Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
sein Abendessen. Er dankte ihm freundlich und schickte ihn mitsamt dem Essen wieder weg. Er hatte keinen Appetit.
Wenig später wurde erneut an seine Tür geklopft.
„Herein, wenn es nicht Tira mit einer Abendmahlzeit ist“, rief Hockster.
Die Tür wurde geöffnet. Natürlich war es Tira, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dafür zu sorgen, dass er anständig aß. „Es tut mir leid, dich zu enttäuschen, Lieber, aber das hier ist der beste Eintopf, den es je gegeben hat und du würdest dich drei Jahreszeiten voller Schnee und Eis lang ärgern, wenn du sie nicht wenigstens probierst.“
„Das wären dann drei Jahre!“
„Da siehst du, wie gut die Suppe sein muss.“ Sie strahlte Hockster an und stellte das Tablett auf den Tisch. „Iss etwas davon, mir zuliebe.“
„Etwas! Ich kenne deine Vorstellung von Mengen. Etwas heißt bei dir grundsätzlich alles und das ist heute einfach zu viel.“
„Hockster, Lieber, iss, sonst kommt es um. Das würde Trewel gar nicht gefallen.“
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich diesen Namen hier nicht hören möchte.“
„Was für ein Unsinn“, widersprach Tira lachend. Hockster schüttelte resigniert den Kopf. Es war ihm nahezu unmöglich, sich Tiras Fröhlichkeit zu entziehen. „Dadurch verschwindet der Mann doch nicht und auch seine Liebe zu Madigan bleibt erhalten.“
„Ja, ich weiß das. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich muss mir einen Rest von Widerstand bewahren, sonst gehe ich unter.“
„Komm jetzt. Ich leiste dir Gesellschaft.“
Hockster empfand Tiras Anwesenheit als äußerst beruhigend. Ob sie so einsam war wie er, wusste er nicht, ahnte aber, dass es ihr nicht viel anders erging, vor allem seit Garlit sich ausschließlich um Madigan kümmerte. Gleich nach der Ankunft in Trenadil hatte Tira sich von Garlit getrennt, der das Ende ihrer Liebe mit weit mehr Fassung getragen hatte, als Hockster je für möglich gehalten hätte. Jetzt wusste er warum! Tira hatte sich keinen neuen Liebhaber erwählt, obwohl viele Männer um ihre Gunst warben. Sie lebte allein wie er, ein paar Zimmer. Wäre Madigan nicht gewesen, dann hätte Hockster Tira gebeten, ein Zimmer mit ihr zu teilen, obwohl er ahnte, dass sie ihn am Ende abgelehnt hätte.
„Ich habe gute Neuigkeiten“, sagte Tira nach einer Weile. „Diwenok glaubt, dass eine Streitmacht aus Burnyk unter der Führung von Alep Elders und Kwin Bohnthal in etwa zwei Monaten in Trenadil ankommen werden. Ist das nicht toll? Inzwischen glaubt jeder, dass wir doch noch Aussicht haben, die Chetekken zurückzuschlagen.“
„Das sind gute Neuigkeiten“, bestätigte Hockster und löffelte weiter seinen Eintopf.
„Heute Abend, in weniger als einer Stunde, tritt der Rat der Feste zusammen. Ich soll dich von Madigan und Diwenok bitten zu kommen, nachdem du heute Morgen schon gefehlt hast.“
„Sag ihr, ich werde kommen.“
„Diwenok kannst du es selber sagen, er möchte, dass du ihn vor Beginn der Versammlung noch aufsuchst. Es scheint wichtig zu sein.“
Hockster nickte, wischte sich den Mund, schob seinen Stuhl zurück, stand auf und fragte Tira: „Willst du mich begleiten?“
„Ich glaube, Diwenok erwartet dich allein. Geh nur, wir sehen uns später.“
Hockster verließ das Herrenhaus, überquerte den Innenhof, der trotz vorgerückter Stunde noch immer voller Betriebsamkeit war. Er erreichte das Haus der Druiden und trat ein. Diwenok erwartete ihn bereits. Der Druide saß in seinem Zimmer hinter einem wackeligen Tisch und bediente sich aus einer Weinkaraffe, die vor ihm stand.
„Ah, Beltrim, willkommen. Ich freue mich, dass du es einrichten konntest.“
Hockster setzte sich Diwenok gegenüber. Er wurde aus dem Mann nicht so recht klug. Als Oberhaupt der letzten Druiden Heetlands nahm er ständig für sich in Anspruch, mit gleicher Stimme wie die übrigen Führer im Rat zu sprechen. Sein Wissen war zweifelsfrei unersetzlich, doch seine Arroganz versetzte Hockster jedes Mal aufs neue in Wut. Auch jetzt spürte er sie wieder. Das lag nicht so sehr an den Worten des Druiden, als viel mehr an seinem herablassenden Gebaren.
Aus diesem Grund fiel Hocksters Erwiderung schroffer aus als gewöhnlich. „Was gibt es, Diwenok?“, fragte er, „die Zeit drängt, der Rat wartet nicht.“
„Wohlan, dann will ich mich sputen. Ich habe gestern erfahren, dass du im Besitz eines Turmalins bist. Dame DeVille wollte ihn mir nicht aushändigen, also habe ich verfügt, dass er dir zurückgegeben werden
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