baumgruppe die Straße von der Küste, man sah Dächer und einen Fabrikschornstein mit dünner, heller Wolke. Das mußte es sein! Und nun das Tor zu einer langen Einfahrt. Ein diskretes Verbotsschild: »Eintritt nur geschäftlich«. Alles sehr achtbar. Bond trat aufs Gaspedal, es gab nichts weiter zu sehen. Er nahm die rechte Abzweigung über das Manston-Plateau nach Ramsgate.
    Um zwölf Uhr besichtigte er sein Zweibettzimmer mit Bad im Oberstock des Channel Packet, packte seine Sachen aus und ging in die Snackbar, wo er einen Wodka mit Tonic und zwei ausgezeichnete Schinkenbrote mit reichlich Senf zu sich nahm. Dann stieg er wieder in seinen Wagen und fuhr zum Royal St. Marks Golfclub nach Sandwich hinüber.
    Dort angelangt, trug er seine Schläger zur Werkstatt neben dem Laden des Trainers. Er traf Alfred Blacking an, wie er eben einen neuen Griff an einen Driver schraubte.
    »Tag, Alfred!«
    Der Trainer blickte rasch auf. Ein breites Lächeln verzog sein sonnengegerbtes Gesicht: »Nein, so was! Mr. James!« Sie schüttelten sich die Hände. »Schon eine Ewigkeit nicht gesehn! Was führt Sie zu uns, Sir? Erst neulich hat mir jemand erzählt, Sie seien im diplomatischen Dienst oder so. Immer im Ausland. Na, ich ja nie! - Immer noch der gleiche flache Schlag, Sir?« Blacking legte die Hände aneinander und markierte einen niederen, flachen Schlag.
    »Ich fürchte, ja, Alfred. Hatte nie Zeit, ihn mir abzugewöhnen. Wie geht’s Ihrer Frau und Cecil?«
    »Danke, Sir, kann nicht klagen. Cecil wurde im Vorjahr Zweiter in der Mannschaft von Kent. Könnte dieses Jahr gewinnen, wenn er nur etwas vom Geschäft wegkäme.«
    »Wie war’s mit einer Partie, Alfred?«
    Der Trainer blickte durchs Hinterfenster auf den Parkplatz mit dem Fahnenmast.
    »Sieht nicht gut aus, Sir. Mitten in der Woche, um diese Jahreszeit . . .«
    »Und Sie?«
    »Ich bin leider besetzt, Sir. Spiele täglich um zwei mit einem Mitglied. Wie lange bleiben Sie, Sir?«
    »Nicht lange, aber das macht nichts. Werd’ ich eben mit einem Caddie Bälle schlagen. Mit wem spielen Sie denn?«
    »Mit einem Mr. Goldfinger, Sir.« Alfreds Blick war lustlos.
    »Goldfinger? Den hab’ ich in Amerika kennengelernt!«
    »Wirklich, Sir?« Alfred fand es sichtlich schwer zu verstehen, daß jemand mit Mr. Goldfinger bekannt war.
    »Er muß sein Spiel aber ziemlich ernst nehmen, wenn er täglich mit Ihnen spielt.«
    »Das schon, Sir.«
    Bond lächelte. »Sie haben sich nicht geändert, Alfred. Sie wollen doch sagen, daß niemand sonst mit ihm spielen mag. Wie mit Farquharson, wissen Sie noch? Der langsamste Spieler in England. Ich erinnere mich, wie Sie immer wieder mit ihm loszogen vor zwanzig Jahren. Na, und dieser Goldfinger?«
    Der Trainer lachte. »Sie sind’s, der sich nicht geändert hat, Mr. James! Sie waren schon damals so neugierig.« Er trat näher und dämpfte die Stimme. »Die Sache ist die, Sir, daß einige Mitglieder glauben, Mr. Goldfinger sei ein wenig zu tüchtig. Verbessert die Lage seines Balles und so.« Dann, sich verbessernd: »Aber das ist alles nur Klatsch, Sir. Ich selber hab’s nie gesehen. Sonst ist er ein sehr ruhiger Herr, hat einen Besitz in Reculver und ist früher oft hergekommen. Aber während der letzten Jahre war er immer nur ein paar Wochen in England. Er ruft an, ob jemand spielen will, und wenn niemand da ist, spielt er mit Cecil oder mit mir. Heute morgen hat er wieder angerufen. Manchmal kommen auch Fremde her.« Blacking blickte Bond seltsam an. »Vielleicht könnten Sie heute nachmittag mit ihm spielen? Es würde sonst komisch aussehen, wo Sie ihn doch kennen. Er könnte meinen, ich wolle ihn für mich behalten oder so . . .«
    »Unsinn, Alfred! Sie müssen ja davon leben. Warum nicht eine Partie Dreiball?«
    »Nein, das ist ihm zu langsam, und da bin ich seiner Meinung. Aber kümmern Sie sich nicht um mein Honorar, im Geschäft liegt so viel Arbeit, daß ich froh bin, einmal einen Nachmittag dafür Zeit zu haben.« Er

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