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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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er Ihnen die Hand zerquetschen können. Nun also« - Fakto hatte sich angekleidet und stand regungslos -, »das hast du gut gemacht, Fakto! Es freut mich, daß du in Übung bist. Hier« - Goldfinger warf ihm die Katze zu -, »das ist ein Nachtmahl für dich, ich mag das Vieh nicht mehr sehen!« Die Augen des Koreaners glänzten auf. »Und sag in der Küche, wir möchten auch gleich essen!« Der Koreaner nickte und ging ab.
    Das war eine Warnung gewesen! An Bonds Stelle wurde die Katze bestraft. Bond verbarg seinen Ekel.
    »Warum trägt er diese Melone?« fragte Bond nebenbei.
    »Fakto!« Goldfinger wies auf die Täfelung: »Den Hut!«
    Der Koreaner, schon bei der Tür und die Katze noch unterm Arm, kehrte um und kam zurück. Auf halbem Weg griff er nach seinem Hut und schleuderte ihn an die Wand. Zolltief steckte der Hutrand in dem bezeichneten Paneel.
    Goldfinger lächelte höflich. »Eine leichte, aber harte Legierung, Mr. Bond. Ich fürchte, Fakto wird einen neuen Filzüberzug machen müssen, aber er ist mit Nadel und Zwirn sehr geschickt. Sie können sich vorstellen, daß dieser Schlag tödlich gewesen wäre. Eine einfache, höchst unauffällige Waffe.«
    Bond lächelte nicht minder höflich. »Ein nützlicher Kerl!«
    Fakto war verschwunden. Ein Gong ertönte. »Ah, das Dinner!« Goldfinger ging voran zu einer neben dem Kamin kaum sichtbar in die Täfelung eingelassenen Tür. Er griff nach einem geheimen Drücker, und sie traten ein.
    Das kleine Speisezimmer entsprach in allem der Halleneinrichtung. Ein Kronleuchter und die Kerzen auf dem runden, von Gläsern und Silber glänzenden Speisetisch verbreiteten helles Licht. Zwei Koreaner in weißen Servierjacken trugen auf. Der erste Gang war ein Currygericht mit Reis. Goldfinger bemerkte Bonds Zögern und lachte trocken: »Keine Sorge. Mr. Bond! Garnelen, keine Katze.«
    Bonds Ausdruck war zurückhaltend.
    »Bitte, versuchen Sie doch den Mosel, es ist Piesporter Goldtröpfchen 53, bedienen Sie sich. Diese Burschen gießen ihn sonst in den Teller statt ins Glas.«
    Bond hob die Bouteille aus dem Eiskübel, goß sich ein und kostete. Ausgezeichnet! Er beglückwünschte den Gastgeber.
    »Ich selbst trinke und rauche nicht, Mr. Bond. Rauchen, finde ich, ist eine ekelhafte Gewohnheit. Und was das Trinken betrifft, so mache ich selbst chemische Untersuchungen und habe noch kein geistiges Getränk gefunden, das nicht eine Anzahl oft sogar tödlicher Gifte enthalten hätte. Aber da Sie gern trinken, Mr. Bond, darf ich Ihnen vielleicht einen Rat geben: Trinken Sie niemals Kognak Napoleon, besonders nicht, wenn er >im Faß gealtert ist! Er enthält mehr von diesen Giften als irgendein anderer der Schnäpse, die ich analysiert habe. Und dann kommt gleich alter Bourbon.«
    »Danke, ich will mir’s merken! Vielleicht ziehe ich deshalb in letzter Zeit Wodka vor. Man sagt, die Filtrierung durch aktivierte Holzkohle tue ihm gut.« Bond erinnerte sich vage, einmal etwas darüber gelesen zu haben, und war nun stolz, Goldfinger mit gleicher Münze dienen zu können. Der sah ihn scharf an:
    »Haben Sie Chemie studiert?«
    »Nur nebenbei.« Es wurde allmählich Zeit, weiter vorzustoßen. »Übrigens, Ihr Chauffeur hat mich sehr beeindruckt. Wo hat er diese phantastische Kampfart gelernt? Ist sie in Korea üblich, oder woher stammt sie?«
    Die Diener trugen gebratene Ente auf sowie für Bond eine Flasche Mouton Rothschild 47.
    Goldfinger sagte: »Haben Sie von Karate gehört? Nun, der Mann ist einer von den dreien in der Welt, die es darin zum Schwarzen Gürtel gebracht haben. Karate ist ein Zweig von Judo, aber es verhält sich dazu wie ein Raketengeschoß zu einem Katapult.«
    »Das hab’ ich gesehen!«
    »Ach, das waren nur die Grundbegriffe! Mr. Bond, ich kann Ihnen sagen, wenn Fakto den richtigen Einzelschlag auf einen von sieben Punkten Ihres Körpers geführt hätte, wären Sie jetzt ein toter Mann!«
    »Interessant. Ich kenne nur fünf Arten, Fakto mit einem Schlag umzubringen.«
    Goldfinger überhörte das. Er nahm einen großen Schluck Wasser. »Mr. Bond.« Er lehnte sich zurück, während Bond unbeirrt weiteraß. »Karate beruht auf der ^eorie, daß der menschliche Körper fünf Schlagflächen und siebenunddreißig verwundbare Stellen aufweist - verwundbar für einen Karatekämpfer, dessen Fingerspitzen, Hand- und Fußkanten zu Hornhautschichten verhärtet sind. Täglich, Mr. Bond, schlägt Fakto eine Stunde lang auf Säcke mit ungeschältem Reis oder auf einen

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