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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Treppe auf: Goldfinger trug einen pflaumenfarbenen Samtsmoking. Langsam schritt er über den Holzboden, lächelte und sagte: »Reizend von Ihnen, noch zu kommen! Aber Sie sind allein, ich auch - da dachte ich, wir könnten eigentlich vom Wetter reden.«
    Das war typisches Reicheleutegerede, und Bond belustigte diese plötzliche Gleichstellung. Er sagte: »Oh, ich bin gern gekommen. Man kann nicht immer nur Probleme wälzen.«
    »Da haben Sie recht. Aber jetzt muß ich mich entschuldigen! Eben kam ein
    Anruf. Einer meiner Burschen vom Personal ist da mit der Polizei von Margate in Konflikt gekommen. Ich muß hinüber, um die Sache auszubügeln. Mein Chauffeur fährt mich hin. In einer halben Stunde bin ich wieder da! Leider werde ich Sie allein lassen müssen. Bitte, bedienen Sie sich! Wenn Sie lesen wollen, hier sind Magazine und Zeitungen. Wollen Sie mich entschuldigen? Nur eine halbe Stunde!«
    »Aber bitte!« Da stimmte etwas nicht!
    Goldfinger ging zum Ausgang. »Ich werde lieber Licht machen, es wird schon zu dunkel.« Er betätigte eine Schalterreihe, und plötzlich erstrahlte die Halle im grellen Licht aus einer Reihe von Stehlampen, Armleuchtern und vier großen Deckenlüstern. Halb geblendet sah Bond, wie Goldfinger den Raum verließ. Kurz darauf hörte er das Geräusch des sich rasch entfernenden Wagens. Der Rolls war es nicht.
    Instinktiv ging Bond an die Vordertür und öffnete sie. Eben bogen draußen die Wagenlichter nach links in Richtung Margate. Wieder im Haus, blieb er stehen und horchte. Nichts - bis auf das Ticken der Uhr. Er öffnete die Dienstbotentür. Ein langer, dunkler Gang. Totenstille. Er schloß die Tür, blickte nachdenklich in die Halle. Allein in Goldfingers Haus. Allein mit dessen Geheimnissen - warum wohl?
    Bond goß sich einen Gin mit Tonic ein. Gut, es war angerufen worden. Aber wer sagte, daß der Anruf echt war? Er konnte ebensogut aus der Fabrik kommen, verabredet sein! Andererseits - die Geschichte mit dem Diener war glaubhaft. Gut möglich, daß Goldfinger sich vom Chauffeur hinfahren ließ, um den Mann freizubekommen. Aber aus welchem Grund hatte Goldfinger zweimal ausdrücklich die halbe Stunde erwähnt, die Bond allein sein würde? Absicht? Er sah auf die Uhr: schon fünf Minuten vergangen. Ach was, Falle oder nicht! Eine solche Gelegenheit kam nie wieder! Er würde sich rasch umsehen, ganz harmlos unter irgendeinem Vorwand. Aber wo beginnen? Mit der Fabrik! Er kippte seinen Drink hinunter und ging auf die Dienstbotentür zu. Ein Schalter! Er drehte ihn und ging rasch den Gang entlang, der blind endete, mit je einer Tür rechts und links. Durch die linke hörte er Küchenlärm. Also nach rechts. Wie erwartet, fand er sich im gepflasterten Hof. Auch dieser war hell erleuchtet. Gegenüber war die lange Fabrikmauer. Der rhythmische Maschinenlärm war nun sehr laut. Ganz unten eine einfache Holztür. Er trat ein und ließ sie angelehnt. Ein kleines, nur von einer nackten Birne erhelltes Büro. Auf dem Schreibtisch Papiere, eine Stechuhr, ferner zwei Aktenschränke und ein Telefon. Eine Tür führte zur Haupthalle, daneben war ein Fenster zur Überwachung der Arbeiter. Wohl das Büro des Werkmeisters. Bond blickte durch das Fenster.
    Er wußte nicht genau, was er erwartet hatte. Dies hier war jedenfalls der übliche, kleine Metallwarenbetrieb. Gegenüber gähnten die offenen Münder zweier Gebläseöfen mit abgestellter Feuerung, dann kam eine Reihe weiterer Öfen, an der Wand daneben lehnten große Bleche verschiedenen Ausmaßes. Dann war da der polierte Stahltisch der Kreissäge, wohl eine Diamantsäge zum Zerschneiden der Bleche, und links im Schatten stampfte ein bulliger, mit einem Generator gekoppelter Ölmotor: die Kraftmaschine. Rechter Hand unter den Bogenlampen arbeiteten fünf Männer in Overalls an Goldfingers Rolls-Royce. Vier davon waren Koreaner. Funkelnd stand der Wagen im grellen Licht, makellos bis auf die ausgehängte rechte Tür, die ohne Füllung quer über zwei Bänken lag. Soeben nahmen zwei Männer die schwere, neue Türplatte aus mißfarbenem, aluminiumartigem Metall und paßten sie in den Rahmen ein. All das wirkte völlig harmlos: Goldfinger hatte heute nachmittag Blechschaden gehabt, den er vor seiner morgigen Abreise rasch reparieren ließ. Noch ein prüfender Blick rundum, Bond drückte sich zur Fabriktür hinaus und schloß leise hinter sich. Nichts.
    Gemächlich ging Bond zurück und erreichte ohne Zwischenfall die Halle. Noch zehn Minuten. Die

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