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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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er war nicht zu packen. Ich sah mir seinen Banksaldo und seine Steuererklärung an: zwanzigtausend Pfund bei Varclays in Ramsgate, Einkommensteuer samt Zuschlag jedes Jahr pünktlich bezahlt. Die Zahlen entsprachen durchaus dem normalen Gang einer gutgeführten Juwelierfirma. Wir schickten Goldfinger zwei Leute von der Goldabteilung in die Fabrik wegen Beachtung der Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften. Goldfinger hieß sie geradezu willkommen. Vielleicht war er gewarnt worden, aber die Fabrik befaßte sich ohnehin nur mit der Herstellung einer billigen Legierung für Juweliermaterial, machte Versuche mit Nickel und Zinn statt der üblichen Kupfer-Nickel-Palladiumlegierung. Natürlich gab es Spuren von Gold und Schmelzöfen zur Erhitzung bis zu zweitausend Grad, aber das war völlig in Ordnung! Wir waren geschlagen, unsere Rechtsabteilung entschied, daß das braune Pulver auf den Balken des Fischdampfers eine Anklage nicht rechtfertige, und damit war der Fall erledigt. Außer« - Colonel Smithers schwenkte langsam seine Pfeife - »daß ich den Akt nicht abschloß, sondern begann, mich überall in der Welt in den Banken umzusehen.«
    Er machte eine Pause. Durch das halboffene Fenster drang der Lärm der Stadt herein. Bond sah verstohlen nach der Zeit: fünf Uhr. Colonel Smithers erhob sich, stützte sich auf den Tisch, beugte sich vor. »Ich habe fünf Jahre gebraucht, Mr. Bond, aber jetzt weiß ich, daß Goldfinger der an Bargeld reichste Mann Englands ist! In Zürich, Nassau, Panama, New York hat er Goldbarren im Wert von zwanzig Millionen Pfund! Und diese Barren kommen aus keiner staatlichen Münze, sondern sind von Goldfinger eingeschmolzen worden. In habe mir die fünf Millionen Pfund, die er in der Königlich-Kanadischen Bank aufbewahrt, angesehen. Wie ein Künstler hat er seine Arbeit signiert. Mikroskopisch klein ist auf jedem Barren ein Z eingekratzt! Und all dieses Gold gehört dem englischen Staat. Wir von der Bank können nichts mehr tun. Deshalb, Mr. Bond, ersuchen wir Sie, diesen Goldfinger zur Strecke und das Gold zurückzubringen. Sie wissen von der Währungskrise und dem hohen Diskontsatz? Nun, England braucht dieses Gold dringend - lieber heute als morgen.«
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    Bond folgte Smithers zum Lift. Während sie warteten, blickte er aus dem hohen Fenster am Ende des Ganges in den Hinterhof der Bank. Ein dunkelbrauner Lastwagen ohne Aufschrift war durch die dreifachen Stahltore eingefahren. Quadratische Kartons wurden abgeladen und auf ein Förderband gelegt.
    Colonel Smithers kam herüber.
    »Fünfer«, sagte er. »Sie kommen gerade aus unserer Druckerei in Loughton.« Der Lift kam, und sie stiegen ein. Bond sagte: »Die neuen gefallen mir nicht, die sehen aus wie überall. Die alten Scheine waren die schönsten der Welt.«
    Sie gingen durch die Vorhalle. Der Colonel pflichtete ihm bei: »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Aber die Fälschungen der Reichsbank während des Krieges waren leider zu gut. Und vor allem: Bei der Einnahme von Berlin haben die Russen die Druckplatten erwischt! Wir mußten die alten Fünfer einziehen. Die neuen sind nicht so schön, aber sehr schwer zu fälschen.«
    Bond sollte M um sechs Bericht erstatten. Als er Platz nahm, setzte M sich aufrecht hin und griff nach der Pfeife. Daran merkte Bond, wie sehr M sich konzentrierte: »Nun?«
    Bond faßte sich kurz. In knappen fünf Minuten berichtete er das Wesentliche.
    Als er zu Ende war, meinte M nachdenklich: »Scheint, wir kommen nicht drum herum! Mich interessiert, ob Sie schon wissen, wie dieser Goldfinger zu packen ist? Kann man irgendwie an ihn herankommen, sich für eine seiner krummen Sachen empfehlen oder so?«
    Bond überlegte: »Mit Anbiedern, Stellungssuche und dergleichen läßt sich da nichts machen, Sir. Er muß sehen, daß man schlauer ist, gerissener als er. Einmal hab’ ich ihn schon geschlagen. Und was war der Erfolg? Daß er gern mit mir Golf spielen würde! Vielleicht wäre das ein Weg?«
    M reagierte mit müdem Sarkasmus: »Schöne Art für meine besten Leute, die Zeit totzuschlagen! Aber bitte, sehn Sie zu, daß Sie ihn schlagen! Was werden Sie ihm denn erzählen?«
    Bond zuckte die Achseln. »Weiß noch nicht. So leicht läßt sich der nicht täuschen.«
    »Na gut. Halten Sie mich auf dem laufenden!« Ms Stimme war verändert, sein Blick dringlich. »Und jetzt sage ich Ihnen etwas, was Sie in der Bank nicht gehört haben: Zufällig habe auch ich Mr. Goldfingers Goldbarren gesehen! Erst heute - eingekratztes

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