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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Hat’s geklappt?«
    Goldfingers Miene war ebenso höflich. Sie hätten zwei alte Freunde sein können, gewohnt, gegenseitig auf einen Drink vorbeizukommen. »Ach, es hat sich von selbst erledigt. Tut mir nur leid, daß es so lange dauerte. Ich hoffe, Sie haben sich nicht gelangweilt - nehmen Sie doch noch einen Drink!«
    »Danke, mir ist die Zeit gut vergangen. Ich hab’ hier gelesen, was Darwin über die Vierzehn-Schläger-Vorschrift sagt. Interessanter Standpunkt . . .« Bond erörterte die Einzelheiten und fügte seinen Kommentar hinzu.
    Geduldig hörte Goldfinger ihn an. »Ja«, sagte er dann, »das ist eine verwickelte Sache. Sie spielen natürlich anders als ich, kunstgerechter. Nun, ich will mir nur die Hände waschen, und dann wollen wir dinieren. Bin gleich wieder da!«
    Bond goß sich geräuschvoll ein, setzte sich und nahm »Country Life« zur Hand. Er horchte. Jetzt mußte Goldfinger oben sein! Er bemerkte, daß er die Zeitschrift verkehrt hielt, drehte sie um und starrte darauf. Oben war es völlig still. Dann wurde die Spülung betätigt, eine Tür fiel zu. Bond nahm einen langen Schluck und stellte das Glas ab. Jetzt kam Goldfinger die Treppe herunter. Bond wendete die Seiten der Zeitschrift und schnippte Zigarettenasche in den Kamin.
    Goldfinger kam auf ihn zu. Bond blickte auf: Goldfinger trug die gelbbraune Katze unterm Arm. Er trat zum Kamin, beugte sich vor und drückte auf die Klingel.
    »Mögen Sie Katzen?« Sein Blick war gleichgültig.
    »Doch!«
    In der Dienstbotentür stand der Chauffeur, mit Melone und in glänzenden, schwarzen Handschuhen. Auf Goldfingers Wink kam er näher und blieb vorm Kamin stehen.
    Goldfinger wandte sich an Bond: »Das ist mein Faktotum.« Er lächelte leicht. »Fakto, zeig Mr. Bond mal deine Hände!«
    Langsam zog der Koreaner die Handschuhe aus und hielt Bond die nach oben gekehrten Handflächen entgegen. Bond stand auf und sah sie sich an. Sie waren groß und voller Muskeln, die Finger nahezu gleich lang, ihre Spitzen stumpf und gelbknöchern.
    »Dreh sie um und zeig Mr. Bond die Kanten!«
    Längs jeder Handkante ein harter Wulst aus der knochenartigen Substanz.
    Fragend blickte Bond auf Goldfinger. Der sagte: »Wir werden Ihnen etwas
    zeigen.« Er wies auf das massive, eichene Treppengeländer. Der Koreaner stieg ein paar Stufen hinauf und blickte auf Goldfinger wie ein guter Apportierhund. Goldfinger nickte. Der Koreaner hob die Rechte hoch über den Kopf und ließ sie wie ein Beil herabsausen. Mit splitterndem Krachen barst das schwere Geländer. Ein zweiter Hieb schlug die Stange glatt durch und hinterließ eine zackige Bresche. Ringsum fielen die Splitter. Ruhig und weiterer Befehle gewärtig stand der Koreaner. Seine Miene verriet keinerlei Anstrengung oder Stolz. Goldfinger winkte ihn heran und sagte: »Die Außenkanten seiner Füße sind ebenso. Fakto, das Kaminsims!« Er wies auf das schwere, geschnitzte Holzbord über dem Kamin, mehr als zwei Meter über dem Boden, höher als der Koreaner selbst war.
    »Rog a Hog?«
    »Ja, nimm Rock und Hut ab.« Goldfinger wandte sich an Bond: »Der Arme hat einen Wolfsrachen. Außer mir versteht ihm kaum jemand.«
    Rock und Hut lagen nun ordentlich zusammengelegt auf dem Boden. Fakto rollte die Hosenbeine auf und nahm die breitbeinige Stellung des Judokämpfers ein. »Treten Sie lieber zurück, Mr. Bond.« Goldfingers Zähne glänzten. »Dieser Schlag bricht Ihnen den Hals wie einen Blumenstengel!« Er zog die Bank mit den Drinks zur Seite. Wie wollte der Koreaner aus drei Schritt Abstand das hohe Sims erreichen?
    Goldfinger hob die Hand. Der Koreaner machte einen langen Anlauf schritt und sprang hoch. Mitten in der Luft vollführte er eine Drehung, der rechte Fuß schoß nach oben. Ein krachender Schlag! Elegant fiel der Körper auf die Hände, und der Mann stand wie vorher. In dem Sims klaffte ein acht Zentimeter breites Loch.
    Respektvoll blickte Bond den Mann an. Was war da sein Handbuch für waffenlosen Kampf gegen das eben Gesehene! Das war ja kein Mensch aus Fleisch und Blut, das war eine lebende Keule! Bond mußte diesem einzigartigen schrecklichen Mann seinen Respekt erweisen. Er reichte ihm die Hand.
    »Vorsicht, Fakto!«
    Der Koreaner krümmte nur den Daumen zum leichten Händedruck. Seine Hand war wie aus Holz. Dann nahm er Jacke und Hut wieder auf.
    »Ich danke für Ihre Geste, Mr. Bond«, sagte Goldfinger beifällig. »Sie müssen entschuldigen, aber Fakto kennt seine Kraft nicht. Ohne zu wollen, hätte

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