Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Gesellschaft, während ihr euch stärkt.“
Hockster trank etwas Tee und fand ihn ausgezeichnet. Naggit hüpfte von Hocksters Schulter auf den Tisch, senkte seine Schnauze über den Teller mit Fleisch und verschlang es innerhalb weniger Sekunden, danach tauchte er seine Zunge in die Wasserschale, trank gierig und laut und richtete sich seufzend auf. „Es geht doch nichts über eine ordentliche Mahlzeit.“
Delek und Hockster sahen erst einander, dann Naggit verwundert an.
„Was habt Ihr denn?“, verteidigte der Drache sich. „Meine Klauen sind gänzlich ungeeignet, ein Besteck zu halten. Also nutze ich, was die Natur mir gegeben hat.“
„Entschuldige“, sagte Hockster, „ich habe nicht viel Erfahrung mit den Sitten und Gebräuchen der Drachen. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“
„Das wird Euch so schnell auch nicht gelingen. Ihr habt doch nicht erwartet, dass ich mit einer Serviette um den Hals dasitze, Messer und Gabel schwinge und höfliche Konversation betreibe.“
„Eigentlich habe ich gar nichts gedacht.“
„Ihr hegt doch ständig irgendwelche Gedanken und am liebsten wälzt Ihr sie im Kreise herum“, widersprach Naggit gut gelaunt. „Ich bin ein Drache! Weder Mensch noch Tier und schon gar nicht irgendetwas dazwischen! Lernt und Ihr werdet den Unterschied vielleicht irgendwann verstehen.“
„Ich danke dir für die Belehrung.“
Hockster brach ein Stück Käse ab und sah Delek an. „Was hat deine Bemerkung von vorhin zu bedeuten, Delek? Kaum einer kennt mich hier. Weshalb sollte die ganze Stadt nach mir suchen?“ Er probierte den Käse und bot Naggit davon an. Der Drache drehte angewidert den Kopf weg. „Wollt Ihr mich vergiften?“
Hockster grinste. Delek wischte sich mit der Handrücken über den Mund und fuhr sich dann fahrig übers ganze Gesicht. Es klang, als schabte man mit einem Messer über Leder. Hockster beobachtete das Schauspiel fasziniert. Delek räusperte sich. Was für eine Vorstellung, dachte Hockster, danach muss selbst dem Dümmsten klar sein, dass er Unangenehmes erfahren wird.
„Mein guter kleiner Freund“ begann Delek salbungsvoll, „du bist in großer Gefahr. Die Wachen durchkämmen die Stadt nach dir. Sie wissen, dass du heute kommst, und zum König vorgelassen werden möchtest.“
Ihr werdet Ärger kriegen , sagte Naggit und es klang ein kleines bisschen schadenfroh. Mehr als euch lieb ist .
Hockster überhörte die Worte des Drachen. „Nun rede schon, Mann!“
„Gestern, am späten Abend, versuchte ein gedungener Mörder den obersten Berater Eutarus zu töten. Aber der Verbrecher wurde geschnappt, noch bevor er sein grausiges Werk beginnen konnte.“
„Das klingt ja wie eine Bekanntmachung des Königs!“, platzte es aus Naggit heraus.
„Ist es auch – in gewisser Weise“, erwiderte Delek. „Die ganze Nacht liefen die Herolde durch die Straßen und schrien diese Nachricht wieder und wieder hinaus. An Schlaf war nicht mehr zu denken.“
„Aber das war nicht alles, richtig?“, fragte Hockster.
„Sie riefen auch den Namen des Mörders: Garlit Veitogan!“
„Was für ein Unsinn!“, rief Hockster und sprang auf. „Garlit ist kein Mörder! Ich meine, er ist einer, aber nicht in diesem Fall!“
Delek wedelte mit den Händen. „Nicht so laut. Es muss ja nicht gleich jeder deine Ansicht in dieser Sache erfahren. Es hieß, dass Veitogan unsichtbar gewesen wäre, sonst hätte er den Palast gar nicht erst betreten können. Aber der Zauber hat sich wohl aufgelöst, als er Eutarus' Räume betreten wollte.“
Hockster ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Der Zauber hatte versagt. „Es ist mein Fehler! Aber von Mord war nie die Rede. Garlit sollte Eutarus lediglich - nun ja, fortschaffen – für eine kurze Zeit.“
„Nun, das ist ihm nicht gelungen. Er schmort jetzt im Kerker. Bevor man ihn dorthin brachte, wurde er allerdings von Eutarus befragt, solange, bis er wimmernd deinen Namen als denjenigen nannte, der hinter der ganzen Sache steckt.“
Hockster senkte den Kopf und betrachtete die Maserung der Tischplatte. Eine unangenehme Stille machte sich breit. Delek, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte, betrachtete seine Hände.
„Was sagen die Herolde über ihn?“, Naggit wies mit dem Kopf auf Hockster.
„Hockster ist der Anführer einer Verschwörung, die sich den Tod des Königs als Ziel gesetzt hat.“ Der Wirt wandte sich an Hockster. „Ich weiß, dass du kein Mörder bist. Aber selbst ich finde es seltsam,
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