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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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alles dies nur ein sorgfältig gestellter Hinterhalt war. Nichts. Kein Laut aus den vielen Gebäuden im Hintergrund. Nur die Gruppen der Gangster waren eilig am Werk oder warteten auf ihren Einsatz.
    Goldfinger sprach ruhig ins Mikrophon:    »Letzte Bahre heraus.
    Sprengkommando fertig machen. Alles in Deckung.«
    Die Bereitschaftsgruppen und die Krankenträger hasteten zum Ausgang zurück und gingen hinter der Schutzmauer in Deckung. In fünf Minuten würde das Sprengkommando in das Depot eindringen.
    Bond sagte sachlich: »Eine Minute Vorsprung auf den Zeitplan.«
    Goldfinger blickte über Faktos Schulter auf ihn. »Sehen Sie, Mr. Bond, ich habe recht behalten. In zehn Minuten bin ich der reichste Mann der Welt! Was sagen Sie nun?«
    Bond sagte ruhig: »Das werde ich Ihnen nach diesen zehn Minuten sagen.«
    »Werden Sie? Vielleicht.« Goldfinger sah nach der Uhr und sprach rasch ins Mikrophon. Das Sprengkommando setzte sich mit seiner Last in Bewegung. Triumphierend rief Goldfinger zum Dach der zweiten Dieselmaschine hinüber: »Noch fünf Minuten, meine Herren, dann müssen wir in Deckung gehen!« Und zu Bond gewandt, fügte er leise hinzu: »Und dann werden wir uns verabschieden, Mr. Bond. Ich danke Ihnen für die Hilfe, die Sie und das Mädchen mir geleistet haben.«
    Etwas wischte seitlich durch Bonds Gesichtsfeld: ein dunkler, sausender Fleck am Himmel! Er erreichte den höchsten Punkt seiner Bahn, stand still - und dann kam der ohrenbetäubende Knall eines Leuchtsignals!
    Bonds Herz hüpfte auf. Die Reihen der toten Soldaten erhoben sich, die Maschinengewehre der ineinander verkeilten Panzer schwenkten auf die Tore ein, irgendwoher tönte ein Lautsprecher: »Bleibt stehen, wo ihr seid! Legt die Waffen nieder!« Doch da kam ein zweckloser Feuerstoß von einer der Sicherungsgruppen, und dann brach die Hölle los.
    Bond nahm das Mädchen um die Hüften und sprang. Es war ein Dreimetersprung auf den Bahnsteig, aber Bond dämpfte den Aufschlag mit der Linken und riß das Mädchen auf die Beine. Im Laufen, wobei er sich in der Deckung des Zuges hielt, hörte er Goldfingers Ruf: »Los und erledigt sie!« Links von ihm spritzte eine Geschoßgarbe aus Goldfingers Maschinenpistole in den Asphalt, aber Goldfinger mußte mit der linken Hand schießen. Fakto war gefährlicher! Schon hörte Bond die plumpen, hastigen Schritte.
    Das Mädchen wehrte sich, schrie: »Nein, nein, halt, ich will bei Pussy bleiben! Bei ihr bin ich sicher!« Aber Bond schrie zurück: »Hält’s Maul! Renn, was du kannst!« Sie hielt ihn auf, behinderte ihn. Plötzlich riß sie sich los und stürzte auf eine offene Waggontür zu. Aus, dachte Bond, jetzt ist’s aus! Er riß das Messer heraus und fuhr herum.
    Fakto hielt im Lauf gar nicht inne. Er riß den lächerlichen, todbringenden Hut vom Kopf, blickte seitwärts und ließ ihn, ohne zu zielen, durch die Luft sausen. Die Kante traf das Mädchen genau ins Genick. Lautlos fiel sie nach hinten und Fakto in den Weg. Das vereitelte den Stoß mit dem Fuß, den er eben gegen Bonds Kopf führen wollte. Es wurde ein Sprung daraus, wobei Faktos linke Hand wie ein Beil gegen Bond durch die Luft schnitt. Bond duckte sich, stieß sein Messer seitlich nach oben, traf irgendwie die Rippen, aber die Wucht des fliegenden Körpers schlug es ihm aus der Hand, und es klirrte zu Boden. Mit ausgestreckten Armen ging Fakto, anscheinend unverletzt, wieder auf Bond los, die Füße bereit zu einem neuen Stoß.
    Über dem Gefechtslärm jenseits des Bahnhofs ertönten drei Huptöne aus der
    Dieselmaschine. Mit wütendem Knurren sprang Fakto los, während Bond sich zur Seite warf. Ein fürchterlichen Schlag traf seine Schulter und riß ihn nieder. Jetzt kommt der Tod, dachte er. Benommen raffte er sich auf und zog den Kopf ein, um den Schlag abzuschwächen. Aber es kam nichts. Fakto raste den Bahnsteig zurück, der vorderen Diesellok nach, die schon anfuhr. Er holte sie ein, erwischte die Griff Stange, zappelte für Sekunden haltsuchend in der Luft - und war in der Kabine verschwunden. Die riesige Stromlinienlok fuhr davon.
    Hinter Bond wurde die Tür der Fahrdienstleitung aufgestoßen. In das Rennen der Füße tönte der Schrei »Santiago!« - St. James! Cortes’ Schlachtruf, den Leiter einmal scherzhalber Bond zugedacht hatte. Er wandte den Kopf. Der strohhaarige Texaner stürmte in seinem alten Marine-Kampfanzug den Bahnsteig herauf, gefolgt von einem Dutzend Khakigestalten. An dem Stahlhaken, der ihm als Hand

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