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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Geheimnisse eines Hauses liegen in den Schlaf- und Badezimmern. Bond spähte zur Galerie hinauf und schritt entschlossen auf die Treppe zu. Die Galerie führte zu einem gleichfalls hellerleuchteten Gang. Bond ging ihn entlang und blickte in alle Räume: Gästezimmer, nicht aufgebettet. Eine große, gelbbraune Katze tauchte wie aus dem Nichts auf, rieb sich an seinen Beinen. Erst der letzte Raum war der gesuchte: Bond trat ein und ließ die Tür einen Spalt offen.
    Auch hier brannten alle Lichter. War ein Diener im Badezimmer? Entschlossen öffnete Bond die Tür. Alles hell und niemand da. Ein großer Raum, wohl erst später als Bad umgebaut, mit einer Reihe von Trainingsapparaten: festmontiertes Rennrad, Ruderapparat, Schwingkeulen, Expander. Der Sanitätskasten enthielt nur Abführmittel - nichts sonst, auch kein Aspirin. Zurück ins Schlafzimmer: wieder nichts. Ein typisches Herrenschlafzimmer, behaglich und wohnlich, mit Einbauschränken. Neutraler Geruch. Auf dem kleinen Bücherbord neben dem Bett nur Geschichtswerke und Biographien, alles englisch. Einzig die Nachttischlade war indiskret: Sie enthüllte ein Exemplar von »Liebe im Verborgenen«, Edition Palladium, Paris. Noch fünf Minuten. Ein letzter Blick und nichts wie weg! Plötzlich blieb er stehen. Was war das? Schon die ganze Zeit hatte er es wahrgenommen! Ein Geräusch! Ein ganz leises, moskitoartiges Singen war in der Luft, fast schon zu hoch fürs Gehör! Woher kam es?
    Gespannt trat Bond an den Einbauschrank bei der Tür, öffnete vorsichtig. Es kam aus dem Inneren des Schranks, hinter einer Reihe von Sportmänteln hervor. Entschlossen schob er die Mäntel beiseite.
    Aus jedem der drei Schlitze an der Oberkante des Schranks lief ein Streifen Sechzehnmillimeterfilm in einen tiefen Behälter hinter den falschen Schubladen.
    Schon füllte das glitschige Geschlinge ihn fast zur Hälfte, und stets kam neues nach. Ein fesselnder Anblick, dieser schlangenhaft langsam sich windende Schuldbeweis. Das war es also: drei Filmkameras, verborgen - in der Halle, im Hof, in diesem Zimmer! Seit Goldfinger das Haus verlassen und mit dem grellen Licht auch die Kameras eingeschaltet hatte, war jede von Bonds Bewegungen festgehalten worden! Und er, Bond, hatte keinen Verdacht geschöpft! Und nichts erreicht, nur die Zeit verschwendet! Er war erledigt. Goldfinger hatte ihn in der Hand. Was tun? Angewurzelt starrte Bond auf die nachrückenden Kaskaden aus Filmstreifen.
    Durch das Öffnen der Schranktür hatte er einen Teil der Filme dem Licht ausgesetzt! Warum nicht alles? Aber wie das Öffnen der Schranktür erklären? Vom Gang miaute es. Die Katze! Warum nicht? Es war fadenscheinig, aber doch der Schatten eines Alibis. Bond öffnete, nahm die Katze auf, streichelte sie und ging zum offenen Schrank. Dort setzte er sie ab, beugte sich über den Behälter und holte mit beiden Händen den Film heraus. Erst als mit Sicherheit jeder Meter unbrauchbar war, räumte er alles wieder ein und setzte die Katze obenauf. Sie würde sich im Schrank einrichten und schlafen. Er ließ die Schranktür ein wenig offen, damit der weiterlaufende Film unbrauchbar würde, schloß auch die Schlafzimmertür nicht und lief hastig den Gang zurück. Die Treppe schritt er langsam hinunter, ging durch die gähnende Halle, trat zum Kamin, goß sich einen neuen Drink ein und nahm »^e Field« zur Hand. Er schlug den Golfkommentar von Bernard Darwin auf, orientierte sich rasch, nahm in einem der Fauteuils Platz und begann zu rauchen.
    Was hatte er herausgefunden? Goldfinger litt an Verstopfung, verdorbener Phantasie und hatte Bond gründlich testen wollen.
    Und dieser Test war keine Amateurarbeit! Das war SMERSH-Standard und die Technik eines Mannes, der viel zu verbergen hatte! Was nun? Das Katzenalibi war kaum stichhaltig. Goldfinger würde zu neunzig Prozent sicher sein, daß Bond im Schlafzimmer war - aber nur zu neunzig!
    Bond erhob sich, nahm eine Handvoll Zeitschriften und warf sie neben sich auf den Boden. Das einzige, was er tun konnte, war, es kaltschnäuzig durchzustehen und künftig - falls es noch dazu kam - besser aufzupassen. Es wäre nicht in jeder kitzligen Lage eine gelbbraune Katze zur Hand.
    Er hatte nichts gehört, aber er fühlte den Luftzug im Nacken und wußte: Goldfinger war da.
    4
    Bond legte »^e Field« weg und stand auf. Die Vordertür schloß sich geräuschvoll. Er wandte sich um. »Hallo!« Sein Gesicht zeigte höfliche Überraschung. »Hab’ Sie gar nicht kommen hören.

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