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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Mal hat Garlit bei ihr gelegen, dann wieder ich.“
    „Nein!“, entfuhr es Hockster. Wieder regte sich die Eifersucht in ihm.
    Tira schüttelte belustigt den Kopf. „Das wundert dich doch nicht wirklich, oder?“
    Hockster dachte einen Moment darüber nach. „Nein!“, antwortete er dann. „Bei jeder anderen Frau wäre es mir auch wirklich gleichgültig. Bei dieser einen aber fürchte ich die Austauschbarkeit meiner Person wie niemals zuvor. Tira, sie bedeutet mir mehr als mein Leben.“
    „Dann beweise es!“ Tira stand auf, küsste Hockster auf die Wange und sagte: „Es gibt noch andere Frauen in diesem Land, weißt du.“
    Aber Hockster schien sie gar nicht zu hören, starrte nur wortlos aus dem Fenster.
    Tira seufzte tief. „Ich gehe jetzt.“
    „Ich danke dir, Tira. Du bist eine gute Freundin.“
    „Ein Schwert für jedes Mal, da ich das gehört habe, und ich könnte eine Armee ausrüsten. Denk nicht weiter darüber nach, Hockster. Hilf statt dessen lieber Madigan, diese Bürde zu tragen – wenn du kannst.“
    „Ich will es versuchen.“
    „Gute Nacht!“
    „Danke!“
     
    Madigan kam nicht in dieser Nacht und auch nicht in der darauf folgenden zu ihm. Hockster sah sie bei den Zusammenkünften der Befehlshaber und Anführer und hin und wieder begegneten sie einander an den zentralen Stellen der Feste. Tage vergingen, in denen Trenadil sich mehr und mehr mit Flüchtlingen füllte. Doch Hockster kümmerte sich kaum darum. Fast alle Flüchtlinge waren Landbewohner und nicht ans Kämpfen gewöhnt. Aus diesem Grund, aber auch angesichts des ständig wachsenden Verteidigungsheeres und der Anwesenheit der Hajadas waren sie nicht bereit, sich einzufügen und ein Teil der Verteidigungsarmee Trenadils zu werden. Hockster verstand das gut. Niemand zieht gern in den Krieg und selbst die Not ist kein ausreichender Grund sich hinzustellen und sich erschlagen zu lassen, wenn die eigenen Talente ganz offensichtlich auf einem anderen Gebiet zu finden sind.
    Eines Morgens fand er seinen Edelsteinbeutel auf dem Tisch in seinem Zimmer mitsamt seinen Schmucksteinen darin. Wie er später von Naggit erfuhr, der inzwischen bei Madigan wohnte, hatte Diwenok in einem Gespräch mit Madigan darauf bestanden, dass er sie von ihr zurückerhalten sollte. Hockster öffnete den Beutel und schüttete den Inhalt achtlos aus. Da lagen sie wie die Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit. Zu jedem Stein gab es die Geschichte, wie er ihn erlangt hatte. Jeder einzelne von ihnen war mit seiner Vergangenheit verbunden.
    Er hatte gelernt, Magie ohne die Fokussierung durch die Steine zu lenken. Allein der Turmalin nahm eine besondere Stellung ein. Hockster hatte nie geglaubt, dass ein natürliches Ding an sich Böse sein könnte, doch beim Turmalin war er sich wirklich nicht sicher. Der Stein schien ihm beständig die gleiche Botschaft zuzusenden, die so manch einer, den er in seinem Leben kennengelernt hatte ihm wieder und wieder gepredigt hatte: Ohne mich bist du nichts! Hockster wusste, dass das nicht stimmte, aber er konnte sich diesem Gedanken nicht entziehen. Er setzte sich, goss Tee ein, trank und betrachtete den Stein.
    Als er ihn erhalten hatte, war er sicher gewesen, an einem Wendepunkt in seinem Leben zu stehen, aber sein Leben hatte schon viel früher eine neue Richtung erhalten, nämlich zu dem Zeitpunkt, als er Rok Talusien und kurz darauf Madigan begegnet war. Der Stein selbst, die Gabe der Weisen, hatte ihm die Macht der Magie gänzlich erschlossen, doch als er in tiefster Not Illusionen erschaffen musste, um sich, Madigan und Naggit zu retten, hatte er den Stein gar nicht besessen. Hockster lächelte bitter. Der Turmalin war sein persönlicher Türöffner, der ihm die ganze Kraft der Magie dargeboten hatte. Er brauchte ihn nicht mehr, hatte ihn vielleicht mitsamt den anderen Schmucksteinen nie wahrhaftig gebraucht, doch seine Unsicherheit war immer stärker gewesen als der Glaube an sich selbst. Nun war der Stein wieder da und Hockster hatte keine Ahnung, was er damit tun sollte. Seine tiefe Unsicherheit mahnte ihn, den Stein zu verwahren, um ihn dann einzusetzen, wenn der bevorstehende Krieg zu ihren Ungunsten verlaufen sollte. Doch damit würde er nachträglich nichts anderes tun, als sich erneut einem toten Ding unterzuordnen und die Ansicht der drei Weisen zu bestätigen. Er sammelte die Steine langsam wieder ein und schob den gefüllten Beutel in die Hosentasche.
    Wenig später sah man Hockster im Berg

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