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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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davon, wohl in
    Richtung West Side Highway. Sie mußten im Oberstock des langen, zweistöckigen Gebäudes sein. Am Ende des Ganges klopfte Fakto an die einzige Tür. Ein Schlüssel drehte sich, zwei Riegel wurden zurückgeschoben, und sie betraten einen großen Raum, dessen Stirnwand ein Panoramafenster einnahm, durch das man einen Blick auf den Fluß und auf das ferne, braune Gewirr von Jersey City hatte. Alles war für die Sitzung vorbereitet. Goldfinger saß, mit dem Rücken zum Fenster, an einem großen runden Konferenztisch mit Wasserkaraffen, Schreibblocks und Bleistiften. Um den Tisch standen neun bequeme Armsessel, vor sechsen lagen kleine, weiße, rotgesiegelte Pakete. An der rechten Wand war ein Büfett aufgebaut, ihm gegenüber hing eine schwarze Tafel über einem Tisch, auf dem Papiere und ein großer länglicher Karton lagen.
    Goldfinger wies auf die beiden Stühle neben sich: links für Tilly Masterton, rechts für Bond. Sie setzten sich.
    »Die Tagesordnung?« Goldfinger nahm die Exemplare, prüfte das oberste und ließ das Mädchen sie auf die Plätze verteilen. Dann drückte er auf eine verborgene Klingel. Einer der Koreaner erschien. »Ist alles bereit?« Der Mann nickte. »Niemand außer den Eingeladenen hat diesen Raum zu betreten. Alle Begleiter bleiben im Vorraum. Du kümmerst dich um sie! Karten und Würfel sind da?« Goldfinger blickte auf Fakto, der noch hinter Bonds Stuhl stand. »Fakto, geh jetzt auf deinen Posten. Wie lautet das Signal?« Fakto hielt zwei Finger hoch. »Ja, zweimal läuten. Geh jetzt und sieh zu, daß alles genau funktioniert!«
    Bond fragte beiläufig:
    »Wie viele Leute haben Sie?«
    »Zwanzig, zehn Koreaner und zehn Deutsche, alles ausgesuchte Leute. Es geht hier allerlei vor sich, fast wie unter Deck eines Kriegsschiffs.« Goldfinger legte die Hände auf den Tisch. »Und nun zu Ihnen, Miss Masterton. Sie notieren nur alle Fragen praktischer Art, also alles, was mein Eingreifen erfordern könnte. Geschwätz lassen Sie beiseite. Verstanden?«
    Bond vermerkte erfreut, daß Tilly Masterton jetzt aufgeweckt und sachlich wirkte. Sie nickte. »Gewiß.«
    »Und von Ihnen, Mr. Bond, möchte ich eine Beurteilung aller Sprecher. Ich weiß zwar eine Menge über sie, aber sie sind nur hier, weil ich sie bestochen habe. Von mir wissen sie nichts. Ich muß sie erst überzeugen, den Rest wird dann die Habgier besorgen. Während der Besprechung werden Sie entsprechende Bemerkungen auf diese Tagesordnung kritzeln und nebenbei jeden Namen mit einem Plus- oder Minuszeichen versehen, je nachdem, ob Ihnen sein Träger vertrauenswürdig erscheint oder nicht. Ich erfahre auf die Art Ihre Meinung, was nützlich sein könnte. Und vergessen Sie nicht, Mr. Bond: Ein Verräter genügt, und wir sind erledigt.«
    »Wer ist diese Pussy Galore aus Harlem?«
    »Amerikas einzige Bandenführerin. Sie führt eine Frauengang. Ich brauche auch Frauen für meine Unternehmung. Sie war Trapezkünstlerin, ist völlig verläßlich und hatte eine Gruppe namens >Pussy Galore und ihre Akrobatinnen<. Die Gruppe hatte keinen Erfolg, also trainierte sie sie als Einbrecher, Fassadenkletterer. Daraus wurde eine Bande von besonderer Rücksichtslosigkeit. Es ist eine lesbische Vereinigung und nennt sich jetzt >Die Zementmixer<. Sogar die großen Gangs respektieren sie. Eine bemerkenswerte Frau.«
    Ein leiser Summton unterm Tisch, und Goldfinger setzte sich auf. Fünf Männer traten ein. Goldfinger erhob sich und neigte grüßend den Kopf. »Mein Name ist Gold. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Man setzte sich. Fünf Augenpaare musterten Goldfinger kalt und aufmerksam. Er begann: »Meine Herren, in dem Paket vor sich findet jeder von Ihnen einen vierundzwanzigkarätigen Goldbarren im Werte von fünfzehntausend Dollar. Ich danke Ihnen für Ihr freundliches Erscheinen. Die Tagesordnung versteht sich von selbst. Während wir aber auf Miss Galore warten, gehen wir vielleicht zur Information meiner Sekretäre - Mr. Bond und Miss Masterton - Ihre Namen durch. Notizen werden nur mit Ihrem Einverständnis gemacht, Mikrophone gibt es keine. Und nun, Mr. Bond, rechts von Ihnen sitzt Mr. Jed Midnight vom >Schattensyndikat<, das von Miami aus operiert.«
    Mr. Midnight war ein großer, wohlgenährter Mann mit jovialer Miene, aber achtsam-bedächtigem Blick. Er trug einen leichten Tropical, darunter ein weißes Seidenhemd mit kleinem, grünem Palmenmuster. Seine komplizierte goldene Armbanduhr mußte ein Viertelkilo wiegen. Er lächelte Bond

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