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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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seilumwundenen Balken ein. Anschließend folgt eine Stunde kompliziertester Turnübungen.«
    »Und wann übt er mit dem Hut?« Bond hatte nicht die Absicht, diesem Nervenkrieg zu erliegen.
    Goldfinger runzelte die Stirn. »Das hab’ ich ihn nie gefragt«, sagte er humorlos, »aber ich glaube, man kann sicher sein, daß Fakto stets in Form ist. Ja, Sie wollten wissen, wo Karate herkommt. Aus China, wo wandernde Buddhapriester eine leichte Beute der Straßenräuber waren. Da sie aus religiösen Gründen keine Waffen tragen durften, entwickelten sie eine eigene Art der Selbstverteidigung. Die Leute auf Okinawa verfeinerten diese Kunst zu ihrer jetzigen Form, als die Japaner ihnen das Waffentragen verboten. Beim Karateschlag geht der Körper nicht mit, sondern bleibt im Moment des Schlags vollkommen starr, mit dem Schwerpunkt in den Hüften, wird dann aber des Gleichgewichts wegen sofort entspannt. Was Fakto kann, haben Sie ja gesehen!«
    Bond nahm einen langen Zug von dem ausgezeichneten Rotwein. »Ihren Möbeln tut das nicht sehr gut«, meinte er.
    Goldfinger zuckte die Achseln. »Ich brauche dieses Haus nicht mehr und dachte, die Vorführung würde Ihnen Spaß machen. Ich hoffe, Sie sind auch der Meinung, Fakto habe sich seine Katze verdient.« Ein kurzer Röntgenblick kam über den Tisch. »Er schätzt sie als Delikatesse. Während einer Hungersnot in seiner Heimat ist er auf den Geschmack gekommen.«
    Nun war es aber Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen: »Wozu brauchen Sie einen solchen Mann?«
    »Mr. Bond, ich bin ein sehr reicher Mann. Je reicher einer ist, desto mehr Schutz braucht er. Der übliche Leibwächter oder Detektiv ist meist ein pensionierter Polizist und daher völlig wertlos. Außerdem nimmt er Rücksicht auf Menschenleben, was auch nichts taugt. Die Koreaner kennen solche Gefühle nicht. Sonst hätten die Japaner sie nicht zur Bewachung ihrer Kriegsgefangenenlager eingesetzt. Sie sind grausam und unbarmherzig. Meine Leute sind daraufhin ausgesucht. Ich zahle gut, von Zeit zu Zeit lasse ich aus London eine Fuhre Straßenmädchen herbringen - und wenn dabei was passiert, so ist Geld das beste Leichentuch.«
    Ein vorzügliches Käsesouffle kam, und danach Kaffee. Sie aßen schweigend, in behaglicher Stimmung. Offenbar hatte Goldfinger sich absichtlich gehenlassen
    - gerade so sehr, um eine seiner privaten Seiten zu zeigen, wohl jene, von der er annahm, daß Bond auf sie ansprechen würde. Vielleicht vermutete Goldfinger sogar, daß Bond nur dem Anschein nach ein Gentleman war? Nun, er würde wohl noch weiter sondieren und dann vielleicht einen Vorschlag machen.
    Bond lehnte sich zurück und nahm eine Zigarette. »Sie haben da einen schönen Wagen, das muß der letzte von der Serie sein. Ungefähr 1925, nicht wahr? Zwei Dreizylinderblocks, zwei Kerzen für jeden Zylinder, der eine Satz vom Zündapparat, der andere von der Wicklung aus gezündet?«
    »Ganz richtig. Aber sonst mußte ich einiges ändern. Ich habe fünf weitere Federblätter einsetzen und hinten Scheibenbremsen einbauen lassen. Die Servobremsen vorn waren zu schwach.«
    »Warum? Schneller als achtzig kann der Wagen doch nicht sein. Und die Karosserie ist doch auch nicht so schwer.«
    Goldfinger hob die Brauen. »Nein? Und die Tonne Panzerung und Panzerglas?«
    Bond lächelte. »Ach so! Verstehe. Sie passen wirklich gut auf sich auf. Aber wie fliegen Sie damit über den Kanal? Fällt der Wagen nicht durch den Flugzeugboden?«
    »Ich nehme eine Maschine für mich allein. Die Silver City Company kennt den Wagen, er ist regelmäßiges Frachtgut zweimal im Jahr.«
    »Europareise?« »Nein, Golfferien.«
    »Fein! Das wollte ich auch immer schon machen.«
    Aber Goldfinger biß nicht an: »Jetzt können Sie sich’s ja leisten.«
    Bond lächelte. »Ach, diese Extrazehntausend! Die brauche ich vielleicht in Kanada.«
    »Glauben Sie wirklich, daß dort so viel Geld für Sie zu verdienen ist? Und Sie wollen doch viel Geld verdienen?«
    Bond wurde eifrig: »Na sicher! Wozu arbeitet man sonst?«
    »Fatalerweise dauert das meist sehr lange. Und wenn man’s hat, ist es zu spät.«
    »Ja, das ist der Haken dabei. Ich bin immer fürs abgekürzte Verfahren. Aber nicht hier. Die Steuern sind zu hoch.«
    »Gewiß. Und die Gesetze streng.«
    »Ja, das hab’ ich auch schon gemerkt!«
    »Ach so?«
    »Ja, beim Heroingeschäft. Ich hab’ da ein wenig hineingerochen und bin gerade noch mit heiler Haut davongekommen - das bleibt natürlich unter

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