Goldgrube
haben, daß Guy auch nur einen Nickel aus seinem Nachlaß bekommt.«
»Vielleicht findet ja noch jemand das zweite Testament.«
»Das würde mich freuen, aber ich habe schon das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Im Safe war nichts dergleichen. Mir graut schon davor, was passieren wird, wenn Guy wieder auftaucht.«
»Soll heißen?«
»Er wird in irgendeiner Form Ärger machen. Das garantiere ich Ihnen.«
Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er sich geändert. Manchmal kommen die Leute zur Vernunft.«
Donovan machte eine ungeduldige Geste. »Klar, und manchmal gewinnt man im Lotto, aber die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen. So ist es eben, und ich schätze, wir werden damit leben müssen.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wo er sein könnte?«
»Nein. Und ich liege auch nachts nicht wach und grüble darüber nach. Offen gestanden macht es mich ganz irre, wenn ich mir vorstelle, daß er zurückkommt, um sich hier niederzulassen. Mir ist klar, daß er von Gesetzes wegen Anspruch auf seinen Anteil am Nachlaß hat, aber ich finde, er sollte Anstand beweisen und die Finger davon lassen.« Er nahm einen Zettel und schob ihn mir herüber. »Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer. Sein zweiter Vorname ist David. Was kann ich Ihnen sonst noch sagen?«
»Wie lautet der Mädchenname Ihrer Mutter?«
»Patton. Brauchen Sie das zur Feststellung der Identität?«
»Genau. Wenn ich ihn finde, hätte ich gern etwas in der Hand, das mir bestätigt, daß es sich tatsächlich um Guy handelt.«
»Sie denken an einen Schwindler? Das kann ich mir nur schwer vorstellen«, sagte er. »Wer möchte denn schon der Ersatzmann für einen solchen Versager sein?«
Ich lächelte. »So weit hergeholt ist das nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber es ist alles schon dagewesen. Sie wollen doch nicht am Ende einem Wildfremden Geld geben.«
»Da haben Sie recht. Ich bin ganz und gar nicht davon angetan, ihm das Geld zu geben. Leider liegt die Entscheidung nicht bei mir. Gesetz ist Gesetz«, sagte er. »Jedenfalls überlasse ich das Ihnen. Er hat schon wüst gelebt und wüst gesoffen, bevor er einundzwanzig wurde. Über seinen momentanen Aufenthaltsort weiß ich auch nicht mehr als Sie. Brauchen Sie sonst noch etwas?«
»Das wäre für den Moment alles. Ich spreche noch mit Ihren Brüdern, und dann sehen wir ja, wie weit wir kommen.« Ich erhob mich, und wir schüttelten uns über dem Tisch die Hände. »Danke, daß Sie Zeit für mich hatten.«
Donovan kam hinter seinem Schreibtisch hervor und brachte tnich zur Tür.
Ich sagte: »Tasha hat ja sicher die entsprechenden Anzeigen in die Lokalzeitung setzen lassen. Womöglich bekommt Guy Wind davon, falls er nicht bereits im Bilde ist.«
»Wie das?«
»Vielleicht hat er noch Kontakt zu irgend jemandem, der hier lebt.«
»Hm. Das ist wohl möglich. Ich weiß nicht, zu wieviel Aufwand wir noch verpflichtet sind. Wenn er nicht auftaucht, vermute ich, daß sein Anteil am Nachlaß eine gewisse Zeit lang auf einem Treuhandkonto bereitgehalten werden muß. Aber danach, wer weiß? Jedenfalls besteht Tasha darauf, daß wir die Geschichte klären, und mit ihr will sich schließlich niemand anlegen.«
»Wohl nicht«, sagte ich. »Außerdem ist ein Abschluß immer etwas Schönes.«
»Kommt darauf an, worum es geht.«
3
Ich fuhr im Büro vorbei und legte eine Akte zu dem Fall an, in die ich die Daten eintrug, die Donovan mir gegeben hatte. Es sah nach nicht viel aus, nur ein Fitzelchen Information, aber das Geburtsdatum und die Sozialversicherungsnummer wären eine ungemein wertvolle Hilfe zum Nachweis der Identität. Im Notfall konnte ich immer noch bei Guy Maleks früheren Klassenkameraden nachfragen, ob er sich bei irgend jemandem gemeldet hatte, seit er verschwunden war. Nachdem er sich jahrelang so schlimm aufgeführt hatte, war nicht anzunehmen, daß andere ihn gut gekannt oder Wert darauf gelegt hatten, ihn überhaupt zu kennen, aber vielleicht hatte er ja Gesinnungsgenossen gehabt. Ich notierte mir den Namen, den Donovan genannt hatte. Paul Trasatti könnte eine Spur sein. Womöglich war Guy ja im Laufe der letzten fünfzehn Jahre solider geworden und hin und wieder zu Klassentreffen gekommen. Oft sind es gerade die größten »Versager« aus der Schulzeit, die am begierigsten darauf sind, mit ihren späteren Erfolgen zu prahlen.
Wenn ich um einen Tip gebeten würde, wohin er wohl seine Schritte auf dem Weg ins Exil zuerst gelenkt hatte, würde ich San Francisco sagen,
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